Kristina von Masala Love

„Essen müssen wir eh, warum nicht ayurvedisch“ – Masala Love im Interview

Kristina Nowoczin ist Ayurveda-Kochcoachin, Ayurveda-Ernährungsberaterin und Gründerin von Masala Love. Im Experteninterview erklärt, sie warum die ayurvedische Ernährung so gesund ist.

Warum ist eine ayurvedische Ernährung gesund?

Erinnerst du dich noch an deine letzte Pizza Quattro Stagioni, Pommes mit Majo oder Gnocchi Gorgonzola? Weisst Du noch, wie du dich danach gefühlt hast? 

Nun stell dir einen bunt gefüllten Teller mit deinem Lieblingsofengemüse, frischen Kräutern und einem fruchtigen Chutney auf Süßkartoffel-Wasabi-Püree vor. Hast du eine Idee, wie sich das anfühlt?

Ich bin nicht grundsätzlich gegen Pommes und Co – ganz im Gegenteil. Ich liebe Pommes mit Majo. Alles was wir zu uns nehmen hat eine Wirkung, die sich auf physischer und mentaler Ebene ausdrückt. Mit Hilfe des Ayurveda entsteht ein tieferes Verständnis für die Wirkung und grundsätzlich mehr Bewusstsein für das, was wir zu uns nehmen.

So haben wir die Wahl, für was wir uns entscheiden und mit welcher Konsequenz. Mein Motto: Essen müssen wir sowieso, warum nicht gleich ayurvedisch.

Was sind die Hauptmerkmale der ayurvedischen Ernährung?

It’s all about Agni. Agni bedeutet übersetzt Verdaungsfeuer. Damit ist gemeint, wie die aufgenommene Nahrung verstoffwechselt wird. Ist Agni schwach, kann die Nahrung nicht ausreichend verstoffwechselt werden, was Ama (Schlacken) hinterlässt. Natürlich spielen auch die Doshas und die individuelle Konstitution eine wichtige Rolle. Was zum Beispiel für eine Kapha-Konstitution förderlich ist, kann für eine Pitta-Konstitution kontraproduktiv sein. 

Hier ein paar Tipps für eine ayurvedische Ernährung, die dabei helfen Agni zu unterstützen und in Balance zu bleiben:

Die Menge macht‘s: Nicht zu viel, nicht zu wenig! Halte Deine Handinnenflächen zusammen, die dort entstandene Mulde zeigt dir die Menge, die du gut verdauen kannst.

Prana Food: Das Essen sollte frisch und möglichst unverarbeitet sein. So enthält es viel Prana (Lebensenergie) und versorgt uns mit guter Energie.

Warm am Morgen: Am Morgen befindest du dich in der Kapha-Phase. Das heißt, die Verdauung ist noch nicht sehr aktiv. Du entlastest deinen Körper, indem du ihm leicht Verdauliches und warmes Essen gibst.

Reichlich am Mittag: Am Mittag befindest du dich in der Pitta-Phase. Hier ist das Agni am stärksten, daher nehme am besten mittags deine Hauptmahlzeit ein.

Leicht am Abend: Am Abend befindest du dich wieder in der Kapha-Phase. Nachdem schon viel Energie verbraucht wurde, ist es ratsam leicht, gekocht und gut verdaulich zu essen.

Trinken: Warm statt kalt trinken. Kalte Getränken schwächen unsere Verdauung, daher verzichte besser auf eiskalte Getränke. Lieber warm oder zimmertemperiert. 30 Minuten vor und nach dem Essen nicht trinken. So behalten die Verdauungssäfte ihre Kraft und werden nicht verdünnt.

Mit Ruhe & Achtsamkeit: Wenn du isst, dann isst du! Speise ganz in Ruhe, aber nicht zu langsam. Kaue reichlich und schmecke bewusst die Aromen. So nimmst du das Sättigungsgefühl viel deutlicher wahr.

Pausen einlegen: Zwischenmahlzeiten und Snacks sollten die Ausnahme sein. Vier Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten empfehle ich dir, so ist die Nahrung verdaut.

Alle sechs Geschmäcker: Süss, sauer, salzig, scharf, bitter, scharf und zusammenziehend sind die Geschmacksrichtungen, die du über den Tag verteilt zu dir nehmen solltest. So bleibt der Heißhunger aus.

Was sind die Doshas?

Die ayurvedisches Lehre geht davon aus, dass sich alles aus den universellen Elementen Erde Wasser, Feuer, Luft und Äther zusammensetzt. So auch die Doshas. Grundsätzlich werden drei Doshas unterschieden, welche die Eigenschaften jeweils zweier Elemente in sich vereinen: Vata, Pitta und Kapha.

Das Vata-Dosha setzt sich aus den Elementen Luft und Äther zusammen und entspricht dem Bewegungsprinzip. Das Pitta-Dosha besteht aus den Elementen Feuer und (ein bisschen) Wasser und entspricht dem Stoffwechselprinzip. Das Kapha-Dosha wiederum vereint die Elemente Wasser und Erde und entspricht dem Strukturprinzip. Aus einer Mischung der drei Doshas bildet sich so unsere ganz einzigartige Konstitution.

© Masala Love

Seit wann verfolgst du eine ayurvedische Ernährung und welche Veränderungen hast du bei dir festgestellt? 

Im Grunde hatte ich meinen ersten Kontakt mit der ayurvedischen Ernährung als ich 14 Jahre alt war. Essen und eine gesunde Zubereitung faszinierten mich schon als Jugendliche. Als ich mich dann 2010 zum Ayurveda-Koch-Coach weitergebildet habe, habe ich meine Essgewohnheiten noch etwas modifiziert, was zu mehr Energie und weniger Verdauungsproblemen geführt hat. Das Wissen um optimale Essenszeiten und das Vermeiden bestimmter Lebensmittelkombinationen waren eine echte Bereicherung für mein Wohlbefinden.

Gibt es Lebensmittel, die man laut Ayurveda meiden sollte? 

Ich liebe es, dass im Ayurveda keine Verbote, sondern Empfehlungen ausgesprochen werden. Jedes Lebensmittel hat eine bestimmte Wirkung. Mit diesem Wissen ist es möglich mehr Balance in den Alltag zu integrieren. Intuitiv wissen wir ohnehin, was uns gut bekommt und was nicht. Allerdings gibt es einige Empfehlungen, welche Lebensmittel für eine ayurvedische Ernährung besser nicht miteinander kombiniert werden sollten:

  • Nach kaltem Essen oder kalten Getränken sollte nicht warm oder heiß konsumiert werden.
  • Milch und Früchte sollten nicht kombiniert werden.
  • Honig sollte nicht heisser als 40 Grad erhitzt werden.
  • Stärkehaltige Lebensmittel sollten nicht kombinieren werden mit Obst, Milch und Eiern. 
  • Stärke und Fruchtzucker vertragen sich nicht und die Verdauung wird träge.

Welchen Rat gibst du Menschen, um eine ayurvedische Ernährung zu beginnen ?

Die oben genannten allgemeinen Empfehlungen bilden eine super Basis um sich mit dem Ayurveda vertraut zu machen. Das Schöne ist, die Wirkung ist direkt spürbar. 

Zudem macht es Spaß sich in der Küche auszuprobieren und neue Geschmacksrichtungen zu entdecken. Auf meiner Website gibt es Ayurveda-Rezeptkartenboxen für eine typgerechte und ayurvedische Ernährung

Für wen ist Ayurveda geeignet?

Die Frage ist einfach zu beantworten. Für alle, die gut für sich sorgen möchten und es sich wert sind. 

Welche Lebensmittel und Gewürze wählst du, wenn es dir nicht gut geht? 

Kurkuma ist ein absoluter Allrounder. Nicht nur als Gewürz kommt es bei mir zum Einsatz. Curcumin, dem Wirkstoff aus der Kurkumawurzel, werden viele positive Eigenschaften nachgesagt. So wirkt es z.B. bei Verdauungsbeschwerden, Entzündungen, Erkältungen und Gelenkschmerzen.

Auch Ingwer kommt bei mir täglich in’s heisse Wasser. Es stärkt das Immunsystem, wirkt aktivierend und antibakteriell. Und ich nutze Fenchel, Kümmel, Anis und Co. Auch hier gilt: Jedes Gewürz hat wie jedes Lebensmittel eine individuelle Wirkung.

Für alle die mehr wissen wollen, kann ich das Buch „Die Ayurveda Apotheke“ von Vinod Verma sehr empfehlen.

© Masala Love

Das gekochte Wasser. Warum soll man Wasser 10 min kochen, bevor man es trinkt?

Wenn das Wasser 10 Minuten sprudelnd gekocht wird, trennen sich dabei die Wassermoleküle, werden kleiner und können dadurch in die Zellzwischenräume eindringen und wasserlösliche Schlacken reinigen. Ich empfehle, morgens einen Liter zu kochen und ihn in einer Thermoskanne warm zu halten. Über den Tag verteilt trinken wirkt kleine Wunder.

Hast du einen einfachen ayurvedischen Tipp, den jede/r in den Alltag integrieren kann?

Ich bin großer Fan vom Ölziehen und Zunge schaben. Es lohnt sich diese Routine am Morgen zu etablieren. Giftstoffe, die wir in der Nacht über die Zunge ausscheiden, werden durch das Öl gelöst.

Nach dem Aufwachen einen Löffel Öl (z. B. Sesamöl oder ein Mundöl) im Mund für ca 3 Minuten hin und her bewegen und durch die Zähne ziehen. Im Anschluss das Öl mit einem Tuch im Müll entsorgen. Mit dem Zungenschaber die Zunge reinigen und frisch in den Tag starten. 

Passend zur beginnenden Frühlingszeit hat Kristina außerdem ein tolles Rezept für alle Abonnentinnen kreiert, das nicht nur super schmeckt, sondern auch entlastend wirkt.


Über Kristina Nowoczin

Kristina Nowoczin von Masala Love ist Designerin & Foodfotografin und beschäftigt sich seit ihrer Jugend mit der ayurvedischen Küche. Sie ist „Ayurveda-Kochcoachin“, zertifizierte Ayurveda-Ernährungsberaterin und Gründerin des Labels Masala Love und entwickelt kreative Rezepte in Form von saisonalen Rezeptkarten sowie Rezepte & Foodfotos für Magazine, gestaltet Kochbücher, gibt Kochkurse und veranstaltet Ayurveda-Retreats.   

Titelbild @ Larigrafie

0 Kommentare zu “„Essen müssen wir eh, warum nicht ayurvedisch“ – Masala Love im Interview

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert