In „Zack erleuchtet“ beantwortet die systemische Beraterin und Paartherapeutin Nina Jares die Frage, wie wir es schaffen, glückliche und stabile Beziehungen zu führen.
Es ist wohl das meist gesuchte Rezept der Welt: Wie wir es schaffen, glückliche und stabile Beziehungen zu führen. Auch wenn es den Wunsch danach vielleicht schon lange gibt, hat sich doch in den letzten Jahrzehnten etwas Grundlegendes verändert: Während die Ehe früher vorwiegend als wirtschaftliche Institution galt, und individuelle Entfaltung untergeordnet war, muss sich heute nahezu dafür gerechtfertigt werden, sollte man sich entscheiden in einer Beziehung zu bleiben, die nur suboptimal erscheint.
Was macht eine glückliche Beziehung aus?
Laut der amerikanischen Psychotherapeutin Esther Perel möchten wir Geborgenheit fühlen, Verbindlichkeit und Stabilität, Verlässlichkeit und Beständigkeit. Doch ist dies oft nur die eine Seite des Habenwollens. Der Anspruch an den Partner, die Partnerin endet hier nicht. Neben diesen Beständigkeit gebenden Eigenschaften, soll unsere Beziehung uns gleichzeitig Neues bieten, sowie Wagnisse, Überraschungen und Unbekanntes. Prickelnde Erotik und intimes Verlangen dürfen nicht fehlen, am besten ohne Planung, sondern ganz natürlich und ganz oft.
Ist dies ein Widerspruch in sich? Diese zuerst konträr und vielleicht unerfüllbare wirkende Wunschliste kann gelingen. Sehr gut sogar. Macht man sich diese vielfältigen Ansprüche bewusst, lädt nicht all die Verantwortung auf dem Partner, der Parnterin In ab und investiert in seine Partnerschaft, dann ist es möglich, miteinander zu schmusen und am selben Tag Aufregung miteinander zu spüren.
Selbstverwirklichung und Respekt
Wer in seiner Beziehung dem anderen Freiräume lässt, die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung gibt und respektvoll miteinander kommuniziert, hat schon einen großen Teil getan. Oft sind es die Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied machen und zeigen, dass wir aufmerksam am Leben des Anderen teilnehmen. Es lohnt sich, nach dem Befinden des Anderen zu fragen oder durch kleine Gefälligkeiten und Etikette unsere Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen.
Es sind wohl die Balance zwischen Vertrauen und Verlangen, Nähe und Distanz sowie Wohlwollen und Aufmerksamkeit, die Raum in einer gelingenden Beziehung brauchen. All dies sind keine einmaligen Taten, sondern sie bauen ein fürsorgliches und dauerhaft respektvolles Miteinander auf.
Wer jetzt denkt, dies sei neben all den anderen Verantwortungen und Aufgaben, die das Leben mit sich bringt, viel zu viel, muss keine Sorge haben. Es wird sich nicht wie Arbeit anfühlen, Interesse am Anderen zu zeigen, sondern Bedarf einen kurzen Moment der Achtsamkeit. Zum Start, hier eine kleine Ideensammlung:
Intimität und Verlangen
Um den Anderen zu begehren, bedarf es Freiraum. Eigenen Aktivitäten nachgehen, nicht jedes Update minutengetreu per Message dem Partner senden, sich um sich selbst kümmern sowie Überraschungen für den Anderen in den Alltag einbauen, sorgen für Neugier und etwas Geheimnisvolles. Denn Erotik entsteht aus der Differenz zwischen zwei Partnern.
Vertrauen
Täglich 90 Sekunden miteinander innehalten, bevor der oder die erste aus dem Haus stürmt. Eine bewusste Umarmung, gepaart mit einer netten Bemerkung lassen den Anderen wissen, dass das unsichtbare Band der Beziehung spürbar und intakt ist.
Zuversicht
Wann bin ich in meinem Element und fühle mich unwiderstehlich? Meist sind es Momente, in denen man etwas erreicht hat und Zufriedenheit, Selbstsicherheit und Stolz spürt. Lasse deinen Partner, deine Partnerin an deinen Momenten teilhaben und beobachte ihn oder sie, wenn sich solch eine Aura zeigt. Es sorgt für Aufregung, Wertschätzung und ist enorm anziehend.
Die 5:1 Regel
Der amerikanische Psychotherapeut John Gottman hat über 20 Jahre lang Paare begleitet und herausgefunden, dass es in der Regel fünf Nettigkeiten Bedarf, um eine Gehässigkeit wieder gut zu machen. Man kann sich also einfach merken, sparsam mit dem einen und großzügig mit dem anderen zu sein.
Über Nina Jares
Nina Jares (ninajares.de) ist systemische Paar – und Sexualtherapeutin und arbeitet in eigener Praxis in Düsseldorf sowie Online. Zu ihr kommen Paare und Einzelpersonen mit den unterschiedlichsten Anliegen zu den Themen Beziehung, Intimität und Sexualität. Ihr Wunsch ist es, Mythen über Sexualität und Partnerschaft aufzuklären und ihre KlientInnen auf dem Weg zu einem selbstbestimmten und zufrieden
Diese Artikel könnten dich auch interessieren:
Zack erleuchtet: Wie lasen wir uns weniger stressen?
Interview mit der Osteopathin Marie Sophie Kiepe
Kennt ihr schon Gua Sha?
0 Kommentare zu “Zack, erleuchtet: „Wie führen wir glückliche Beziehungen?“”