Nicolę Niewiadomski über Freundschaft in Zack, erleuchtet

Zack, erleuchtet: warum sind Freunde wichtig für unser Leben?

Nicole Niewiadomski ist Coachin für Sinn und Berufung und begleitet Frauen bei der beruflichen Neuorientierung. Für uns hat sie die Frage nach der Wichtigkeit von Freundschaften beantwortet.

Warum sind Freunde wichtig für unser Leben? Das ist eine wunderschöne und gleichzeitig komplexe Frage. Denn unsere Freunde können je nach Kontext und Lebensphase vielseitige Rollen und Funktionen in unserem Leben einnehmen. Fest steht jedoch: Durch unsere Freunde erfahren wir ein Stück weit, wer wir sind. Denn wir entwickeln unsere Persönlichkeit nicht nur durch Introspektion und Reflexion, sondern vielmehr auch durch Spiegelung, Interaktion und Resonanz.

Tiefe statt Länge ist entscheidend

Zwar sind wir gesellschaftlich dazu konditioniert, die Länge einer Freundschaft als deren Qualitätsmerkmal heranzuziehen. Dabei muss diese keineswegs ein Indikator für eine gute oder erfüllende Freundschaft sein. Denn nicht die Länge einer Freundschaft entscheidet über ihre Qualität, sondern ihre Tiefe. Das Gleiche gilt für alle weiteren zwischenmenschlichen Beziehungen. So kann es sein, dass wir uns mit Freunden, die wir erst vor zwei Jahren kennengelernt haben, enger verbunden fühlen als mit Freunden, die wir seit der ersten Klasse kennen. Denn manchmal bestehen letztere nur noch aus Pflichtgefühl oder Gewohnheit, während frischere Freundschaften auf einem Fundament aus gemeinsamen Werten oder aktuellen Gemeinsamkeiten entstehen, die von Anfang an eine tiefe Verbundenheit fördern. Man steigt sozusagen auf einem authentischeren Level in die Freundschaft ein, was Ehrlichkeit und Verletzlichkeit fördert. Und das wiederum bringt Freunde noch viel näher zusammen, als die schiere Dauer einer Verbindung.

Tiefe Freundschaften brauchen Verletzlichkeit

Nicht selten haben wir in Freundschaften Angst, uns so zu zeigen, wie wir wirklich sind. Dahinter steckt oft die Vermutung, der andere würde sofort das Weite suchen, wenn er wüsste, wie es wirklich in uns aussieht. Dabei ist paradoxerweise genau das Gegenteil der Fall. Denn wenn wir uns verletzlich zeigen, unsere Masken abnehmen und Angriffsflächen bieten, geben wir unseren Freunden die Möglichkeit, das Gleiche zu tun. Nur so können auf Dauer Vertrauen und echte Nähe entstehen. Denn in Wahrheit sind Unsicherheiten, Ängste oder kleine Marotten der beste Klebstoff, den es für eine Freundschaft geben kann. Viel stärker noch als gemeinsame Hobbys oder eine Vorliebe für die gleichen Dinge.

Was sonst noch wichtig ist?

Für erfüllte Freundschaften braucht es die Bereitschaft, Verschiedenheiten respektvoll auszuhalten, statt zu erwarten, dass unsere Freunde so denken, handeln und leben, wie wir selbst. Auch sollten wir uns für die Erfolge des anderen freuen können und uns aufrichtig für seine Themen interessieren, auch wenn sie für uns selbst keine Relevanz haben. Zudem braucht es gegenseitige Akzeptanz und ein Verständnis für Phasen, in denen wir andere Prioritäten und deshalb weniger Kontakt haben, zum Beispiel, wenn unsere Freunde ein Business gründen, frisch verliebt sind oder Eltern werden.

Was für mich persönlich gute Freundschaft bedeutet?

Für mich bedeutet eine gute Freundschaft, dass man nach längeren Pausen oder gar Zeiten der Funkstille wieder entspannt und ohne (offensichtliche oder versteckte) Erwartungen dort anknüpfen kann, wo man aufgehört hat. Und zwar ohne den Zwang, ständig über jedes noch so kleine Alltagsdetail des anderen Bescheid wissen zu müssen. Mit anderen Worten: Eine gute Freundschaft braucht Luft zum Atmen, aber gleichzeitig das Wissen, dass man jederzeit wieder willkommen ist im Leben des anderen.


Über Nicole Niewiadomski:

Als Coach für Sinn & Berufung begleitet Nicole Niewiadomski Frauen auf dem Weg der beruflichen Neuorientierung. 


Portrait Nicole @ Leah Bethmann

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