Im Interview erzählt die gebürtige Dänin, Yogalehrein & Life-Coachin Stine Lethan, warum Mut ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist und warum wir Entscheidungen aus der Fülle des Lebens heraus treffen sollten.
Wie sah dein Weg zur Yogalehrerin aus?
Seit meiner Kindheit und Jugend fühle ich einen inneren Trieb und eine Sehnsucht mich auszudrücken. In Tiefe und Verbundenheit fand ich mich selbst durch Tanz, Schauspiel, Bewegung und Kunst. Allles Formen, die dem Körper Ausdruck verleihen.
KOPENHAGEN-BERLIN –1997 zog es mich von meiner Heimat Kopenhagen nach Berlin, um die dreijährige Ausbildung in zeitgenössischem Tanz an der renommierten Tanzschule „Balance 1“ zu absolvieren, um mich zu erfahren, weiter zu entwickeln und auszudrücken.
YOGA – begegnete mir anfangs ganz Intuitiv, im Alltag meiner Tanzausbildung.
Ohne zu wissen, dass es Yoga war, praktizierte ich abends, um meinen Körper von der täglichen Anforderung und Leistung zu regenerieren und mich zu dehnen.
Ich fand in mir eine Tiefe. Einen in mir getragenen Frieden voller Akzeptanz und innerer Fülle, voll Verbundenheit. Ohne jeglichen Mangel. Ich musste nichts mehr leisten, tun oder machen. Meine Balance zu Disziplin, Ausdauer und Perfektion.
Wie würdest du deine Persönlichkeit beschreiben?
Meine tragenden Elemente sind Wasser und Erde. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, einfühlsam, spirituell mit tiefen Wurzeln, fest verankert in der Erde und das ist das, was meine Balance bildet in meiner Persönlichkeit.
Was hat dir dabei geholfen ganz du selbst zu sein?
Ich wurzele in meiner Fülle wurzel und hole daraus meine Kraft. Zudem hilft es mir, dass ich meinen Wert und meine Werte kenne und immer wieder bei mir selbst einchecke und Dinge hinterfrage oder Aspekte vertiefe, um von Innen nach Außen authentisch die beste Version von mir selbst zu leben.
Wie formt/ verändert Yoga unsere Persönlichkeit?
Die Intention des Yoga ist nicht, uns zu ändern, sondern uns zu befreien von unbewussten Schleiern. Yoga erlaubt uns, zu expandieren und alles zu sein, was wir bereits sind.
Das Yoga ist ein Check- in im Moment mit uns selbst, eine Praxis im Spüren und Zuhören, ein Präsenz- und Achtsamkeits-Training. Yoga ist eine Unterstützung und ein Regulierungssystem. Yoga durchdringt, setzt Energie frei und klärt. Durch „Alignment“ wirkt unser bewußter Atem, wie ein innerer Kompass, der uns treu und weise zu unserer Ressource und zu unserem Kraftort nach Hause führt.
Welche Yoga-Persönlichkeit hat dich auf deinem Weg beeinflusst?
Abhängig davon in welcher Phase ich selber war. Als Yogalehrerin, als Mutter oder als Life Coach habe ich mir immer authentische und starke Frauen als Vorbilder ausgesucht und für eine gewisse Zeit gefunden bis eine nächste Lebensphase mich eingeholt hat. Für mich waren es nicht immer Yogalehrerinnen, sondern auch meine Tanz- und Method-Acting-Lehrerin während meines Tanz- und Schauspiel-Studiums, als ich Anfang zwanzig war.
Hast du ein Lebensmotto?
MUT ist die höchste Form von Vertrauen. Umarme deine Prozesse und vertraue deinem Leben und allem was kommt. Mut ist schon seit vielen Jahren mein Mantra.
Für mich persönlich bedeutet Mut, Präsenz zu zeigen und präsent zu sein in allen Facetten des Lebens. Das bedeutet, ich übernehme Selbstverantwortung für meine physische, emotionale und energetische Gesundheit und Balance. Der Mut zur Verletzbarkeit und Sensibilität hat mich nur stärker gemacht und hilft mir, ein (mutiger) ganz Mensch zu sein.
Meine Passion und mein Job als Yoga-Embodiment-Lehrerin und Life-Coachin fordern mich, aus meiner Komfortzone heraus und in die Selbstentwicklung hinein zu treten. Nur wenn ich selbst im stetigen Prozess bin, kann ich auch meine Schülerinnen und Schüler unterstützen, in die eigene Selbstentwicklung zu kommen. Es braucht Furchtlosigkeit und Vertrauen, um die Prozesse anzugehen, um ein Ziel zu erreichen oder sogar ein Ziel ganz loszulassen.
Wenn wir uns bewusster werden, wer wir sind und uns als ganzes Selbst zeigen, dann ziehen wir das an, was wir wirklich in unserem Leben brauchen.
Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Mut bedeutet nicht, dass dein Leben gebremst wird oder dass du aus Angst nichts mehr wagst oder aufgibst. Manchmal zeigt sich der Weg erst, wenn wir mit kleinen Schritten beginnen in die richtige Richtung zu laufen. Wie finden wir heraus, dass wir in die richtige Richtung laufen? Das wissen wir, wenn wir Entscheidungen aus der Fülle heraus treffen, im Urvertrauen und in innerer Vollkommenheit und nicht basierend auf Angst und Mangel.
Wenn du nur eine Übung/Asana machen könntest, welche wäre das und warum?
Die leichte Variante von VIPARITA KARANI ASANA (Umkehrhaltung). Auf dem Rücken liegen, die Beine nach oben wie ein L. Mit oder ohne Polster unter dem Kreuzbein. Die Beine schwebend in der Luft oder mit dem Gesäß an der Wand und die Beine an der Wand entlang.
Diese Asana entlastet die Beine, entspannt den unteren Rücken und der Kopf wird durch die vermehrte Blutzufuhr in der Umkehrhaltung erfrischt und lässt das alte, angestaute Blut zurück zum Herzen und in den Kreislauf fließen. Die Blutzirkulation wird angeregt und das wirkt beruhigend auf Geist und Psyche.
Was möchtest du mit deiner Arbeit/ in deinen Stunden ausdrücken?
Mein innerer Ruf ist es, Menschen ganz zu sehen, sie in ihren Prozessen zu begleiten und (zurück) zuführen in ihr eigenes Licht, ihr Potential und ihre Lebenskraft. Ich unterstütze Menschen durch Yoga-Embodiment und Life-Coaching mutige Schritte zu gehen.
Ich kreiere einen vertrauensvollen Raum mit Menschen, indem sie wachsen können. Vertrauen ist die schönste und höchste Form von Mut und nichts kann wachsen ohne Vertrauen.
Über Stine Lethan:
Stine Lethan ist Yoga-Embodiment-Lehrerin, Life Coach, Mama und Dänin. Sie unterrichtet live und online in Berlin, im In- und Ausland auf Festivals und Konferenzen und bietet Retreats und Workshops an sowie 1:1 Sessions in Yoga & Coaching an. Im Mai findet ihr Corfu Yoga Vinyasa Retreat in Griechenland vom 14.05 bis 21.05.22 statt. Im Juli (01.07-03.07.22) ist sie auf dem Yoga United Festival zu sehen.
Titelbild @ Nela König für Yoga Aktuell
Diese Artikel könnten dich auch interessieren:
#35 Tracee Stanley, warum sind Pausen so wichtig?
#13 Ninia Binias, wie lernen wir den Körper zu akzeptieren?
Unser Körper: Zu viel, zu wenig – nein, gerade richtig!
0 Kommentare zu “Interview mit Yogalehrerin Stine Lethan”