Nadja Juric, Gesundheits-Coach für Holistische Salutogenese und Yogalehrerin, wollte selbst aktiv werden. Mit Charity-Yoga und dem Verein Kumanga e.V. hat sie es geschafft, den Bau eines Trinkwasserbrunnens in Malawi zu finanzieren.
Wir alle wünschen uns eine bessere Welt. In Gesprächen stelle ich immer wieder fest, dass viele Menschen nach Wegen suchen, zu helfen oder einen persönlichen Beitrag zu leisten. Oftmals fehlt die richtige Anlaufstelle: Große Hilfsorganisationen erschlagen einen mit komplizierter Bürokratie und es fehlt die Transparenz, wo Spenden am Ende landen. Auch ich persönlich spüre eine Hemmschwelle, wenn es darum geht, einen Betrag auf ein mir nicht bekanntes Konto zu überweisen.
Ich persönlich glaube, dass es für Spender etwas greifbares braucht. Wie schön ist es, wenn wir uns einbezogen fühlen statt nur auf „Überweisung“ zu klicken. Inzwischen gibt es viele großartige Charity-Initiativen, die genau das mitbringen und demonstrieren, dass es funktioniert. Und genau das wollte ich auch. Ich wollte zeigen, dass die Unterstützung einer kleinen Hilfsorganisationen einen großen Mehrwert hat. Als Yogalehrerin ergab sich die Möglichkeit, nicht nur Menschen in Malawi zu helfen, sondern auch Spendern in Deutschland etwas mitzugeben.
Yoga für den guten Zweck
Ich habe im Juni 2019 die Initiative „Charity Yoga für Kumanga e.V.“ ins Leben gerufen, ganz nach dem Motto: Gutes tun – nicht „nur“ für sich selbst, sondern gleichzeitig auch für andere. Einmal monatlich habe ich einen 90-minütigen Yoga-Kurs angeboten – jede(r) war herzlich eingeladen teilzunehmen und mit einem freien Spendenbeitrag die Initiative unterstützen. Das Ziel: Eine Spendensumme von insgesamt 3.500 EUR zu sammeln, damit der Bau eines weiteren Trinkbrunnens in Malawi realisiert werden könnte.
Hatte ich mein Ziel zu hoch gesteckt? War es überhaupt realistisch, so viel Geld über Charity-Yoga zu generieren? Wie lange würde es dauern? Ich erinnere mich noch genau, wie mich Ungewissheiten plagten, vor allem in den Monaten, in denen die Teilnehmerzahlen gering waren. Die Geduld, der Glaube und die Ausdauer hatten sich ausgezahlt: Genau 18 Monate später, im November 2020, kam die benötigte Summe von 3.500 EUR zusammen. Von Beginn an hatte ich den Wunsch, den Bau des Trinkwasserbrunnens in Malawi zu begleiten und mir einen eigenen Eindruck der Umstände vor Ort zu machen. Dies ließ sich dann im Dezember 2020 realisieren.
Keinen Zugang zu Wasser
Fast 1 Milliarde Menschen weltweit haben heute immer noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Malawi gehört zu den wasserärmsten Ländern dieser Welt – und genau dieser Herausforderung hat sich Kumanga e.V. gestellt: Mit dem Ziel, eine selbstbestimmte, nachhaltige und gesunde Entwicklung von Dorfgemeinden im südlichen Afrika zu fördern, setzt sich der Düsseldorfer Verein u.a. für den Bau von Trinkwasserbrunnen ein. Um dies ehrenamtlich umzusetzen, wurden in deutschen Gastronomien blaue Spendenkanister aufgestellt. Statt für Wasser zu zahlen, erhalten Gäste in diesen Gastronomien schöne Glasflaschen (1,50 € Pfand) mit kostenlosem und gefiltertem Leitungswasser. Wer mag, lässt ein paar Münzen in die ausgelegten Spendenkanister fallen – die Inhalte fließen zu 100 % in Kumanga’s Projekte. Bislang wurden dadurch bereits 30 Trinkwasserbrunnen in Malawi gebaut.
Miteinander statt füreinander
Eine Entscheidung zu fällen, wo der Trinkwasserbrunnen genau gebaut werden soll, ist durchaus komplexer als es im ersten Moment erscheint. Insbesondere in einem Land, wo überall Mangel herrscht und Hilfe benötigt wird – wo fängt man an? Die „richtige“ Wahl zu treffen, ist gar nicht so einfach. Allem voran ist dies ein Vorhaben, welches strategisch durchdacht werden muss und die Gemeinden vor Ort mit einbindet.
„Bei der Auswahl eines Standorts muss darauf geachtet werden, dass naheliegende Dörfer und Gemeinden ebenfalls berücksichtigt, informiert und aufgeklärt werden. Es ist wichtig, Ungleichheiten weitestgehend auszubalancieren und keine Spannungsverhältnisse zwischen den Gemeinden entstehen zu lassen.„
Kumanga engagiert sich sehr, mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu treten und diesen auf Augenhöhe zu begegnen. Jede Entscheidung wird gemeinsam getroffen. Zudem setzt sich der Verein dafür ein, dass in den Gemeinden sogenannte Wasser-Komitees entstehen, die die Pflege und Instandhaltung langfristig sicherstellen. Denn leider zeigen viele Beispiele, nicht nur in Malawi, dass Projekte dieser Art von Organisationen zwar erfolgreich umgesetzt werden, aber die Instandhaltung nicht gesichert ist und dadurch die einst gebauten Brunnen kaputt gehen, nicht repariert werden und mit der Zeit verwahrlosen
Der Tag, an dem der Brunnen gebaut wurde
Nach ca. 3 Wochen vor Ort war der lang ersehnte Moment nun endlich gekommen: die Fertigstellung des Trinkwasserbrunnens. Im Namen der Charity Yoga Initiative hatte ich die Ehre, den Trinkwasserbrunnen einzuweihen, indem ich die Pumpe das erste Mal betätigen durfte: Das Wasser floss, der Klang war magisch – es wurde gejubelt, getanzt, geklatscht und gesungen. Unser Ziel wurde damit erreicht – dank unzählig großzügiger Spenden. 51 Meter in die Tiefe wurde gebohrt um einen dauerhaften Zugang zum Grundwasser sicherzustellen, die Koordinaten des Trinkwasserbrunnens lauten: S 14° 5′ 27.691“, E 33° 52′ 21.609“.
Neben dem Bau des Trinkwasserbrunnens im Vorort Lilongwe konnten vier weitere Brunnen gebaut werden. Dies brachte den Vorteil, dass gleichzeitig mehrere Gemeinden unterstützt werden konnten. In Absprache mit dem Verein wurde ein Vorort der Hauptstadt Lilongwe ausgewählt, da hier – trotz Nähe zur Hauptstadt – unzählige Gemeinden entweder gar keinen oder keinen sauberen Zugang zu (Trink-)Wasser haben. Die Situation in den sogenannten “Suburbs“ kann unter Umständen nämlich noch viel kritischer sein, da Verschmutzungen und Abfälle aus der Hauptstadt oftmals nicht richtig abtransportiert oder entsorgt werden, sondern lediglich „nach außen“ verschoben werden, worunter die betroffenen Gemeinden an den Stadträndern sehr leiden.
Verständigung ohne gemeinsame Sprache
Die Erfahrungen vor Ort haben mich sehr geprägt und meine Perspektive in vielerlei Hinsicht erweitert: Ich denke noch heute oft daran, wie nah beieinander die pure Armut und die größte Freude sein können. Wie sich allerlei Grenzen auflösen, wenn es um Tanz, Musik und Gesang geht. Wie ungreifbar die Probleme auf den ersten Blick erscheinen und wie einfach sie dann doch gelöst werden können.
Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, mich mit den Einheimischen vor Ort persönlich auszutauschen, gleichzeitig ist mir aber bewusst geworden, dass es eine Sprache gibt, die uns alle auf dieser Welt verbindet: Die Sprache unserer Gefühle und Emotionen. Die Erlebnisse auf dieser Reise haben mir gezeigt, dass ein wahrhaftes und von Herzen kommendes Lächeln manchmal mehr sagt und hinterlässt als tausend Worte.
„Entlang meines gesamten Aufenthalts in Malawi gab es unzählige Momente, wo die Menschen vor Ort mir gezeigt haben, was es heißt, in Gemeinschaft zu leben und füreinander zu sorgen; wie es aussieht, die Freude im Moment zu finden und den einfachen und manchmal so selbstverständlichen Dingen im Leben mit größter Dankbarkeit und Würde zu begegnen. „
Eine wunderbare Erkenntnis zu sehen, wie viel wir voneinander lernen können, wenn wir uns darauf einlassen. Auch wenn manche Dinge, Menschen oder Probleme so weit weg zu sein scheinen, teilen wir uns am Ende alle gemeinsam diesen einen Planeten, den es zu bewahren und zu beschützen gilt. Wir haben das Privileg dort zu leben, wo wir uns um die Versorgung von Trinkwasser keine Sorgen machen müssen. Umso mehr gibt uns diese Ausgangslage die Möglichkeit, dort hinzuschauen, wo es anders ist. Mit einem kleinen persönlichen Beitrag können wir sehr viel Großes bewegen und im Gegenzug sogar noch weitaus mehr zurückbekommen.
Copyright @ Nadja Juric
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