Dr. Mirjam Wagner ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und Expertin für positives Zykluserleben. Im Artikel gibt sie uns 6 Tipps für ein erfülltes Sexleben. Im Abo findet ihr passend dazu ein Video, um die Tipps in den Alltag zu integrieren.
Eine erfüllte Sexualität haben, was bedeutet das überhaupt? Jeden Tag masturbieren oder mit dem Partner oder der Partnerin Sex haben? Kein Verkehr ohne Höhepunkt? Lust auf Knopfdruck, die uns Phönix-gleich aus den alltäglichsten Situationen aufsteigen lässt und zur Königin der Erotik macht?
Das klingt sehr unrealistisch. Auf jeden Fall ist es fern meiner Lebensrealität und der Menschen, die ich kenne. Ich bin voll im Berufsleben, Mutter eines Kleinkindes und in einer monogamen Langzeitbeziehung. Da kommt es nicht selten vor, dass der Alltag den Sexdrive ermüden lässt. Und dennoch bezeichne ich mein Sexleben als überwiegend – nobody is perfect – erfüllt. Ich weiß einfach mittlerweile ganz gut, was mich glücklich macht.
„Mir ist hier ganz wichtig zu betonen: Sex ist nicht gleich rein, raus und Vagina meets Penis.„
Sex ist alles, was dich befriedigt oder erregt, unabhängig der Geschlechtsteile, die involviert sind. Sei es Oralverkehr, Masturbation oder nur das Streicheln deiner erogenen Zonen, die dich in Ekstase bringen. Erfüllung hat keine Regeln, zeitliche Vorgaben, die erreicht werden sollen, oder Vergleichsparameter, an denen man sich messen muss. Das, was du als erfüllt bezeichnest, definierst nur du selbst, maximal im Feeback mit deinen Partner*innen. Daher geht es erstmal darum, herauszufinden, was du willst und brauchst.
Als Gynäkologin, angehende Sexualmedizinerin und Frau, die online für mehr sexuelle Aufklärung einsteht, spreche ich häufig über Themen der Sexualität, wie zum Beispiel darüber, wie man den eigenen Körper besser kennenlernen kann, wie man seine Bedürfnisse in einer Partnerschaft kommuniziert oder wie man auch schambehaftete Themen bearbeiten kann.
Daher ist es mir eine große Freude, euch sechs Sextipps zu einem erfüllten Sexleben zu geben:
1) Lerne deinen Körper kennen und erforsche mit Neugier deine Bedürfnisse.
Ein erster Schritt kann sein, dir einen Handspiegel zu besorgen und deine Vulva anzusehen. Nicht wenigen überkommt bei diesem Gedanken ein leichter Schauer der Empörung. “Sowas macht man doch nicht!” Ganz im Gegenteil.
Das sollte jeder Mensch mit Vulva tun, sich anschauen und auch anfassen. Denn so lernst du dich besser kennen und kannst zudem dein Gesundheitsbewusstsein erhöhen. Das geht übrigens auch beim monatlichen Abtasten deiner Brüste.
Schau deinen Schamgrenzen mutig ins Gesicht – oder in die Hose – und lass dich nicht länger blockieren. Jede Vulva ist anders und jede Vulva ist schön.
2) Trau dich, deine Bedürfnisse in der Partnerschaft zu kommunizieren.
Bist du in einer Partnerschaft oder hast sexuelle Kontakte, dann ist es wie in jeder anderen Beziehung auch wichtig über deine Bedürfnisse zu reden. Woher soll dein Gegenüber sonst wissen, was du dir von ihm oder ihr wünschst?
Selbst, wenn es Menschen gibt, die sich sehr nahe stehen oder als Soulmates bezeichnen: Gedankenübertragung oder Stöhnen hat sehr viel Potential für Fehlinterpretationen. Darum gilt:
„Erzählt euch gegenseitig, was euch scharf macht. Es kann Teil des Vorspiels werden.„
Übrigens müssen natürlich nicht alle Fantasien zwangsläufig im Detail ausgeführt oder geteilt werden. Aber die Dinge, die zur prickelnden Realität werden sollen, darfst du offen ansprechen.
3) Sei auch im Alltag liebevoll zu dir selbst und zu deinem Partner oder deiner Partnerin.
Gesten der Zuneigung wie Hände halten, ein sanftes Streicheln des Nackens oder eine Umarmung stärken die Bindung zueinander. Außerdem werden Endorphine freigesetzt und vielleicht macht die ein oder andere zärtliche Berührung dann auch Lust auf mehr.
Dabei muss das alles nicht nur zufällig passieren. Plant ruhig explizit Zeit für Zärtlichkeit im Kalender ein. Das mag auf den ersten Blick unromantisch klingen, aber kann auch Druck aus der Sache nehmen und eine befriedigende Routine entstehen lassen.
4) Spüre und stärke deine Verbindung mit deinem Beckenboden.
Ein gut trainierter Beckenboden kann dir zu intensiveren Gefühlen beim Sex und stärkeren Orgasmen helfen. Grund dafür ist die bessere Durchblutung der Muskulatur und die Fähigkeit, den Beckenboden gezielt an- und vor allem entspannen zu können.
Und in der Entspannung liegt der Genuss, wo wir bei Tipp Nummer 5 wären.
5) Bringe mehr Entspannung in deinen Alltag, denn Stress ist ein Lustkiller.
Wer ständig auf Zinne ist und sich keine ruhigen Momente gönnt, dem fällt es schwer, sich fallen zu lassen und einfach zu genießen. Klar, auch ein Quickie zwischendurch kann situativ erfüllend sein und sogar entspannend wirken.
„Aber schau, dass du Methoden im Alltag kennst, die dich runterbringen.„
Das kann Meditation sein, eine Routine mit Tee, Musik und einem schönen Roman oder auch eine Fußmassage durch deine Liebsten, wo wir wieder beim liebevollen Umgang miteinander wären. Eine Win-win Situation also.
6) Übung macht die Meister*innen.
Ich kenne wirklich niemanden, der als Adonis oder Venus geboren wurde und von Beginn der Pubertät Sexpertin oder Sexperte ist.
„Jeder Mensch darf behutsam seine Sexualität erkunden und üben.„
Deine sexuellen Bedürfnisse sind außerdem im stetigen Wandel, diese Hausaufgabe ist daher nie zu Ende. Zum Glück, denn sie kann dir lebenslang große Freude bereiten.
Etwas ausführlicher und intimer spreche ich über meine sechs Sextipps im Coaching-Video im Abo. Jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Erkunden deines Körpers und deiner Bedürfnisse. Bleib neugierig, bleib bei dir und genieße es!
In Liebe zum wundervollen weiblichen Körper,
deine Mirjam alias Doktorin Vagina
Wer mehr von Dr. Mirjam Wagner hören möchte, hüpft ins Abo. Hier findet ihr zu jedem Tipp die passende Übung, um diese direkt in den Alltag zu integrieren!
Über Dr. Mirjam Wagner:
Dr. Mirjam Wagner ist Gynäkologin und Gesundheitschoachin für ein positives Zykluserleben und Fragen rund um die weibliche Gesundheit, Zyklus, PMS und Verhütung. Sie ist seit über 10 Jahren Ärztin in der Frauenheilkunde und seit 2018 Fachärztin. Sie hat sich in Sexualmedizin, Ernährungsmedizin und Mind body Medizin weitergebildet und mit ihrer Website, der Gynsprechstunde einen Ort geschaffen, an dem sie die Medizin mit ihrem Wertesystem neu definieren kann.
Portrait Mirjam @ Patrick Lipke
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