Julia Müller und das werkzeug gegen graue Haare

Shades of Grey – kein Problem mit dem Älterwerden

Mutter und Gymnasiallehrerin Julia Müller hat kein Problem mit dem Älterwerden. Geärgert über die ersten grauen Haare? Nein, einfach mit der Pinzette ausgezupft.

Älterwerden macht mir nichts aus. Im Gegenteil. Sobald ich an Geburtstagen auf das Thema zu sprechen komme, werde ich nicht müde, kundzutun, dass das Älterwerden doch so viel besser ist als die Alternative. Meine Anfang 40 steht mir, wie ich meine ganz gut.

Ich bin genau genommen fitter als noch vor zehn Jahren und im Job und der Familie eine erfahrene Persönlichkeit (vielleicht mehr im Job als in der Familie …) Ich sehe die zunehmende Gelassenheit und das Vertrauen in mich selbst als ein Geschenk des Alters. Wobei das fast klingt, als wäre ich schon 100 Jahre alt.

Und doch ist da etwas, was mich fast verzweifeln lässt. In meine modisch geschnittene, dunkelbraune Kurzhaarfrisur mischen sich mehr und mehr graue, genauer gesagt schneeweiße Haare.

Bei anderen Frauen, die, was ja immer mehr in Mode zu kommen scheint, selbstbewusst zu ihrer neuen Haarfarbe stehen, sehe ich das als äußerst positiv an. Ich bewundere sie, ermutige „Betroffene“ in meinem Umfeld und eigentlich gefällt es mir auch. 

Aber bei mir? Graue Haare? Bin ich wirklich schon alt?

Nun ist es auch nicht so, als wären es ein bis zwei graue Härchen ab und an. Nein, meine Töchter machen sich täglich daran, die weißen, borstigen und ironischerweise auch noch gelockten Haare aufzuspüren und tun das jeweils mit sehr großem Erfolg. Die 5-jährige freut sich, wenn sie „Glitzer“ auf meinem Kopf findet, die 7-jährige geht schon einigermaßen gekonnt mit der Pinzette um und zupft mir eines nach dem anderen aus. 

Wobei sich mir die Frage stellt: Warum habe ich die ungeliebten Exemplare gestern noch nicht entdeckt? Sie müssten doch eigentlich irgendwann weiß aus meiner Kopfhaut herauswachsen, dann wären allerdings die Haare halb brünett, halb weiß.

Meine sehen aber eher so aus, als wären sie über Nacht „erblasst“. Vielleicht vor Schreck über mich und mein Alter? 

Und eines wird mir immer klarer: Ich bin noch nicht bereit, mit zunächst melierten und dann weißen Haaren durch die Welt zu gehen!

Also suche ich momentan nach Lösungsmöglichkeiten. Dazu muss man wissen, dass ich, seit ich 13 bin, meine Haare konstant färbe. Im  90er-Jahre-Style Mahagoni, Kirschrot oder später dann schwarz. Mitte 30 dann die Erkenntnis: Warum sollte ich so viel Chemie an meinen Körper lassen, meine natürliche Haarfarbe ist doch nicht so schlecht und zu viel „Künstliches“ macht alt. Ja, super. 

Weiß macht auch alt. 

Oder zumindest nicht jung, so viel ist klar. Also wieder die Chemiekeule auspacken und nebenbei dunkle Flecken auf den Badezimmermöbeln hinterlassen (passiert garantiert immer)? Alle paar Wochen viel Geld für das Färben bei meiner Friseurin ausgeben? Alternative Färbemittel aus Henna und Co. – funktionieren doch sowieso nicht. 

Die Shampoo-Produkte aus der „Tschüss Grau“-Abteilung sind bereits im Dauereinsatz, sie machen die braunen Haare zwar brauner, die weißen leider nicht. Und was zum Teufel ist eigentlich so schlimm an weißen Strähnen? Wahre Schönheit kommt von innen und ich habe so viel mehr zu bieten. Außerdem  geht es um das Gesamtpaket… und, und, und. Ein weißer Lockenkopf wäre ganz cool, aber ob oder wann es so weit ist, das steht noch in den Sternen.

Nein, noch bin ich deutlich zu jung dafür!

Die Situation ist quasi ausweglos und das Thema beschäftigt mich. Das hat natürlich auch der Algorithmus hinter den Social Media-Kanälen bemerkt und jetzt bekomme ich Werbung in Dauerschleife – momentan für eine Tinktur aus Mandarinenextrakt. Die Tinktur soll meine Haare wieder in ihre Originalhaarfarbe zurückverwandeln. Ich kann es kaum glauben, aber ich werde es ausprobieren. Und ich frage mich, ob ich dann oben rum nach Mandarinenschale dufte?

Und für alle weiteren Tipps und Tricks bin ich natürlich offen und dankbar, also immer her damit. Und bis ich die für mich passende Lösung gefunden habe, versuche ich mich zu beruhigen, quasi mantraartig, mit Sätzen wie: „Es könnte alles so viel schlimmer kommen“. 

Hilft , wenn auch nur für kurze Zeit. 

So ist das wohl mit dem Älterwerden. Mir macht das ja eigentlich gar nichts aus. 

Kategorien Life

Julia ist 41 Jahre alt und nach ihrem Germanistik- und Anglistikstudium arbeitet sie an einem Gymnasium als Lehrerin für die Fächer Deutsch und Englisch. Mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern lebt sie in einer Kleinstadt und befindet sich im ständigen Spagat zwischen Beruf und Familie, Stadt und Land, einem aktiven Leben und "von allem zuviel". Wichtige Elemente in Julias Leben sind außerdem ihre Freunde, Musik und Sport

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