Die Yoga Shala im Kubatzki und Redakteurin Coco

Yoga-Auszeit im Kubatzki

Redakteurin Coco macht sich zu viele Gedanken. Das zeigt sich nicht nur im Alltag, sondern auch bei der Yogastunde im Entspannungsurlaub im Yogahotel „Das Kubatzki“. Wie sie sich unerwartet doch entspannen konnte und was Unterwäsche, Yoga-Socken und Pupsen damit zu tun haben, erfahrt ihr hier.

„Kann man meine Unterwäsche durch die Yogahose sehen?“ Meine Freundin und ich stehen beide vor dem Spiegel im Hotelzimmer, der Oberkörper ist nach vorne gebeugt, der Po streckt sich in Richtung Spiegel.

Einen Blick erhaschen wollend, schauen wir durch unsere Beine hindurch, meine Haare fallen mir ins Gesicht. „Ich kann nichts sehen!“, nuschelt sie in ihre braunen langen Haare hinein.

„Ich auch nicht!“, rufe ich unbekümmert hinterher. Synchron wackeln wir von rechts nach links, einen passenden Lichteinfall suchend, den Rand des Spiegels nicht verpassen wollend. „Ich glaube nicht. Bei dir?“ Zuppeln, zappeln, tasten, ruckeln. „Ist doch egal, oder?“, steht sie dann vor mir, dreht mich um und haut mir mit einer Wucht auf den Po, dass es nur so wackelt.

Licht an – der Wahrheit ins Auge blicken

„Eigentlich hast du ja recht, aber trotzdem …“ Behände wuchte ich meinen Koffer aufs Bett und betrachte meine mitgebrachten Unterhosen. „Alle nicht nahtlos“, sage ich und wühle mich weiter durch meinen Klamottenberg – ohne Erfolg. Sie schaltet alle Lichter an, stellt sich hinter mich und schiebt meinen Oberkörper noch einmal Richtung Boden.

„Weiter nach rechts“, rufe ich und ziehe den Stoff an meinem Popo zur Seite. „Nichts!“ Triumphierend teilt sie mir ihr Ergebnis mit. „Na gut.“, sagt sie und ich drehe den Spieß um. „Auch nichts.“ „Na dann los.“

Dem Alltag entfliehen

Wir packen unsere Sachen und gehen Richtung Yogaraum, den wir heute zum ersten Mal gemeinsam betreten. Ein Raum, der gemütlich im Erdgeschoss liegt, mit Blick ins Grüne und inmitten von Bäumen, die sich im Wind bewegen. Die meterlange Fensterfront sorgt für eine besondere Gemütlichkeit.

Hierher haben wir uns auf den Weg gemacht, um gemeinsam zu entspannen, Zeit für uns und unsere Freundschaft zu haben und dem Alltag zu entfliehen, in dem sich in den letzten Wochen die beruflichen Ereignisse überschlagen haben. Irgendwie wie immer, und trotzdem ein Dauerfeuer, das wir hier und jetzt unterbrechen wollen – unterbrechen müssen, denn vor allem ich spüre nicht mehr die Corinna, die ich eigentlich bin.  

Der Kamin brennt und feuert uns an, wir selbst zu sein.

„To let go“, beginnt die Yogalehrerin, die auf ihrer Matte Platz genommen hat und unter dem Schriftzug „Love“ unsere anstehende Nachtruhe einläutet. 

Ich bin erleichtert, denn es ist inzwischen so dunkel, dass das schummerige Licht der wenigen indirekten Lampen keine Spuren auf meinem Po hinterlassen wird. Zusätzlich habe ich es mir in der letzten Reihe gemütlich gemacht. Perfekt also.

Wir gleiten durch die Asanas, sanfte Musik im Hintergrund, die Stimme der Yogalehrerin vereint mit der Musik. Alles verblasst: meine Unterwäsche, die anderen Frauen im Raum, doch eins nicht: meine Gedanken. 

„Was, wenn sie jetzt gleich will, dass ich meine Socken ausziehe?“ 

Mein Fokus ist verrutscht und hängt dort fest. Ich verstehe ja, dass ich mehr Halt habe, wenn ich barfuß unterwegs bin. Dass ich mich erden kann, dass der direkte Hautkontakt zum Boden wichtig ist. Aber es ist kalt, ungemütlich und bei Yin Yoga vollkommen überflüssig.

Ein Witz? Schön wär’s… Ich warte also, beobachte die Yogalehrerin, wie sie durch den Raum geht und mache mich gefasst auf meine Antwort, die ich gleich souverän geben werde. Nichts. 

Der Raum, die Musik, die Atmung der anderen sollte mich vergessen lassen, aber ich kann nicht. „Wieso eigentlich nicht?“, frage ich mich und bleibe an diesem Gedanken hängen. Weil ich doch eigentlich hier bin, um die Maske meines Alltags abzuwerfen und ganz bei mir, ganz ich selbst zu sein. Es scheint, als würde der Kleber des Alltags noch immer anheften und Zeit brauchen, um seine Kraft zu verlieren. 

„Aber ich darf“, denke ich und gebe mir damit die Erlaubnis. 

Dann bemerke ich, wie sie sich hinter meinem Kopf platziert, ein leises „Darf ich?“ murmelt und mit meinem Einverständnis meine Schulter sanft Richtung Boden drückt. „Du darfst“, denke ich und sinke in die Matte und in meine Entspannung hinein.

Weder ein Wort über meine Unterwäsche, noch über meine Socken. Als ob sie mit dieser kleinen Bewegung all meine Gedanken weggewischt hätte. Unterwäsche und Socken sind passé und all die herum wirbelnden Gedanken, die so unnötig sind. „Vier Tage Entspannung, zur Ruhe kommen und loslassen“, doch dann höre ich plötzlich ein kurzes, aber eindeutiges Geräusch. 

„ICH habe nicht gefurzt!“, weiß ich und möchte es heraus brüllen.  

Ich hebe den Kopf und schaue, was passiert. Ich fliege durch den Raum, suchend nach dieser einen Person. „Ich will wissen, wie sie sich fühlt“, denke ich. Nichts. Es passiert einfach nichts, es interessiert sich niemand dafür.

„Ihr könnt froh sein, wenn ihr pupsen müsst.“

An diesen Satz erinnere ich mich wieder in diesem Moment. „Denn dann entspannt ihr euch wirklich!“ Ich lehne mich zurück, strecke Arme und Beine aus und weiß: „Hier bin ich richtig.“ In diesem Moment, in diesem Yogaraum in St.Peter-Ording, eingehüllt in eine Decke, die alles im Außen Passierende abschirmt. 

Hier darf ich einfach sein – in meiner Unterwäsche, die Nähte abzeichnet. In Yogasocken, die unförmig an meinen Füßen hängen und inmitten meiner Gedanken, die mich immer wieder davon abhalten wollen, schlicht und einfach nur ICH zu sein. 

Vier Tage im Hotel Kubatzki in St. Peter-Ording haben mir so viel Entspannung und Ruhe gebracht wie seit langem nicht mehr. Angefangen mit dem ersten Hallo und weitergeführt durch die Herzlichkeit des Personals, die kleinen Details in der Einrichtung und das leckere ayurvedische Essen, hat es das Team geschafft, dass ich mich seit langem mal wieder richtig entspannen konnte und wie zu Hause gefühlt habe.

Den Kopf ausschalten und sich voller Vertrauen einfach hingeben und loslassen. Vielen Dank an das Team, das Haus, den Strand und das Meer. Und vielen Dank an die vielen tollen Yogalehrer:innen, die den Aufenthalt unvergesslich gemacht haben. 

Die Redakteurin hat den Aufenthalt selbst bezahlt. Der Beitrag ist nicht gesponsert oder unterstützt.

Fotos @ Coco Petermeier


Kategorien Om

Coco ist Gymnasial- und Yogalehrerin, Beraterin und Coach und sie liebt das Meer. Mit ihrer Arbeit möchte sie sich für psychische Gesundheit einsetzen, den Blick für das Wesentliche schärfen und Lebens- und Liebesgeschichten erzählen.

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