Ein Bild von SImone Lopez Sanchez, daneben ein Zitat

Kolumne #embracethechaos – ein besonderes Popojekt

Was schlechte Haut mit dem Po zu tun hat? Warum ein Einlauf keine Mondlandung ist, aber ähnlich aufregend, Privatsphäre überschätzt wird und man immer einen Assistenten zur Hand, äh zum Po, haben sollte? Macht‘s euch gemütlich auch ohne Schlauch und Eimerchen.

Ich liege mit angezogenen Knien auf dem Badezimmerboden. Ich trage ein T-Shirt und unten rum nichts. Ich schaue auf die Kacheln der Badewanne. In meinem Allerwertesten steckt ein Schlauch. Mit einem kleinen Hahn dran. Zum auf und zu drehen. Dreht man auf, heißt es „Wasser marsch“. Dreht man zu, bleibt alles trocken. Warum das Ganze? Ich hole kurz aus.

Seit fast einem Jahr schlage ich mich mit Hautproblemen rum. Ausschlag im Gesicht und am Arm. Lange habe ich es vernachlässigt, habe die Pflege gewechselt oder dachte, es geht von selbst weg. Bereits im letzten Jahr habe ich auf den Rat meiner TCM-Therapeutin hin, eine Suppen-Kur gemacht. Um mich von innen aufzuwärmen und Kraft zu tanken. Dieses Jahr im März saß ich also wieder da und sie riet mir zu einem Einlauf. Als ich das Wort hörte, zog sich in mir alles zusammen. Muss ich etwa ins Krankenhaus? Nein, weit gefehlt, ich kann das gemütlich alleine zuhause machen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich auf dem Sofa liege, Netflix schaue und mir ganz gemütlich einen Schlauch in den Popo schiebe.

Das Irrigationsbesteck

Zwei Tage ging ich mit dem Gedanken schwanger, dann stand ich der Apotheke.
Ich flüsterte der Apothekenfrau durch die Plastikscheibe entgegen: „Ich hätte gerne ein Irrigationsbesteck.“
Flüstern ist ja in diesen Zeiten mit Maske schwer.
Sie fragte laut: „Was ist das für ein Besteck?“
Ich liebe solche Gegenfragen von Menschen, die es eigentlich besser wissen müssten.
Ich sage: „Ein Irrigationsbesteck für einen Einlauf, den ich zuhause machen kann.“
Sie schreit: „Ach, für einen Einlauf, sagen sie’s doch gleich.“
Ja, warum schwafele ich eigentlich um den heißen Brei? Und wer braucht schon eine Intimsphäre. Warum hänge ich mir nicht gleich ein Schild um den Hals auf dem in großen Lettern steht: Ich entleere heute meinen Darm.
Mit einem weißen Eimerchen, einem Schlauch, zwei Aufsätzen und einem Hahn marschiere ich nach Hause.

Die Mondlandung

Da liegt das Besteck, das mich irritiert, ein paar Tage rum, denn ich muss erst mal ein Datum finden für das große Geschäft, äh Projekt. Vor Ostern, ne schlecht, ich soll ja danach Suppe essen. Und Ostern bin ich bei meiner Familie, da lauern Verlockungen. Dann also nach Ostern. Meine Mutter liegt mir in den Ohren, dass ich eigentlich nur Eiweiß brauche. Sie hat auf einmal einen großen Eier-Fokus. Ich schiebe es auf Ostern. Ich plane alles, als ob ich zum Mond fliege, dabei soll einfach nur mein Darm entleert werden. Es gibt Menschen, die schwören darauf und wer schon mal eine ayurvedische Panchakarma-Kur gemacht hat, kennt das Spiel. Bloß sind da Ärzte und Menschen, die einem helfen. Ok, ich brauche einen Assistenten. Es kommt nur einer in Frage: mein Mann.

Szenen einer Ehe. Ach, denke ich, die Geburt, er hat ja schon schlimmeres gesehen. Dagegen ist das doch ein Kinkerlitzchen. Mir ist es nämlich ein Rätsel, wie man es alleine schafft den Eimer mit Wasser zu füllen (ich lese im Internet, dass es auch Kaffee-Einläufe gibt), die Luft aus dem Schlauch zu lassen, dabei den Eimer hoch zu halten damit keine neue Luft aufsteigt, sich währenddessen hinzulegen und sich dann sanft …, ihr wisst schon was und dann noch den Hahn aufzudrehen.

Merke: Du brauchst einen Assistent

Der Mann steht also da, assistiert, schüttelt den Kopf und verzieht sich ganz professionell wie ein Arzt. Ich liege auf dem Badezimmerboden. Den ersten Impuls abwarten. Bekomme ich hin. Ich bin aufgeregt. Dann geht es langsam los. Alles easy. Und später dann: Passiert einfach nichts mehr. Ich sitze stundenlang im Bad, lese zwei Zeitungen und mir wird klar: zu wenig Wasser. Dieses Gefühl, wenn man sich zu etwas durchgerungen hat und dann wird einem klar, man muss nochmal ran. Da der Mann bereits eingeschlafen ist und ich das Gefühl habe noch eine gesundheitliche Sache abklären zu müssen, verschiebe ich das Projekt.

Die nächsten Tage esse ich trotzdem Reissuppe – ich hatte schon vorgekocht. Man könnte jetzt denken, es war ein misslungener Versuch, aber es fühlt sich trotzdem gut an, weil ich mit dem Popojekt eine Angst besiegt habe.

Eure
Simone

Kategorien Kolumne

Simone ist Mama eines kleinen Jungen, leidenschaftliche Yoga- und Meditationslehrerin, Podcast-Gastgeberin, freie Autorin und PR-Beraterin und ihre große Liebe ist das Schreiben. Sie ist verantwortlich für alle Inhalte und Texte bei PersonalityMag.

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