Coachin Julie Breiert über Pausen

Zack, erleuchtet: Wie macht man richtig Pause?

Julie ist Dipl. Sportwissenschaftlerin, Somatischer Coach und Gründerin von SomaSoul®. Für uns beantwortet sie in „Zack, erleuchtet“, wie uns Pausen gelingen und warum sie so wichtig sind.

Wenn die vermeintlich einfachste Sache der Welt zur Schwierigsten wird: Pause machen und zu entspannen ist eine Kunst, die in unserer heutigen Welt gelernt sein will.

Wir lesen es in jedem Post, hören es in unzähligen Podcasts und unser Körper gibt uns (wenn wir ihm denn zuhören) mehrmals täglich Anzeichen dafür doch einfach mal die Füße hochzulegen. Leichter gesagt als getan. 

Doch warum fällt es uns so schwer Pausen zu machen, vor allem wenn unser Verstand sogar weiß, dass sie uns gut tun würden?

Wieso hangeln wir uns von Wochenende zu Wochenende, von Urlaub zu Urlaub und überschreiten dabei ständig Signale wie Müdigkeit, Hungergefühl oder Konzentrationsschwierigkeiten?

Die Antwort ist simpel: Weil unser Körper unter Stress nicht empfänglich für kognitive Ansätze und Tipps ist, denn er läuft dabei im Autopilot unserer ältesten Gehirnregionen. Mit einem einzigen Ziel: für Sicherheit zu sorgen.

Entspannung beginnt in unserer Physiologie, nicht im Mindset

Um Pausen nachhaltig für uns zu nutzen, müssen wir daher zunächst ein Teil unserer Physiologie verstehen: Unser Nervensystem ist darauf programmiert unser Überleben zu sichern. Und darin ist es verdammt gut!

Dafür hält es alle wichtigen Funktionen unseres Körpers durch das Zusammenspiel von Parasympathikus und Sympathikus am Laufen. 

Viele Termine, ständige Erreichbarkeit, toxische Umwelteinflüsse und unverarbeitete Belastungen aus der Vergangenheit können unseren biologischen Grundzustand verändern und passieren damit niemals nur in unserem Kopf!

Chronischer Stress und Traumata sorgen dafür, dass unser Körper permanent, wenn auch nur latent, in den Überlebensmodus shiftet und unser Nervensystem dysreguliert wird. Die langfristigen Folgen können Erschöpfung, Schlaf- & Konzentrationsstörungen oder auch chronische Entzündungen sein. Gedanken wie 

„Ich habe keine Zeit!“

„Ich muss alles allein machen!“

„Ich muss es perfekt machen!“

„Ich verpasse etwas, wenn ich mich ausruhe!“

sind dann das Resultat unserer veränderten Physiologie, nicht aber die Ursache für unser Verhalten. 

Um es mit den Worten von Deb Dana, eine bekannte Trauma Therapeutin, zu sagen:

„Story follows state.“

Mit konstant erhöhten Hormonen wie Cortisol und Adrenalin in unserem Blut, arbeiten wir dann mit auferlegten Pausen, gezwungenen Meditationen oder Affirmationen wie „Ich bin tiefenentspannt“ gegen unsere eigene Physiologie. 

Ein Kampf, bei dem es keinen Gewinner gibt. 

Nun stellt sich also die Frage „Wie komme ich aus diesem Teufelskreis raus? Wie mache ich denn Pause, dass sie wirklich entspannt und sie mich nicht zusätzlich stresst?“

Die Antwort: Meet your nervous system state.

Ich teile dazu gern die Analogie eines Läufers. Wenn er nach 20km ins Ziel rennt, legt er sich nicht sofort hin und schläft. In der Regel fahren Sportler langsam runter, laufen sich aus und dehnen die Muskulatur, um den natürlichen Regulationsprozess des Körpers zu unterstützen.

Übertragen auf unser Nervensystem heißt das:

„Die Handbremse ziehen wenn du vorher Vollgas gegeben hast, sorgt nicht für Entschleunigung, sondern langfristig für noch mehr Dysregulation in deinem Nervensystem.“

Julie Breiert

Um nachhaltig aus dem Stresskreislauf herauszukommen und unserem Unterbewusstsein auf körperliche Ebene zu signalisieren „Hey, es ist ok mich auszuruhen.“ dürfen wir daher zwei Prinzipien verfolgen:

  1. MIKRO-MOMENTE: Statt am Ende des Tages in uns sofort einen Schalter umlegen zu wollen, gehen wir lieber in kleinen Schritten vor. Am besten halten wir dazu alle paar Stunden für 1-2min inne. (Klingt das nicht direkt viel entspannter, als „Du solltest jeden Tag 40min meditieren!“?)
  1. SICHERHEIT: In diesen Mikro-Momenten vermitteln wir unserem Gehirn ein Signal, dass es aus dem physiologischen Überlebensmodus herauskommen kann. Dazu dienen z.B. Sinneseindrücke über die Augen oder über unseren Tastsinn.

Wie genau so ein Miko-Moment aussehen kann und welche Tools du noch nutzen kannst, um simpel und effektive Pausen in dein Alltag zu integrieren,  erkläre ich in dir im nachfolgenden Video. 

Abschließen sei gesagt: Unsere Gewohnheiten verändern sich auf neurophysiologischer Ebene durch Wiederholung, daher lohnt es sich dran zu bleiben und kleine Veränderungen zu feiern!

Über Julie Breiert:

Julie ist Dipl. Sportwissenschaftlerin, Somatischer Coach und Gründerin von SomaSoul®. Sie unterstützt Frauen dabei ein Leben und Business im Einklang mit ihrem Körper zu gestalten. In ihrer eigenen Ausbildung gibt sie ihre körperzentrierte Coaching Methode weiter. Nächster Start ist im Oktober.

Titelbild @ Caroline Blot

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