Nadja Juric ist Mama eines kleinen Jungen. Im Artikel erzählt sie sehr offen, wie sich ihr Konzept und ihr Blick auf Schönheit im Laufe des Mamaseins verändert hat. Ein Plädoyer für innere Schönheit.
Wer und was definiert Schönheit?
Der Mensch ist von Grund auf ein stark visuell orientiertes Wesen. Deshalb hat man als erstes oft äußerliche Aspekte im Blick, wenn man an Schönheit denkt. Doch sind es nur diese Merkmale, die uns Schönheit verleihen? Darüber hinaus liegt es auf der Hand, dass die kulturelle Prägung und der soziale Kontext beeinflussen, was wir als schön bewerten.
Letzteres verrät es bereits: Das, was wir als schön bewerten, liegt einer subjektiven Wahrnehmung zugrunde, einem persönlichen Empfinden. Dabei ist es gleich, ob es unsere eigene Schönheit betrifft oder die in unserer Umgebung.
Inwieweit hat das Mamasein mein Empfinden von Schönheit verändert?
All die Zeit, die ich vor der Geburt meines Kindes in meine tägliche Schönheit investiert habe, habe ich heute nicht mehr. Augenringe werden von Tag zu Tag ausgeprägter. Haare werden nur noch einmal wöchentlich gewaschen, geschweige denn gestylt. Selbst Make-up findet in der Morgenroutine meistens keinen Platz mehr. Und auch Sport fühlt sich an wie Weihnachten.
Seitdem ich Mama bin, hat sich das Empfinden von Schönheit verschoben: oberflächliche und optische Aspekte verlieren an Gewichtung. Ich habe eingesehen, dass ich meine Schönheit nicht mehr ausschließlich über äußerliche Merkmale wahren kann.
Fühle ich mich schön?
Vielem von dem, was einst meine Schönheit definiert hat, kann ich heute als Mama nicht mehr nachgehen. Trotzdem kann ich mit einem guten Gefühl sagen, dass ich mich schön und wohl fühle. Woher entsteht mein Empfinden von Schönheit heute? Anders als früher, spüre ich heute Schönheit aus einem inneren Gefühl heraus.
Aus einem Gefühl des Stolzes, wenn ich daran denke, was mein Körper seit der Geburt meines Sohnes tagtäglich in der Lage ist zu leisten. Aus einem Gefühl der Dankbarkeit für das privilegierte und friedliche Leben, das ich genießen darf. Aus einem Gefühl der (Selbst-)Vertrauens, dass alles genau so sein darf, wie es gerade ist. Aus einem Gefühl der inneren Ruhe, dass ich meinen Platz in dieser Welt gefunden habe.
Finden mich andere auch schön?
Jedes Mal, wenn ich meine Oma treffe, sagt sie: Nadja, du bist schöner als je zuvor. Wie kann das sein? Obwohl sie es nicht richtig begründen kann, glaube ich ihr. So anstrengend die Nächte sind und so müde die Tage sind, spüre ich dennoch, dass tief im Inneren mein Herz so sehr vor Glück, Liebe und Zufriedenheit tanzt.
„So herausfordernd die Mutterrolle ist, eins ist sicher: Noch nie habe ich mich weiblicher, wertvoller und verbundener mit mir selbst gefühlt. Inzwischen weiß ich, dass es das ist, was meine Ausstrahlung und mein Auftreten grundlegend verändert hat und mich letztlich schöner aussehen lässt als zuvor.„
In welchen Momenten fühle ich mich nicht schön?
Social-Media-Kanäle fordern den Begriff Schönheit neu heraus. In diesem Rahmen erlebe ich den Begriff der Schönheit oft als einen agonalen, schon fast kriegerischen und komparativen Begriff. Hier geht es schon lange nicht mehr darum, sich in seiner Schönheit öffentlich zu baden, noch viel mehr: Seine Schönheit von außen bestätigen zu lassen und vor allem “schöner” als die anderen zu sein.
Nichts, wo man als Mama, ganz egal ob nebenbei noch arbeitstätig oder nicht, noch mithalten kann. Eine Umgebung, in der man sich oft fehl am Platz und alles andere als schön fühlt. Gerade in dieser Lebensphase als junge Mama bin ich sehr darauf bedacht, Social Media in einem sehr bewussten Rahmen zu konsumieren. Denn das Letzte, was man nach einem überstandenen Tag voller To Do’s und Anstrengung braucht, ist vorgezeigt zu bekommen, was man mal wieder nicht (geschafft) hat.
Wann fühle ich mich am schönsten?
In Momenten, die ehrlich sind. In Momenten, in denen ich im Hier und Jetzt bin. Alles um mich herum verschwindet. Dann, wenn mein Kind meine bedingungslose Liebe und Nähe von mir bekommt. Dann, wenn ich selbst Fürsorge und Schutz in den Armen meines Partners suche und finde. In Momenten, in denen ich Spaß habe und aus tiefstem Herzen lache. In Momenten, in denen ich bin und nichts anderes existiert als das, was ich bereits habe. Erstaunlicherweise sind es genau die Momente, die mir nicht nur das größte Wohlbefinden schenken, sondern auch die, die mir am meisten Schönheit verleihen.
Was sagen andere Mamis?
Ich habe Influencerin Charlotte Weise, auch junge Mama ihres jungen Sohnes Mads, gefragt, was Schönheit für sie bedeutet: “Ich fühle mich gut seit der Geburt, aber ich bin auch sehr müde von den Nächten und fühle mich oft nicht so hübsch wie vorher. Aber ich weiß, dass es auch wieder anders werden wird. Eine Brust wird seit Monaten mehr getrunken und ist somit größer, aber auch damit habe ich mich abgefunden und im Sommer kann ich da drüber stehen. Ich fühle mich weiblich und bin gern Mama. Am wohlsten fühle ich mich mit frisch gewaschenen Haaren, Lippenstift und Kleid.”
Lena, Mutter und erfolgreiche Gründerin, sagt: „Also als Mutter habe ich mich noch nie wohler in meiner Haut gefühlt. Ich war immer ein sehr schlanker Typ und habe in meiner Jugend sogar lange mit Untergewicht gekämpft. Als ich dann schwanger wurde habe ich über 22 Kilo zugenommen und meinen Körper trotzdem so geliebt, wie ich es vorher noch nie getan habe. Auch wenn ich danach über ein Jahr gebraucht habe, um wieder zu meinem Körper zu finden (und er trotzdem anders ist als vorher): Das, was mein Körper während der Schwangerschaft und danach geleistet hat, hat mich so fasziniert, dass ich ein besseres Verhältnis zu meinem Körper habe, als jemals zuvor. Frauen sind wundervoll und ich liebe meinen Körper jetzt dafür, weil er mich daran erinnert, dass er ein Wunder vollbracht hat.“
Geht es uns Mamis am Ende allen ähnlich?
Wie mir Schönheit im Alltag gelingt
Die Mutterschaft lehrt mich, dass es nicht mehr das Muskeltraining ist, in dem ich mich üben muss, sondern viel mehr die Selbstliebe und die Selbstfürsorge. Auf meine eigenen Bedürfnisse zu achten sowie rücksichtsvoll und liebevoll mit mir selbst umzugehen. Kleine Momente der Achtsamkeit – nur für mich. Je mehr mir das gelingt, desto mehr spüre ich, dass ich strahlen und scheinen kann. Denn heute weiß ich: Wir sind nicht schön. Wir kreieren unsere Schönheit. Es ist nichts, was ich mir anziehen oder aufsetzen kann. Schön sein ist ein Gefühl, das aus meinem Wohlbefinden heraus entsteht. Und manchmal ist es nur ein ehrliches Lächeln, was wir brauchen, um uns schön zu fühlen und schön zu sein.
Titelbild @ Endrit & Privat
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