Wir haben im Interview mit der Diplom-Psychologin, Therapeutin mit eigener Praxis in Berlin, Coachin, Autorin und Dozentin Laura Ritthaler über das Thema Freundschaft gesprochen. Wir wollten wissen, welche Rolle spielt eigentlich das Verhältnis zu uns selbst in Freundschaften.
Laura, wie wichtig sind Freundschaften für unser Leben?
Sehr wichtig. Freundschaft kommt bei den meisten Menschen an zweiter oder dritter Stelle im Leben. Gerade im Krisenerleben werden tiefe und nicht gepflegte Freundschaften dann oft sehr vermisst. Und es gibt auch die Freundschaft zu dem eigenen Partner und zu Haustieren.
Welchen Stellenwert haben Freundschaften ganz persönlich in deinem Leben?
Einen sehr hohen natürlich ;)
Was brauchen wir für gelungene Freundschaften?
Das wir auf uns selbst aufpassen können – damit die Freundschaft nicht ständig für „Therapie-Ausheul-Gejammer-Gespräche“ genutzt werden muss, sondern auch viel Leichtigkeit neben Tiefe erfahren darf.
Welche Rolle spielt das Verhältnis zu uns selbst in Freundschaften?
Ich würde behaupten, wer sich selbst eine gute FreundIn ist, der kann auch eine gute FreundIn für andere sein. Wenn ich selbst sehr hart oder verbissen in meiner Beziehung zu mir selbst bin, dann bin ich das oft auch zu anderen, auch wenn wir bei Anderen meist deutlich milder sind.
Ist es normal, dass Freundschaften sich irgendwann auseinanderleben und verändern?
Ja, das kann passieren, wenn sich im Leben etwas stark verändert, wie ein bestimmter Job oder Kinder, dann können sich die Werte so verändern, dass es auch die Freundschaft verändert. Einfach weil man weniger Überschneidungspunkte im Leben hat. Das überdauern dann oft nur die sehr frühen Freundschaften.
In diesem Fall: Eher loslassen oder versuchen daran zu arbeiten?
Das kommt darauf an, wie wichtig einem die andere Person ist und wieviel Pflege wir bereit sind zu investieren.
Was ist der größte Fauxpas in Freundschaften?
Neid und Missgunst.
Was braucht eine langjährige Freundschaft?
Pflege und gute Erlebnisse. Wie bei Liebesbeziehungen gilt auch hier der 3:1 Quotient. Auf drei positive Erlebnisse kann ein schwieriges folgen. Dann braucht es aber wieder positive Momente, sonst hängt die Freundschaft irgendwann am Tropf.
Was bekommen wir in Freundschaften, was wir nirgendwo anders bekommen?
Ruhe und Stabilität, da wir in Freundschaften weniger leidenschaftlicher unterwegs sind als in Liebesbeziehungen. Leidenschaft schafft eben auch Leiden und wir sehnen uns – gerade aktuell- sehr nach einem freundlichen, stabilen, warmen Miteinander.
Brauchen Frauen Freundschaften dringender als Männer?
Nein, beide brauchen die Freundschaft gleichermaßen. Wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich sogar sagen, das Männer sie noch ein Tick mehr brauchen. Da Frauen meist offener mit Ihren Gefühlen umgehen können als Männer.
Vielen Dank für das Interview!
Über Laura Ritthaler:
Laura Ritthaler ist Diplom-Psychologin und Therapeutin mit eigener Praxis in Berlin, Coachin, Autorin und Dozentin an verschiedenen Instituten. In Ihrem Buch „Emotional Detox – Wie Sie Ihr emotionales Immunsystem stärken“ sind eine Auswahl bewährter und praktischer Ideen aus ihrer fünfzehnjährigen Erfahrung zusammengefasst. Ihr Konzept Emotional Detox® gibt es als Buch, als Coaching-Wochenende und ab 2022 bildet sie KollegInnen darin aus.
Titelbild @ Anastasii Rozumna
Portrait Laura @ Chiara Bonetti
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