Es gibt fast nichts, was so toxisch ist, wie vergleichen. Es zerstört Freundschaften, Geschwisterliebe, Paar-Beziehungen und macht schlechte Laune. Wer vergleicht, verliert. Warum das so ist und warum es besser ist, sich einen Moment Zeit zu nehmen und das große Ganze zu sehen, erklärt Simone.
Ich gestehe: Manchmal tue ich eine Sache, die richtig toxisch ist. Sie gräbt sich tief in mein Unterbewusstsein ein, sie macht mir schlechte Laune, sorgt dafür, dass ich mich klein fühle, andere ohne Überprüfung groß mache und lässt mich ausgelaugt zurück. Und ich wette, ihr tut es auch manchmal. Sie ist das Gegenteil von Dankbarkeit. Sie ist nicht schön, sie ist die garstige Schwester von Freude und Gelassenheit.
Ordentlicher, erfolgreicher, schmeckt besser
Meine Schwester ist ordentlicher als ich, ganze Ordnungssysteme baut sie auf, im Keller sind ihre Boxen feinst säuberlich mit Etiketten beschriftet und Krümel trauen sich bei ihr gar nicht erst rein. Ich bin unordentlich und freue mich, mit einem Keks im Mund, der tausend Krümel hinterlässt, wenn ich es überhaupt schaffe eine Ordnungsbox zu kaufen.
Eine gute Freundin von mir ist ein absoluter Business- und Karrierekracher. Sie ist smart, schlau und richtig gut, indem was sie tut. Nach dem Studium ist sie richtig durchgestartet – eine Position, ein Upgrade folgte auf das Nächste. Gute Nerven und ein Ohr für Freunde und Familie hatte sie immer noch. Sah bei mir anders aus. Ich bin mit 30 erst mal aus dem Job raus und habe mein Leben umgekrempelt.
Sabine, meine Magazinpartnerin ist eine, wie ich finde, mega gute Mama und Spitzenköchin. Immer hat sie gute Tipps und Erziehungsratschläge auf Lager, immer weiß sie welche Lebensmittel die besten Inhaltsstoffe haben. Hm, na ja, also Erziehungstipps muss ich nachlesen und manchmal denke ich, oh Gott, kommt das Kind zu kurz? Ich kann Nudeln kochen und gefüllte Paprika. Bei drei Töpfen auf dem Herd bekomme ich einen Schweißausbruch.
Vergleich – die Hölle auf Erden
Die Menschen, denen ich auf Instagram folge, liegen in der Sonne, sie wohnen in einem Haus mit großem Garten, sehen immer gepudert aus, tragen die neuesten Klamotten, halten sich fit, essen gesund, sind immer gut gelaunt und schultern das Leben mit Kleinkindern wie einen leichten Rucksack.
Vergleichen ist furchtbar, denn es führt zu nix. Außer zu schlechter Laune. Ich merke bereits beim Schreiben, wie mir ein ganz komisches Gefühl den Nacken hochkriecht. Vergleiche sind oft so bodenlos, sie entstehen aus kurzen Momenten der Langeweile oder der Unsicherheit. Jemand kann etwas besser als ich, jemand sieht schöner aus, hat bessere Nerven, festere Haut und hat überhaupt das ganze Leben besser im Griff. Ist das so? Ja, vielleicht. Denn ich finde, es lebt sich schon mal tausendfach gelassener, wenn man sich das mal so richtig bewusst macht. Es gibt da jemanden, der sowieso alles besser macht als ich? Na, dann kann doch eigentlich nix mehr schief gehen, oder?
Was wir nicht sehen oder nicht sehen wollen
Und doch lauert der Vergleich an jeder Ecke. Zack, sind wir wieder in der Falle drin. Ich falle sehr gerne in einen Vergleich, wenn ich das Gefühl habe dass es bei anderen vermeintlich besser läuft. Dabei ist das ja immer nur eine Momentaufnahme. Denn wissen wir, was vorher passiert ist? Sehen wir, dass eine steile Karriere vielleicht dafür sorgt, dass die Person jedes Wochenende mit Migräne auf dem Sofa liegt? Sehen wir ,dass der Instagram-Husband, der die schönen Bilder seiner Influencer-Frau macht, wenn er nicht gerade fotografiert, immer nur rum brüllt? Und wissen wir, ob es wirklich immer so schön ist immer am Strand von Bali entlang zu schlendern?
Der Vergleich sieht immer nur einen ganz winzigen Teil. Alle anderen Details lässt er einfach außen vor. Das würde man bei einem sachlichen Vergleich von zwei Jobs oder der Entscheidung für ein Leben auf dem Land oder in der Stadt niemals tun. Da würde man sich hinsetzen eine Liste machen, das ganze überdenken und dann am Ende das Ergebnis anschauen.
Und genau das sollten wir tun: Kurz einen Moment innehalten, durchatmen und uns selbst erinnern. „Hey, du vergleichst dich gerade und wie du weißt, führt das zu nix.“ Dann noch einen Atemzug nehmen und sich daran erinnern, was man selbst richtig gut kann. Oder den Vergleich genauer überprüfen und sich fragen, ob einem das, womit man sich vergleicht, wirklich so wichtig ist.
Und immer wieder daran denken, es gibt hinter allem, was wir sehen eine Geschichte und jeder hat die ein oder andere Leiche im Keller, Krümel auf dem Boden, Miesen auf dem Konto., Misserfolge überstanden und auch bei anderen tanzen die Kinder auf dem Tisch. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin für mehr Realität und weniger Vergleich!
Titelbild @ Jingxi Lau
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