Ulrike Stemmer arbeitet als systemischer Coach, Workshop Facilitatorin und Trainerin mit Menschen und unterstützt sie darin, den ersten Schritt zu gehen. Für uns beantwortet sie, wie wir lernen, mutiger zu sein. Ein Coaching für mehr Mut.
Ok, einmal tief durchatmen: Lasst uns über Mut reden! Was passiert bei dir, wenn du das Wort “Mut” hörst? Siehst du dich selbst als mutige Person?
Was mutig ist, definiert jeder anders
Die Geschichten von mutigen Menschen werden seit jeher vermittelt, von den klassischen griechischen Heldengeschichten bis hin zu unseren heutigen modernen Vorreiter:innen. Wer gehört denn heutzutage in diese Kategorie? Sind es Menschen wie Greta Thunberg? Oder Wolodymyr Selenskyj? Wenn jeder von uns eine Liste an mutigen Menschen aufstellt, dann werden diese sicherlich ganz unterschiedlich aussehen. Denn Mut definiert jeder von uns selbst – Und somit jeder ein bisschen anders.
Was du als mutig empfindest, kann für deine Freunde ganz normal sein. Oder auch anders herum – das kennst du sicherlich auch. Du triffst eine Entscheidung, hast eine private oder berufliche Situation gemeistert und bekommst dann die Rückmeldung “Mensch, das finde ich aber mutig von dir!” Und du denkst dir: “Wirklich? Ich fand das gar nicht so mutig.”
Was ich damit sagen will: Mutig sein sieht für jeden von uns anders aus. Was wir als mutig empfinden hängt davon ab, was für ein Mensch wir sind, in welchem Kontext wir leben und wie unsere eigene Komfortzone aussieht. Denn mutig zu sein bedeutet, die eigene Komfortzone ein Stückchen zu verlassen. Ob ein kleines oder großes Stückchen – das ist ganz subjektiv und spielt auch erstmal keine Rolle.
Daher steckt hinter der Frage “Wie kann ich mutiger werden?” häufig erstmal ein ganz spannender Blick auf die eigene Komfortzone. Wo fühlst du dich wohl? Wo fühlst du dich sicher?
Lerne deine eigene Komfortzone kennen
Lasst uns dazu eine kleine Übung anwenden: Schnapp dir einen Zettel und einen Stift und liste einmal auf:
- Orte, an denen du dich sicher und wohl fühlst.
- Menschen, mit denen du dich sicher und wohl fühlst.
- Tätigkeiten, mit bzw. bei denen du dich sicher und wohl fühlst.
Schreib alles auf, was dir zu den einzelnen Punkten einfällt und lasse dir pro Punkt wirklich Zeit, mindestens so lange, dass du einen Moment grübeln musst, ob es noch mehr aufzuschreiben gibt. Denn nur so kommen wir auch an die Themen, die etwas tiefer sitzen.
Wirf danach nochmal einen Blick auf all das, was du aufgeschrieben hast: Was fällt dir auf? Wie sieht deine Komfortzone aus? Und wie fühlt sich deine Komfortzone an?
Beschreibe danach gerne auf dem gleichen Blatt neben deiner Komfortzone – deinen Alltag.
- An welchen Orten hältst du dich auf?
- Welche Menschen triffst du?
- Und welche Tätigkeiten führst du aus?
Lasse dir auch hier gerne einen Moment Zeit und schreibe so lange, bis du mindestens einen Moment grübeln musst.
Wirf einen Blick auf dein Blatt
Vor dir liegen nun deine Komfortzone und dein Alltag. Was fällt dir auf? Sind beide Listen deckungsgleich? Ich denke mal, eher nicht. In welchen Punkten in deinem Alltag weicht deine Liste ab? Überlege wirklich einen Moment, vielleicht fallen dir noch andere Momente ein, in denen dein Alltag und deine Komfortzone nicht deckungsgleich sind.
Genau das sind die Stellen, an denen du tagtäglich mutig bist. Tagtäglich deine Komfortzone ein Stückchen verlässt, dich an neue Situationen heran wagst und den gewohnten Weg verlässt.Wahrscheinlich wird es jeden Tag etwas geben, was nicht exakt deiner Komfortzone entspricht – so ist unser Leben einfach. Kannst du diese Momente als mutig ansehen? Kannst du für dich selbst definieren, ob das für dich gerade mutig ist? Oder fühlt sich das ganz normal an? Wenn wir davon ausgehen, dass mutig sein bedeutet, die Komfortzone etwas zu verlassen, dann bist du hier per Definition mutig. Oder wie siehst du das?
Es gibt hier gerade kein richtig und kein falsch, es geht wirklich nur um dich und die Erkundung deiner eigenen Perspektive.
Mut ist, was du draus machst
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mutiger werden, wenn wir uns selbst, unsere eigene Komfortzone und unsere Perspektive darauf besser kennen. Denn wenn wir wissen, was uns als Mensch sicher und stabil sein lässt können wir damit starten, diese Wege immer mal wieder etwas zu verlassen – Und zwar ohne große Panik und Stress, sondern mit der Gewissheit, dass wir immer wieder in unsere eigene Sicherheit zurückkehren können. Und nur so können wir häufiger den gewohnten Pfad verlassen, neue Wege gehen und mutiger sein. Wenn wir selbst wissen, was uns Sicherheit und Komfort bringt, können wir uns selbst Sicherheit geben und können so auch selbst mutig sein.
Und genau so schreiben wir unsere ganz eigene, ganz individuelle Definition von “mutig sein”. Und ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde: Es ist Zeit, nicht mehr darauf zu warten, dass andere Menschen dich als mutig bezeichnen. Es ist Zeit, dass du dich selbst als mutig bezeichnet.
Über Ulrike Stemmer:
Ulrike Stemmer arbeitet in vielen verschieden Kontexten daran, dass Menschen den Weg in ihre Selbstwirksamkeit finden. Als zertifizierter systemischer Coach, Workshop Facilitatorin, Trainerin und Yogalehrerin hat sie dafür die unterschiedlichsten Tools zur Hand. Nach über 10 Jahren in großen Digitalagenturen und Unternehmensberatungen arbeitet Ulrike seit Anfang 2020 selbstständig – diesen Wechsel zum Start der Pandemie empfand sie selbst nicht als mutig, sondern als logische Weiterentwicklung auf ihrem Weg und als Geschenk an sich selbst.
Titelbild @ Grit Siwonia
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