Eva Kaczor psychedelic breath

Psychedelic Breath mit Eva Kaczor – ein Bericht von Simone

An diesem Tag lief nichts wie geplant. Simone hatte genug Feuer in sich, um zwei Raketen anzuzünden. Statt alles in Brand zu setzen, gab es 1,5 Stunden Psychedelic Breath mit Eva Kaczor online. Die Belohnung: Weg mit dem Ego, ran an die Substanz und rein in die Verbindung.

Du findest, um richtig was zu erleben, muss man raus? Auf ein Festival, wo man die Musik spürt oder auf eine gut besuchte und schwitzige Party, auf der sich viele Menschen aneinander reiben? Richtig loslassen, verrückt tanzen und alle Hülle fallen lassen geht nur, wenn man leicht einen im Tee hat?

Seit Eva Kazcor weiß ich: Nein, das alles ist eine Lüge. Auch wenn Tanzen im Club herrlich ist, es geht auch anders.An einem normalen Mittwochabend habe ich mir Eva ins heimische Schlafzimmer geholt und es passierte so einiges. Eva Kazcor ist Psychedelic Breath-Lehrerin, Yogalehrerin und vieles mehr. Sie hat die Methode, in der sie Atemübungen mit elektronischer Musik kombiniert, erfunden und reist für Vorträge und Teachings um die halbe Welt.

Dass Eva besonders ist, wusste ich bereits nach einem Podcast-Interview mit ihr. Dass eine Psychedelic Breath Session so intensiv ist, hatte ich nicht erwartet. Wenn du also nach etwas suchst, das dich vom Sofa runter, vom Fernseher weg und mitten in den eigenen Körper schießt – dann solltest du dir den Mittwochabend in den Kalender eintragen. Und deine kuschelige Wolldecke kannst du auch mitbringen.

Alles einmal abschütteln

Von vorn: An diesem Mittwoch lief nichts wie geplant. Ich hatte zu viel auf der To-do-Liste, war immer noch krank, mein Telefon klingelte und ich musste das Kind mal wieder früher aus der Kita abholen. Ich war genervt. Von mir selbst, dem Kind, dem Mann – irgendwie von allem.

Schon mittags wurde mir klar: Simone, du musst dich heute bewegen. Die negative Energie muss weg. Alles einmal abschütteln, hilft ja bekanntlich, wenn wir feststecken. Ich ging mit Mann und Kind am späten Nachmittag in der Kälte noch schnell eine Runde um den Block.

Statt durchzuatmen, stritten wir wegen einer Lappalie – die Nachbarn waren amused. Paare sind peinlich. Als ich wutentbrannt zuhause rein stürmte und fast über die Einkäufe und den Müll fiel, sagte das Kind zu mir: „Mama, warum bist du heute so genervt?“ Ein Vierjähriger als Quelle der Wahrheit. Ich war auf dem Höhepunkt des Tages angelangt.

Statt mich aber um acht Uhr in die Kissen zu schmeißen, hatte ich und das empfehle ich sehr, schon eine Woche vorher den Slot bei Eva gebucht. Psychedelic Breath online. Ich hatte also schon bezahlt und konnte nicht mehr ausweichen.

Mein Learning: Pläne machen ist gut für schlechte Vibes. Sonst wäre ich an diesem Abend vor mich hin nörgelnd eingeschlafen, hätte das Haus in Brand gesetzt oder die Männer nacheinander auf den Mond geschossen. Ich hatte genug Feuer in mir, um zwei Raketen anzuzünden.

Also machte ich ein paar Kerzen im Zimmer an, rollte meine Matte aus und schmierte mir zur Beruhigung Lavendelöl aufs Haupt. Atmen, Simone, darum geht’s gleich, übrigens eineinhalb Stunden lang.

Psychedelic Breath – Nase ein, Mund aus

Mit mir in Evas heimeliger Zoom-Hütte waren noch 30 weitere Menschen. Eva erdete uns zuerst mit einer entspannten Atemübung und erklärte alles Wichtige rund um Psychedelic Breath – nicht machen, wenn man schwanger ist, bitte nicht bei Angststörungen und auch nicht bei Epilepsie. Ansonsten: go for it.

Geatmet wird hier immer über die Nase ein und über den Mund aus. Als Yogalehrerin, vor allem aber als langjährige Schülerin, bin ich den Atem über die Nase gewöhnt und nutze die lange Ausatmung über den Mund vor allem, um runterzukommen.

Aber ich hatte bei einer Wim Hoff-Stunde, das ist der Eisbad-Guru, schon mal über längere Zeit schnell über die Nase ein und den Mund ausgeatmet und wusste, da passiert was. Damals hörte ich irgendwann auf, weil ich nicht wusste, wie mir geschah.

Die Ego-Stimme? Ja, wir kennen uns

Bei Eva war an Aufhören nicht zu denken. Das auch hier was passieren würde, erwähnte Eva gleich zu Beginn: „Es kann sein, dass euch schwindelig wird, dass ihr Taubheit fühlt, dass die Finger kribbeln, und vielleicht möchtet ihr euch auch hinlegen. Findet euren Rhythmus und eure Atmung zum Beat.“

All diese kleinen Instruktionen und Ansagen machten die Stunde sicher und sorgten dafür, dass ich mich in diesem Rahmen auch fallen lassen konnte. Nach der Grounding-Atmung eröffnete Eva das Thema der Stunde: unser Ego. Die Stimme, die oft zu viel will, die negativ ist und kritisiert. Um das Ganze besser zu kapieren, gab es Beispiele wie die Ego-Stimme spricht und wie sich die Soul-Stimme anhört.

„Ich bekomme nix gebacken, nie passiert was, eigentlich müsste doch alles viel schneller gehen“ – das ist natürlich die Ego-Stimme. Ich erkannte sie sofort, wie einen alten Bekannten.

Bei der sanften Soulstimme hört sich das Ganze so an: „Du bist im Prozess, du kreierst gerade.“ Und sehr spannend, unser Ego zeigt sich auch, wenn wir nicht offen für Liebe sind und uns irgendwie abspalten. Ich kam mir kurz auf die Schliche. Hatte ich das etwa an besagtem Nachmittag getan?

Acht Runden atmen zum Beat

In meinem Kopf ratterte es: „Zu viel Ego, Simone. Also, los geht’s, atme den Shit raus.“ Es ging los. Ich ahnte nicht, dass insgesamt mehrere Zyklen an Atmenrunden auf mich warteten. Acht um genau zu sein. Immer durch die Nase ein, den Mund aus. Wenn Eva ansagt, dann komplett ausatmen, Leere spüren, dann tief einatmen, Fülle halten und dann aaaaaaus.

Und weiter geht’s in den nächsten Zyklus. Das Besondere: Evas Stimme. Ein Wahnsinn. Lag es an den Kopfhörern, ich weiß es nicht, aber ihre Stimme ging bei mir ganz tief rein.

Das Sahnehäubchen, das Tüpfelchen auf dem i, der Höhepunkt, das Unfassbare: die Musik! Ich bin eigentlich kein großer Fan von elektronischer Musik, aber die Verbindung von Musik und Atem hat mich von der ersten Minute an gepackt. Man möchte sich bewegen und das kann man auch.

Hier ist nichts vorgegeben – man kann stillsitzen, auf dem Bett oder Boden oder sich wild hin und her bewegen, die Arme mit dazu nehmen. Ich hatte das Gefühl, mit allen in einer wilden Zoom-Party zu sein. Dabei saß ich auf einem Kissen in meinem Schlafzimmer in einem Einfamilienhaus in der Nähe von Düsseldorf. Zwischendurch musste ich das ehrlicherweise immer mal wieder kontrollieren, vielleicht hatte mich das Universum auch nach Friedrichshain gebeamt.

In kürzester Zeit an die Substanz

In diesen eineinhalb Stunden Breath-Session kam so viel hoch – ich glaube, in Therapiestunden braucht man 10 dafür. Und ich bin ein großer Therapie-Fan. Hier aber kam ich in kürzester Zeit an tiefe Schichten. Ich habe alles gefühlt: Ärger, Wut, Blockaden.

Und dann war ich kurz davor aufzuhören, der Körper kribbelte und meine Zähne, die vorderen, brannten. Mal wurde der Schädel heiß, dann war mir wieder schwindelig. Ich hatte Angst zu fallen, wie in eine tiefe Schlucht. Ich war nüchtern, neben mir eine Tasse feinster Kräutertee.  

Irgendwie dachte ich, ich verliere die Kontrolle. Aber vielleicht ist genau das ganz gut.

„Einfach mal die verdammt Kontrolle verlieren! Ich hatte irgendwann das Gefühl, bei jedem nächsten Atemzug explodiert meine Nase. Hatte ich mal wieder zu viel Nasenspray benutzt?

Ich wippte mit dem Beat, dann traute ich mich, die Arme dazu zu nehmen, dem Körper zu folgen. Im nächsten Zyklus musste ich mich an der Wand anlehnen, ich atmete langsamer. Und dann flossen auf einmal Tränen, da löste sich etwas in mir. Es fühlte sich an, als hätte ich einen fetten Klumpen ausgeatmet.

Aufgeben ist nicht – mir explodiert das Herz

Am Ende war ich froh, dass ich mich durch die Zyklen gekämpft habe und mir wurde klar, aufgeben ist nicht. Nicht hier, aber auch generell nicht.

„Denn manchmal ist da eine Stimme, die ganz leise flüstert: Zu anstrengend, zu unbequem. Die zu überwinden, der Angst ins Gesicht zu sehen, das ist es. Es war, als ob es glasklar auf einem Spiegel vor mir stand.“

Am Ende dachte ich, mir explodiert das Herz. Vielleicht bin ich aber auch eine langweilige Tröte geworden, die nicht mehr im Berghain oder auf dem Hamburger Berg tanzt und lauwarmen Kräutertee süppelt – will sagen, vielleicht liegt es an meiner fehlenden Erlebnisdichte, dass mich das so weggehauen hat?  

Nein, ich bin mir sicher, es waren Eva und ihre Methode. Es ist einfach ein Erlebnis. Und das an einem spröden Mittwochabend. Für 18,00 Euro. Ich sage es mal so: Es wartet eine wilde innere Party, wenn du magst mit Wolldecke, aber sicher mit vielen Atemzügen und der besten Partybegleitung, die man sich vorstellen kann.

Es lohnt sich, die Kontrolle einfach mal für einen Abend abzugeben, denn danach entsteht etwas Magisches: eine ehrliche Verbindung zu sich selbst.

Titelbild @ Nicolas Hess

0 Kommentare zu “Psychedelic Breath mit Eva Kaczor – ein Bericht von Simone

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert