Portait von Simone und eine Quote aus dem Artikel

Kolumne #embracethechaos: Thaimassage für mehr Energie

Was können wir nicht alles für unsere Energie tun? Yoga, Selfcare, kalte Duschen – oder zur Thaimassage gehen zum Beispiel. Habe ich ausprobiert. So richtig Wellness-Relaxing-Spatime war das nicht. Ein bisschen Angst hatte ich auch. Aber es hat mich irgendwie befreit.

Wenn man Mütter nach ihrer Energie fragt, ist das ungefähr so, als würde man in der Bäckerei nach Klopapier fragen. Energie gehört nicht zum Sortiment einer Mutter. Zumindest ist sie dauernd aufgebraucht, denn man geht ständig auf dem Zahnfleisch. Entweder weil das Kind gar nicht schläft, dreimal die Nacht wach wird oder besagte Zähne kommen. Weil das Einschlafen eine halbe Ewigkeit dauert, das Kind beim Autofahren kotzt oder einfach fünf Mal im selben Monat krank ist.

Wie wäre es mit einer Energiesteckdose

Mütter brauchen eine Art Energiesteckdose. Ich stelle mir die so vor wie diese Nagellampen, wo man seine Hand reinlegt und statt gehärteten Nägeln hat man sich einmal so richtig aufgeladen. Da es diese Lampe nicht gibt, probiere ich alles andere, was mir in die Quere kommt. Kundalini-Yogaübungen, bei denen man wildes Zeug mit den Armen macht, Atemübungen, Tanzen, Achtsamkeit, viel schlafen, viel trinken – und neuerdings auch Massage.

So stand ich an einem Samstagnachmittag sehr spontan mitten in Fingern in einem kleinen Ayurveda- und Thaimassage-Studio. Ich hatte schnell gegoogelt und telefonisch einen Termin ergattert. Bereits neben der Nummer auf der Website statt „hier kein Sex“. Na, Gott sei Dank, denn meine Energie, ihr wisst ja, auf dem Nullpunkt. So saß ich also da und wartete auf die Masseurin, die meine Energie, vor allem körperlich, wieder auf Touren bringen sollte. Außerdem hatte ich mir den Nacken verrenkt (beim Yoga unterrichten!) und wollte mich gern wieder nach rechts drehen. Ihr wisst ja, Mütter müssen überall Augen haben.

Die Masseurin hat schlechte Laune

Thai-Massage Studios sind ja interessante Läden. Es gibt immer eine komische Zusammenstellung an Accessoires, es blinkt, der Wellness-Faktor ist eher zero und meist steht irgendwo ein kleiner wackeliger Tisch, der keine Funktion hat. Die mir zugeteilte Masseurin hat keine gute Laune, das sehe ich auf den ersten Blick. Sagen wir es mal so, sie ist sehr streng. Während ich mich umziehe, fällt mein Blick auf das Schild in der Ecke mit der Aufschrift :„Keine Erotik“. Was muss das für ein Thema für diese armen Frauen sein, wenn hier überall Schilder hängen? Ich brauche wohl zu lange mit dem Ausziehen, denn es ertönt ein „fertig?“ und vor lauter Gehorsam schmeiße ich mich schnell auf die Liege. Mir geht mit Gesicht nach unten und in diesem Loch hängend immer sofort die Nase zu, darum atme ich wie ein Walross.

Was dann passiert, ist mir neu: Die Dame massiert, hämmert, klopft mit allem was sie hat. Wer hätte gedacht, was man alles mit Händen. Ellenbogen und Füßen (!) machen kann. Verrückt. Ich will ihr kurz erklären, dass ich Nackenschmerzen habe, aber sie ist in ihrem Element und ich habe ein bisschen das Gefühl, sie hatte Ärger und arbeitet sich an meinem Körper ab. Ich denke darüber nach, was es sein könnte: Blöde Kunden, laute Kinder, ein schlecht gelaunter Ehemann? Als sie den Ellenbogen am Schulterblatt ansetzt, jaule ich auf. Sie erhört mich kurz. Wirklich nur sehr kurz. Kein Kuschelkurs. Ihre Energie: Level up. Meine: Ich liege platt wie eine Flunder und versuche zu atmen. Weil sie soviel Kraft aufwendet, spüre ich schon jetzt wie ich diesen schönen Abdruck auf der Stirn bekomme.  

Mehr Schmerzen gleich mehr Energie?

Mir tut jede Stelle meines Körpers weh, ich versuche zu atmen. Das tut immer gut. Und ich versuche sie zu loben. Vielleicht ist die dann weniger ambitioniert, so meine Taktik. Wirkt nicht so gut. Mein Rücken ist so heiß, dass man drei Spiegeleier drauf braten könnte. Dann ist mein Arm dran, sie zieht – ok, gleich fällt er ab. Ist der linke, ich schreibe ja mit rechts.

Dann macht sie was ganz Verrücktes an den Fingern, es ist so ein dagegen Schnipsen mit gleichzeitigem Langziehen. Könnte eine Methode sein, die man früher bei unartigen Schülern angewendet hat. Dann die Beine. Oh mein Gott. Ich hatte das Gefühl meine Schlacken wurden nicht so richtig abtransportiert, das ist jetzt nicht mehr der Fall. Sie ist in Rage.

Der Energiepunkt am Oberschenkel

Rauf auf die Liege, wieder runter, Ellenbogen und dann zack, schlägt sie mir mit der Faust auf den Oberschenkel. Sehr nah am Po. Ich denke an das Schild. Ja, das könnte man falsch verstehen. Ich stelle mir vor, dass da ein wichtiger Punkt sitzt in Sachen Energie, der alles zum Fließen bringt. Ganz sicher. Ich spüre förmlich, wie es fließt. Und ein bisschen weh tut es auch.

Ich fühle mich tatsächlich eine Stunde irgendwie in professionellen Händen, habe ein bisschen Angst, bin freudig über meine Me-Time, könnte heulen vor Schmerzen, bin eingeölt wie ein fettiger Fisch und weiß noch nicht, was das mit meiner Energie macht.

So richtig Wellness-Relaxing-Spatime war das nun nicht. Aber es hat mich irgendwie befreit. Ich bin dankbar, gebe Trinkgeld, marschiere nach draußen, die Sonne scheint und als ich zuhause einen Tee trinke, denke ich mir: Auch wenn es keine Energiesteckdose gibt, so können wir jeden Tag irgendwas tun, was uns pflegt, gut tut und was uns hilft den Alltag für einen Moment zu vergessen.  

Alles Liebe,
deine Simone

1 Kommentar zu “Kolumne #embracethechaos: Thaimassage für mehr Energie

  1. Oh ja genau so fühlt es sich an 🤣 aber bei meine hat es sehr gut gerochen und die Musik war schön. Danach konnte ich weder sitzen noch liegen aber irgendwie hat es auch gut getan.

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