Josefine war bei einem „Date with Destiny“-Event von Tony Robbins und erklärt uns, warum es sich lohnt, eine lebensverändernde Erfahrung zu machen und “all in” zu gehen.
Wer ist eigentlich Destiny? Und warum habe ich ein Date mit ihr?
Ein früher Dezembermorgen 2022 in West Palm Beach in Florida. Um meinen Hals baumelt mein Namensschild und ich klammere mich an einem 130 Seiten starken Workbook fest, auf dem die Worte „Date with Destiny“ prangen.
Nervös stehe ich in der subtropischen Wärme vor einem riesigen Gebäudeklotz in einem Industriegebiet und warte mit hunderten von anderen Menschen auf Einlass. Verstohlen gucke ich mich um.
Keiner sieht so unsicher aus wie ich. Junge und Alte, Frauen und Männer, Sportleggins und gebügeltes Hemd, alles dabei. Viele scheinen sich zu kennen oder ist es die amerikanische Offenheit, die mich täuscht?
Worauf habe ich mich da eingelassen?
Ich werde die nächsten sechs Tage live mit tausend anderen Menschen vor Ort und mehreren tausend Teilnehmern online an dem Tony Robbins Coaching-Event teilnehmen, das verspricht, dass das Leben danach ein anderes sein wird.
„Aber wie funktioniert das? Was machen die denn da?“, frage ich meinen Mann zweifelnd zwei Wochen zuvor. Ich bin, nach Therapien, Coaching, Yogaausbildungen und sehr viel persönlicher Weiterentwicklung trotzdem an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich alles in Frage stelle.
Mal wieder. Es nervt, es zerrt und zermürbt und ich möchte dem endlich ein Ende setzen. Mein Mann, der zwei Jahre zuvor online an dem Event teilgenommen hat und tatsächlich wie ein anderer Mensch daraus hervorging, versucht zu helfen:
„Man kann das nicht erklären was da passiert Fine, man muss das selber erleben! Aber was hast du zu verlieren?“
Ja, was habe ich zu verlieren? Die Bedingungen sind fair und die Gelegenheit gut: Wir befinden uns sowieso gerade in den USA, die Möglichkeit an dem Event vor Ort teilzunehmen, bietet sich also an und kommt sicher nicht so schnell wieder.
Hinzu kommt, dass man bis nach Tag 3 der Veranstaltung, sein komplettes Geld erstattet bekommt, sollte es einem nicht gefallen. Ich willige also ein.
Und nun stehe ich hier.
Wie oft habe ich meinen Mann für seine Begeisterung für diesen verrückten Riesen namens Tony Robbins belächelt? Die tiefe, laute Stimme, die amerikanische Euphorie à la „alles ist möglich“, das Getanze, die maßlose Begeisterung der Massen um eine einzelne Person.
Das passt alles so gar nicht zu meinem lang geübten und sich selbst erfüllenden Pessimismus, meiner tief in mir verankerten ostdeutschen Bodenständigkeit und der Prägung meines Aufwachsens, mit der primären Frage, warum ausgerechnet ich mehr erreichen sollte als andere?
„Es kostet mich sämtliche Energie diesen krassen Gegensatz, der innerlich in mir tobt, daran zu hindern, die Location fluchtartig zu verlassen. “
Aber als die Tore sich öffnen und ich mit den anderen in die klimatisierte Halle geschoben werde, gibt es kein zurück. Drinnen sind hunderte Stühle vor einer großen Bühne aufgebaut, die futuristisch im Halbkreis von riesigen Bildschirmen umgeben ist. Ich kann mich nicht entscheiden, wo ich sitzen will (eins meiner Probleme, die ich dringend loswerden muss) und schlender planlos durch die Halle. Allein.
Schon das katapultiert mich aus meiner Komfortzone.
Plötzlich sehe ich ein paar Reihen vor mir ein bekanntes Gesicht: Lea Sophie Cramer, die Gründerin von „Amorelie“, kenne ich durch eine gemeinsame gute Freundin. Was für ein Zufall, denke ich und spreche sie an.
Sie ist mit zwei Kolleginnen hier und die drei nehmen mich sofort unter ihre Fittiche, wofür ich mehr als dankbar bin. Ich gestehe ihr sofort, dass ich aufhören musste, ihren Podcast zu hören, weil ich mich zu sehr unter Druck gesetzt fühlte. Die massive Motivation stand im heftigen Gegensatz zu meinem fehlenden Glauben an mich selbst. Ein weiteres meiner Probleme mit Loswerdebedarf.
Ein Meer aus Menschen …
Das Publikum wird heiß gemacht: Euphorie, Licht, laute Beats, verschiedene Redner und dann… Tony Robbins und die Menge dreht durch. Ein Meer aus Menschen, die bereit sind „all in“ zu gehen und ihr Leben zu ändern.
„Schmerz, Verzweiflung, Ängste, Scheitern, fehlender Lebenssinn und die Hoffnung, dass dieser Mann helfen kann, haben sie hierher geführt. Und sie sollen nicht enttäuscht werden.
Mr Robbins hält seine erste Rede und die Teilnehmer hängen an seinen Lippen. Auf den Bildschirmen sieht man in kleinsten Kästchen die vielen tausend Menschen, die von überall auf der Welt teilnehmen. Stundenlang läuft Tony durchs Publikum und redet vollkommen frei über eigene Erfahrungen, Hürden, Mindset, Persönlichkeitstypen und das Leben.
Was da konkret passiert? Gehirnwäsche.
Zu Recht, denn wie ich feststelle, hängt unfassbar viel Dreck in Form von limitierenden Glaubenssätzen, schlechten Erfahrungen und Traumata darin fest, die mich davon abhalten ein erfülltes Leben zu leben, Ziele zu erreichen, glücklich zu sein.
In den folgenden sechs Tagen arbeitet man sich gemeinsam durch das Workbook. Jeder Tag hat eine anderes Thema: von der Entdeckung seiner emotionalen Welt über Beziehungen zu Anderen bis zur Integration des neuen Mindsets. Jeder Tag dauert bis zu 16 Stunden und tief in der Nacht, wenn man vollkommen fertig nur noch in sein Bett möchte, genau dann passiert das Wichtigste.
„Denn nur in diesem weichgekochten Zustand kommt der ganze Mist aus dem Unterbewusstsein hoch. “
Sich morgens frisch geduscht und mit Kaffee an den Schreibtisch zu setzen und zu überlegen, was für unbrauchbare Muster, Verhalten und Prägung in einem Stecken funktioniert nämlich nicht.
Das Herzstück: die Liveinterventionen
Die Teilnehmer:innen sind in kleinere Gruppen eingeteilt, die jeweils von einem ausgebildeten Coach betreut werden. Kommt man alleine nicht weiter, findet man immer einen Ansprechpartner, der einen mit hilfreichem Input unterstützt.
Die Tage sind ein Mix aus Motivationsreden, Vorträgen, Einzel- und Partnerübungen, Meditationen und immer wieder Musik und Tanz, um die Energie hochzuhalten.
Das Herzstück aber sind die Liveinterventionen mit Tony Robbins. Sowohl aus dem Publikum vor Ort als auch Online Teilnehmer teilen ihre Erfahrungen aus den Übungen und die darauffolgenden Interventionen mit ihm können schon mal ein paar Stunden dauern.
Wir erleben unter anderem mit wie ein Mann Ende 60 sein ganzes Leben reflektiert und am Schluss schluchzend seiner Frau in den Armen liegt, wie ein Paar sich trennt und ein anderes wieder zusammen findet, wie eine suizidgefährdete Frau nach mehreren Stunden befreit und glücklich neuen Lebensmut gefasst hat.
„In jeder einzelnen Session findet man sich auch ein Stück selbst wieder und nimmt etwas für das eigene Leben mit.“
Ich habe noch nie so viel geschriehen (Seele aus Leib und so), so viele Menschen aus tiefstem inneren weinen und hinterher überglücklich gesehen, so viel bedingungslose Liebe, Respekt, Unterstützung, Offenheit, Unvoreingenommenheit und Freundlichkeit von fremden Menschen erfahren. Das war ein Safe Space, den sich tausend Leute in diesem Studio geteilt haben. That was one fucking hell of a ride.
Und auch ich muss „leider“ sagen:
Man muss die Erfahrung selber machen, um das zu begreifen.
Die Masse an Dingen, die man über sich selbst und sein Verhalten herausfindet und die Erkenntnis, dass man selbst (und nur man selbst!) die Macht hat, sein Leben zu ändern, startet den Turbo. Gehirnwäsche, sag ich ja. Aber ganz sicher nicht das Schonprogramm. Sondern Kochwäsche bei 90 Grad und höchster Schleuderzahl, also unter höchst körperlichem und seelischem Einsatz. Aber das ist es sowas von wert.
Für das Geld kann man doch einen Haufen Einzelcoachings machen. Macht das nicht viel mehr Sinn? Klares Nein. Wann beschäftigt man sich schon mal sechs Tage am Stück sechzehn Stunden täglich mit dem eigenen Seelenleben?
„Diesen hoch emotionalen Zustand, diesen bedingungslosen Fokus und Willen, die motivierende Energie und die Schicksale der anderen, das alles führt auf einzigartige Weise zu den eigenen Ergebnissen.“
Aber hey, wer glaubt, damit ist es getan, liegt falsch.
Es werden zwar eine ganze Reihe von Schaltern umgelegt aber, damit es dabei bleibt, muss man dran bleiben. Nur das Wissen über etwas verändert noch nicht gleich den Zustand oder das Verhalten. Die Erkenntnisse müssen auch über das Event hinaus integriert und zu Gewohnheiten gemacht werden. Das ist Arbeit.
In der letzten Nacht, als die Musik aus und die Lichter der Halle erloschen sind und ich mich auf den Weg in mein Hotel mache, fühle ich mich wie neugeboren: erschöpft, ein bisschen verletzlich, gleichzeitig an einigen Stellen geheilt und mit ganz viel Hoffnung.
Die Flut an Selbsterkenntnissen trägt mich hinaus in das alte Leben, das ich jetzt mit ganz anderen Augen betrachte. Aus meiner Opferhaltung ist ein „its Happening FOR me, not TO me“-Mindset geworden. Und was klingen mag, wie der Aufdruck eines Kühlschrankmagneten hat tatsächlich mein Leben verändert.
Ich wünsche jedem, dass er diese Erfahrung mal machen darf.
Besser früher als später. Es gibt nichts zu verlieren.
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