Du schläfst schlecht, stehst unter Dauerstress, bist verspannt und kommst vor lauter Trubel kaum zur Ruhe? Meditation hast du bereits versucht und bist offen für östliche Einflüsse, vertraust aber auch auf westliche Heilmethoden? Dann ist die Sophrologie, eine noch junge Therapiemethode, vielleicht genau das Richtige: Die „dynamische Entspannung“ verbindet Atem-, Entspannungs-, Bewegungs- und Visualisierungstechniken, um den Geist zu beruhigen und sorgt für ein neues Lebensgefühl. Wir sind begeistert!
Einer der ersten Sätze, die ich bei meiner Recherche zum Thema Sophrologie lese, lautete: „Das wesentliche Ziel ist die Suche nach dem Gleichgewicht des Seins durch die Erarbeitung einer geistigen und physischen Lebenshygiene.“ Wunderbar, dachte ich, das passt, denn mein Sein ist weder im Gleichgewicht, noch in Balance, es baumelt eher an einem seidenen Faden. Übersetzt bedeutet Sophrologie soviel wie „die Wissenschaft des Bewusstseins in Harmonie“ – durch gezielte Übungen wird ein innerer Prozess in Gang gesetzt, der die physischen, psychischen und mentalen Strukturen positiv verändert.
Wie das geht? In einer Sophrologiesitzung, die einzeln oder in einer Gruppe stattfinden kann, wird mit Hilfe gezielter Atem- , Entspannungs-, Visualisierungs- und Konzentrationsübungen ein Zustand zwischen Wachsein und Schlaf hergestellt. Wer bereits Yoga praktiziert, dem werden einige der Übungen, wie der Body Scan und die Bauchatmung, bekannt vorkommen. Die Sophrologen nennen den Zustand, der durch die Entkrampfung der Muskeln und ruhiges Atmen erzielt wird: „Etat soprhonique“. Wie schön das klingt, ich stelle mir sofort vor, wie ich auf eine Wolke dahin schwebe und fühle mich ein bisschen ans Hypnobirthing erinnert. Der „Etat soprhonique“ sorgt für eine tiefe körperliche und geistige Entspannung sowie eine erhöhte Erlebnisfähigkeit. Und genau diese höhere Erlebnisfähigkeit ist es, mit der in den Sitzungen die positiven inneren Ressourcen mobilisiert werden.
Der Behandelte aktiviert seine eigenen Kräfte, indem er sich zum Beispiel auf einen Schmerzpunkt konzentriert und dabei die auftauchenden Erinnerungen beachtet. Danach stellt er sich vor, wie er anstelle der krankmachenden Reaktion positiv handelt und fühlt. Durch den entspannten Zustand können sich die neuen Vorstellungen tief einprägen und werden fast “erlebt”. Gerne wird das Erlebte auch aufgeschrieben, um später die eigenen Veränderungen zu erkennen. Meist sitzen sich die Personen auf einem Stuhl gegenüber, die Augen sind geschlossen und die Aufmerksamkeit wird nach innen gelenkt.
Die vier Prinzipien der Sophrologie
Die Sophrologie basiert auf vier Prinzipien: dem Prinzip des positiven Handelns, dem Prinzip des Körperdiagramms als gelebte Realität, dem Prinzip der objektiven Realität und dem Grundprinzip der Anpassungsfähigkeit. Das Besondere an der Sophrologie, die vor allem in Frankreich und der Schweiz praktiziert wird, ist die Kombination aus Ost und West. So nutzt die Wissenschaft Techniken aus dem indischen Raja Yoga, dem tibetischen Buddhismus, dem japanischen Zen, der Meditation, der modernen Psychologie, der Bioenergie nach Lowen, der Vegeotherapie nach Reich, der Neurologie, dem autogenen Training, der Tiefenentspannung und der Hypnosetherapie. Die angewendeten Entspannungstechniken
sollen dabei helfen das körperliche und psychische Wohlbefinden durch einen Energieausgleich wieder herzustellen. Besonders hervorgehoben werden in der Sophrologie Pausen vom Alltag, die Akzeptanz negativer Gefühle und das Körperbewusstsein. Wer regelmäßig nur zehn Minuten übt, kann sich irgendwann selbst in den Zustand versetzen.
Wer hat‘s erfunden?
Auch wenn man in der Schweiz viele Sophrologen und Ausbilder findet, begründet wurde die Wissenschaft in den 60er Jahren durch den spanischen Neuropsychiater Alfonso Caycedo. Er erkannte schon damals, dass eine Krankheit immer ein Ungleichgewicht von Körper, Seele und Geist ausdrückt. Zum einen wollte er alle drei Ebenen ansprechen, zum anderen sollte die Sophrologie ein Tool sein, sich selbst zu ergründen. Seine Arbeit in einem spanischen Krankenhaus lehrte ihn, dass es zur Heilung mehr Bedarf als einer kurzen
medikamentösen Behandlung. Mehrere Reisen inspirierten ihn, die Heilmethoden des Ostens mit dem Wissen des Westens zu verbinden. Eine seiner Schülerinnen, die Schweizerin Dominique Antiglio, hat die Methode bereits mit 15 Jahren praktiziert und damit ihr Leben verändert. Heute ist die Bestsellerautorin selbst Sophrologist und hat die Methode in England bekannt gemacht. Sie verbindet die Sophrologie mit ihrem Wissen aus der Osteopathie und Sprachtherapie.
Für wen ist Sophrologie geeignet?
Die Methode, die einen Zustand zwischen Schlaf und Wachsein herstellt, ist zur Bewältigung von Stress, den besseren Umgang mit Schmerzen (Migräne und Magenbeschwerden), bei psychischen Spannungen und bei Essstörungen geeignet. Sie ist lindernd und vorbeugend, das heißt, es lohnt sich auch sie zu testen, wenn man gerade keine akuten Beschwerden hat. Und sie findet dann großen Anklang, wenn wir ein sehr Yang-orientiertes Leben führen und uns die Meditation schwer fällt.
Darüber hinaus ist die Sophrologie ein Tool für alle, die sich weiter entwickeln und vertieft mit sich selbst auseinander setzen möchten. Die Sitzungen führen zu einer verbesserten Körperwahrnehmung und Wahrnehmung der persönlichen Werte. Profisportler nutzen die Methode zur mentalen Vorbereitung, bei Kindern hilft sie das Lernverhalten zu verbessern und Burnout-Patienten finden in ihr einen schützenden Alltagsbegleiter. Viele Menschen kommen über Schlafprobleme zur Sophrologie, wieder andere nutzen die Entspannungsmethode zur Geburts- oder Prüfungsvorbereitung oder bei Angstzuständen. Fast immer spielen jedoch Stress und psychische Faktoren eine wichtige Rolle.
Ebenfalls sehr spannend ist der Ansatz für Menschen, die mehr über ihre Vergangenheit lernen oder heraus finden möchten, denn die Sophrologie versteht sich als “aufdeckende” Methode und hilft dabei, belastende Ereignisse an die Oberfläche zu bringen.
Was verspricht die Methode?
Mit Hilfe der Übungen können wir uns entspannter, präsenter, offener und fokussierter fühlen. Wer regelmäßig dran bleibt – und das ist ja wie so oft das A und O – dem gelingt es, die Herausforderungen des Alltags mit mehr Ruhe und Balance zu bewältigen. In jedem von uns schlummert ein großes Potential, doch allzu oft, sind wir uns dessen nicht bewusst. Die Sophrologie hilft uns dieses Potential zu erkennen und auszuschöpfen.
Wo kann man Sophrologie ausprobieren?
Hier kannst du eine Sophrolgie-Sitzung ausprobieren:
Online bei Dominique Antiglio unter https://be-sophro.com/
Stefanie Fröhlicher in Freiburg: https://www.stefanie-froelicher.ch/deutsch/sophrologie/
Natalie Cafflers in Köln/Bonn: https://www.sophrologie-koeln.com/
Guylène Péntek in München: https://www.therapie.de/profil/pentek/
Weitere Infos findet ihr hier: https://www.sophrologie-news.de/
Buchtipp:
„The Life-Changing Power of Sophrology: A practical guide to reducing stress and living up to your full potential.“ von Antiglio, Dominique
Titelbild © Motoki Tonn via Unsplash
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