Simone Lopez Sanchez über einen Mönch der zum Frisör geht

Ein Mönch geht zum Frisör.

Es war einmal ein Mönch. Er nahm neben Simone Platz und die wurde verrückt vor Fragen und dem Drang mehr zu wissen. Vielleicht ist sie jetzt schon auf dem Weg zum nächsten Kloster?

Ich laufe durch das Tor und es ist, als ob ich die laute Stadt an diesem Morgen in Richtung Oase verlasse. Auf einmal wird es ruhig, Grünpflanzen rechts und links, ein einladender Innenhof. Selbst das Licht wirkt hier anders. 

Und da sitzt er. Mitten im Hof. Er fällt mir direkt auf. Irgendwie sitzt er anders. Er schaut mich an. Nein, nicht dass, was ihr denkt. Oder schaut er durch mich hindurch? Ich nicke. Warum nicke ich? Ich mache so einen Dorfnicker, als ob man sich kennen würde. Peinlich. 

Willst du einen Mönch treffen – fahr nach Köln

Köln. Das OSHO-UTA-Institut mitten im Belgischen Viertel. Ich bin für zwei Infotage rund um eine Weiterbildung hier und werde am Ende erfahren, dass ich für diese Weiterbildung nicht zugelassen werde.

Ich nehme in der ersten Reihe Platz, habe ich noch nie gemacht. Ich lege meinen Sachen ab, neben mir sitzt der Mensch vom Eingang. Er lächelt ein mildes Lächeln. Er trägt Bart und sitzt barfuß im Lotussitz auf dem Stuhl. Hm, ein Yogi vielleicht. Er ist zu unauffällig dafür. 

Irgendwas geht von ihm aus. Ich weiß nicht, was es ist. Es ist kein Interesse an ihm als Mann, wo kämen wir denn da hin, mich interessiert was anderes.

In der ersten Aufgabe des Seminars schließen wir uns zu einer Dreier-Gruppe zusammen, stellen einander vor und machen gemeinsam eine Übung. Der Mann ist an der Reihe. Er sagt: „Hi, ich bin Franz (Name von der Redaktion geändert), ich bin Mönch und lebe in einem Kloster.“ 

Ahaaaaaaa, jetzt verstehe ich. Deshalb habe ich auch mit dem Kopf genickt, das war kein Dorfnicker, das war eine heilige Verbeugung meinerseits. Jetzt ergibt alles Sinn.

Ein Mönch, ein echter Mönch.

Ich werde verrückt. Wo kommt der her? Was macht der hier? Ich bin aufgeregt. Ich möchte mein Podcast-Mikro aus der Tasche ziehen, denn ich habe sehr viele Fragen. Wie spricht man ihn denn jetzt an? Herr Mönch oder mit Vornamen?

Als wir uns setzen, sage ich: „Toll, dass du da bist, ich wollte schon immer mal einen Mönch treffen.“ Der Typ, äh der Mönch muss denken, ich habe einen an der Waffel. Merke ich aber in dem Moment nicht: „Darfst du aus dem Kloster raus, wann du willst?“ Ich bin im Frage-Flow.

Naja, wenn er nicht dürfte, wäre er nicht hier. Oder doch? Vielleicht ist er getürmt. Ich sehe die Headline: Mönch bricht aus Kloster aus, um an Weiterbildung im Osho-Center teilzunehmen. Wohl kaum.

Der Mönch ist weit gereist

9 Stunden mit dem Zug. Oder noch länger. Wenn er raus will, meldet er sich einfach ab. Ich denke an seine Eltern, was sagen die dazu, dass er im Kloster lebt? Oder sind die beiden zerstritten? Mein Kopf fährt Achterbahn und hat eine BILD-Zeitung vor dem Gesicht.

„Morgen möchte ich zum Frisör“, sagt der Mönch in die Stille.

Zum Frisör. Ich bin aus dem Häuschen. Wie normal kann ein Leben sein. Aber klar, auch Mönche können nicht ewig wachsen lassen, was denke ich denn? Muss er da was zahlen oder sagt er an der Kasse: „Buddha, macht das, Glück auf.“
Ne, Moment, nicht Glück auf. Was sagt ein Mönch?
Er sagt: „Du wirst heute sein, was du morgen denkst.“

Ok, habe heimlich gegoogelt, was der Buddha so gesagt hat.
Der Frisör sagt dann:
„Ja, das stimmt, ich denke, ich bin ein Frisör und jetzt stehe ich hier und schneide dir die Haare.“
Oder er sagt:
„Vorne noch kürzer?“
Oder:
„Möchtest du einen Kaffee?“
Also, wenn der Mönch dann sagt: „Ja, bitte mit Milch und Zucker“, dann weiß ich auch nicht weiter.

Mönche, Klöster, die buddhistische Lehre – all das zieht mich magisch an.

Mit Dr. Britta Hoelzel, der Achtsamkeits-Koryphae aus Deutschland sprechen, das ist für mich wie ein Jackpot! Georg Lolos lauschen (stelle fest, zu lange nicht gemacht) oder neben einem echten Mönch sitzen – also, das ist ja fast wie ein Date mit Wotan Wilke Möhring. Fast.

Ganz fast. Halb fast. Ok, ich nehme auch das Date.

Aber es gibt eine Begeisterung, etwas das mich magisch anzieht. Meine Mutter hat früher immer gesagt, dass sie als junges Mädchen ins Kloster wollte. Im Scherz hat sie das gesagt, denn auch heute würde sie wohl eher alles im Kloster auseinander nehmen und den Vorgarten umpflanzen. Sie wollte wohl eher aus anderen Dingen ausbrechen. Und irgendwie ist dieser Satz wohl bei mir kleben geblieben. 

Oh Gott, was alles an mir klebt.

Ja, ich würde gerne ins Kloster.

Wenn das Kind groß ist, gehe ich vielleicht. Aber nach meiner Indienreise und der Zeit in zwei Ashrams weiß ich, dass es nicht so romantisch ist, wie man sich das vorstellt, wenn man Julia Roberts in Eat Pray Love den Holzboden schrubben sieht.

Ich hatte eine Dusche, aus der nur tropfenweise das Wasser kam, eine Magenverstimmung und einen indischen Volontär, der mich durch seine Betreuung glücklich machen wollte. Und an mir verzweifelte. 

Aber zurück: Ich glaube, wenn wir merken, da ist ein Interesse für etwas, da zieht uns etwas an, dann dürfen wir dahin gehen. Dem folgen. Und Fragen stellen. Weitersuchen, ohne uns selbst zu verlieren. Auch daran glauben, dass es uns findet. 

Ich glaube daran, dass auch in meinem verrückten Hirn Ruhe möglich ist. Und wahrscheinlich ist diese magische Anziehung, die Suche nach der Ruhe, nach dem inneren Glück. Danach, dass alles von den Schultern abfällt. Und man stelle sich mal vor, was ich aus dem Kloster raus für Kolumnen schreiben könnte.

Ich wünsche euch, dass es euch zieht, egal wohin. Ich wünsche euch, dass ihr geht, wenn es Zeit ist zu gehen. Lasst euch von niemandem aufhalten. Atmet ins Herz, glaubt an euch.

Ich versuche es auch, versuche nicht zu fallen und wünsche euch eine magische Dezember-Zeit.

Eure Simone 


Kategorien Kolumne

Simone ist Mama eines kleinen Jungen, leidenschaftliche Yoga- und Meditationslehrerin, Podcast-Gastgeberin, freie Autorin und PR-Beraterin und ihre große Liebe ist das Schreiben. Sie ist verantwortlich für alle Inhalte und Texte bei PersonalityMag.

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