Alina Hübecker ist Ärztin, Ayurveda-Therapeutin & Yogalehrerin. Sie hat die drei Gebiete zu einer ganzheitlichen Therapie kombiniert, um Menschen zu helfen. Wir sprechen im Interview über die Medizin, ihre Yogalehrerausbildung und ihr integratives Behandlungskonzept.
Wie sieht für dich ein rundum gesundes Leben aus?
Ein rundum gesundes Leben bedeutet für mich, dass wir uns unser Leben so erschaffen, wie wir es uns wünschen. Dass wir in der Lage sind, körperlich und geistig am Leben teilzuhaben, aber auch wertschätzen, was jetzt ist, ohne dem stetigen Streben nach Verbesserung und Perfektion zu viel Raum zu schenken.
Was verstehst du unter ganzheitlicher Gesundheit?
Ich definiere ganzheitliche Gesundheit nicht als Abwesenheit von Krankheit, sondern vielmehr als einen Zustand vollkommener Balance, in dem wir uns frei entfalten können und genug Energie besitzen, um die Dinge in unser Leben zu holen, die uns Freude und Leichtigkeit bereiten. Es ist also nicht nur ein Zustand körperlicher Gesundheit, sondern auch ein Gefühl von mentaler und körperlicher Ausgeglichenheit, welches wir erreichen, wenn wir lernen, unsere Ernährung und unseren Lebensstil an unsere Bedürfnisse anzupassen.
Inwieweit spielt Yoga eine Rolle, wenn es um ganzheitliche Gesundheit geht?
Yoga unterstützt uns dabei, sowohl körperlich als auch geistig in Balance zu kommen und zu bleiben. Durch Yoga lernen wir unseren Körper, aber auch unsere Bedürfnisse besser kennen. Meditation und auch Pranayama, als Teil des Yoga, sind dabei wichtige Komponenten, die uns Gelassenheit und Stressreduktion schenken.
Was hat dich deine Yogalehrerin-Ausbildung in Indien gelehrt?
In meiner Ausbildung in Indien habe ich den Ayurveda hautnah miterlebt, sodass diese Zeit maßgeblich meinen weiteren Werdegang beeinflusst hat. Aber natürlich hat sich auch innerlich viel verändert. Ich habe mich am Ende meiner Ausbildung wie der stärkste Mensch auf der Welt gefühlt. Und das nicht nur aufgrund der körperlichen Stärke, die ich durch die intensive tägliche Praxis verspürt habe. Vor allem die mentale Stärke, die ich durch die verschiedenen Facetten von Yoga entwickelt habe, hat mich überrascht und sie prägt mich bis heute.
Wie bist du zum Ayurveda gekommen?
Ich habe in meiner Yoga-Ausbildung in Indien einen ayurvedischen Arzt kennengelernt, der meine Konstitution analysiert hat. Ich fand es auf Anhieb faszinierend, wie viel er allein durch die Betrachtung meines Körpers und ein paar Fragen über mich wissen konnte. Zurück in Deutschland habe ich dann in einer Klinik in der Inneren Medizin gearbeitet und gedacht: “Das reicht mir nicht. Ich möchte einfach einen anderen Blickwinkel auf die Menschen gewinnen.” Damals habe ich den Entschluss gefasst, eine Ausbildung zur Ayurveda-Therapeutin zu absolvieren.
Wie kann der Ayurveda dabei helfen, mentale Blockaden zu lösen?
Im Ayurveda betrachten wir den Menschen ganzheitlich. Das bedeutet, wir erkennen an, dass alles miteinander verbunden ist. So haben eben auch Bereiche, wie Ernährung oder Lebensstil einen massiven Einfluss auf unsere mentale Ebene. Mit den verschiedenen Säulen des Ayurveda, bestehend aus Ernährung, Lebensstil, Routinen, Massagen oder auch Heilkräutern, können wir ein sehr individuelles Therapiekonzept nutzen, um mentale Blockaden effektiv zu lösen.
Warum hat dir das Studium der Humanmedizin nicht gereicht?
Ich denke, das Studium und auch meine Arbeit als Ärztin sind eine wichtige Basis, um Krankheiten zu verstehen und zu erfassen, wie der Körper genau funktioniert. Was mir aber bei all der Evidenz basierten Medizin oftmals fehlt, ist der ganzheitliche Blick auf ein Problem. Heutzutage wissen wir auch in der klassischen Medizin, wie wichtig Ernährung, Sport oder auch die mentale Gesundheit für unsere körperliche Gesundheit sind. Und trotzdem nimmt es im Studium nur einen Bruchteil ein. Oftmals nimmt es auch in der Klinik nur einen Bruchteil ein – wenn überhaupt. Sicherlich muss man da auch über Relevanz sprechen. Unsere Krankenhäuser sind einfach für die Behandlung akuter Notfälle relevant, nicht für eine Ernährungsumstellung. Diese sollte aber bei vielen Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck spätestens in der Hausarztpraxis erfolgen.
Wie verbindest du Yoga, Ayurveda und Humanmedizin?
Ich verbinde die drei Disziplinen, indem ich das Beste aus allen drei Bereichen kombiniere. Die Humanmedizin bildet die Basis und sorgt für die Sicherheit. Wenn ich einen gebrochenen Arm habe, dann möchte ich ihn auch operiert bekommen und nicht krumm wieder zusammenwachsen lassen. Wenn ich gerade akute Verdauungsprobleme habe, ist es ebenso wichtig, die sog. Red Flags, also einen potentiell lebensbedrohlichen Verlauf zu erkennen und zu handeln. Der Ayurveda bringt die ganzheitliche Sichtweise mit ins Boot. Wenn jemand mit Kopfschmerzen kommt, schaue ich nicht nur nach den typischen Kopfschmerz-Symptomen und -Ursachen, sondern eben auch nach anderen Hinweisen für ein Ungleichgewicht. Was läuft in der Ernährung nicht richtig? Wie ist die Verdauung? Was gibt es sonst für Konflikte? Yoga rundet das ganze über Meditation, Asanas und Pranayama ab, um gleichzeitig Körper und Geist anzusprechen, Stress zu reduzieren und Gelassenheit und Fokus zu potenzieren.
Hast du bestimmte Rituale am Morgen und am Abend?
Ich nutze am Morgen gerne heißes Wasser, um meinen Stoffwechsel in Schwung zu bringen und wende Jahreszeiten-abhängig Ölziehen und Zunge schaben an. Am Abend habe ich keine feste Routine, sondern einen festen Zeitraum. Ich schaue abends gerne, was ich benötige und folge meinem Impuls.
Was können wir täglich tun, um gesund zu bleiben?
Die Basis müssen eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sein. Und das bedeutet nicht, dass man nie wieder Schokolade essen darf. Aber ich erlebe es immer wieder, dass eine gesunde Ernährung als Bürde angesehen wird. Dabei ist es eine wundervolle Chance, kraftvoll und ausgeglichen durch den Alltag zu schreiten. Bei meinen KundInnen sehe ich immer wieder, was alles möglich ist, wenn sie beginnen, all den Kram, der uns runterzieht, wegzulassen. Bewegung rundet die Ernährung ab. Wenn wir es schaffen, zumindest einmal am Tag für 30-60 Minuten körperlich aktiv zu werden, kann das schon einen großen Unterschied machen.
Was sind die häufigsten Beschwerden, mit denen die Menschen zu dir kommen?
Stress, Verdauungsbeschwerden aller Art, inkl. Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Neurodermitis, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Ängste, Schmerzen (insb. rheumatische Beschwerden) und Gewichtsschwankungen
Was ist deine Vision?
Ich träume davon, dass ganzheitliche Gesundheit Standard in unserer Gesellschaft wird. Ich wünsche mir, dass sich das medizinische System ändert und wir mehr Wert auf Prävention legen, als auch Nachsorge. Und ich möchte Menschen dabei helfen zu erkennen, dass sie ihre Gesundheit maßgeblich selbst in der Hand haben. Meine kleine persönliche Vision ist es, ganzheitliche Zentren überall auf der Welt zu erschaffen, die eine Art „Zuhause“ für Menschen sind, die sich mit ganzheitlicher Gesundheit auseinandersetzen wollen.
Ohne Yoga und Ayurveda….
wäre mein Leben nicht das, was es heute ist und ich hätte bestimmt nicht so vielen Menschen helfen können, wie ich es bisher getan habe.
Über Dr. Alina Hübecker
Als Ärztin, Ayurveda-Therapeutin & Yogalehrerin kombiniert Dr. Alina Hübecker die drei Gebiete zu einer ganzheitlichen Therapie, um die Gesundheit von Menschen dauerhaft zu erhalten. Ihr integratives Behandlungskonzept vermittelt sie nicht nur in ihren 1:1 Beratungen, ihrem Online Coaching-Programm und Workshops, sondern auch in ihren Büchern und auf Instagram. Damit konnte sie bereits vielen Menschen, u.a. auch Profisportlern der 1. Bundesliga, helfen, ihr volles Potential zu entfalten. In 1:1 Fortbildungen und der Jahresfortbildung, Holistic Health Club pro, gibt sie Ayurveda-Coaches ihr medizinisches Wissen weiter, um Sicherheit und Qualität der Beratungen zu fördern. Sie setzt sich für eine ganzheitliche, individuelle und präventive Medizin ein.
Titelbild @ Dana Schmidt
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