Portrait Annette Söhnlein

Interview mit Yogalehrerin Annette Soehnlein

Die symapthische Anusara Yogalehrerin Annette Soehnlein erzählt in diesem Interview, wie sie zum Yoga gekommen ist , warum sie sich auf die Führung des Lebens einlässt und was ihr dabei hilft, ganz sie selbst zu sein.


Annette, wie sah dein Weg zur Yogalehrerin aus:

Meine erste Yogastunde gab mir eine buddhistische Nonne Mitte der 1990er Jahre in Nepal, etwas in mir war entzündet worden und ich begann zurück in Berlin in einem Yogastudio Stunden zunehmen, befreundete mich mit der Besitzerin und arbeitete dort am Empfang. Sieben Jahre später gewann ich Geld in einer Fernseh-Quizshow und konnte mir damit meine Yogalehrerausbildung finanzieren. Es war damals das erste europäische Anusara Yoga Teachertraining. Der Bedarf an Yogalehrerinnen in dieser Linie war groß und ich begann direkt zu unterrichten. Es war nicht immer einfach mit zwei kleinen Kindern, aber das Leben und meine Freunde haben mich immer unterstützt. Mittlerweile unterrichte ich viel privat und unterstütze junge Lehrerinnen, lerne selbst immer weiter und freue mich über mein Leben mit Yoga.

Wie würdest du deine Persönlichkeit beschreiben?

Ich bin ein neugieriger, offener und humorvoller Mensch, ich bin eine gute Zuhörerin und Unterstützerin. Bei ungerechtem und unwahrem Verhalten werde ich schnell ungeduldig.

Was hat dir dabei geholfen ganz du selbst zu sein?

„Ich lasse mich auf die Führung des Lebens ein. Rückblickend kann ich sagen, dass auch die dunkleren Zeiten und das Zweifeln wichtig waren, um mich selbst zu erkennen.

Ich sehe mich nach wie vor nicht als angekommen, sondern auf dem Weg zu mir selbst. Neben meiner Meditationspraxis, bei der ich nach Innen hören lerne, hilft mir der Austausch mit meiner Kula, meiner Herzens-Gemeinschaft, meiner Familie und meinen engen Freunden.

Wie formt/verändert Yoga unsere Persönlichkeit?

Wenn wir unser Leben als Geschenk verstehen, ist Yoga wie ein Segen dazu. Meist beginnt der Weg des Yoga über den Körper und wir schließen Frieden, indem wir erkennen, was wir in der Lage sind zu tun. Wir nehmen uns an und dehnen langsam die Grenzen unserer Möglichkeiten aus. Wir beginnen Werte wie Freiheit, Mitgefühl und Stabilität zu verkörpern.

Das ist die Erkenntnis der Transformation: Ich gehe auf die Matte und bewege und ändere Energie in mir. Schicht für Schicht, Atemzug für Atemzug spüren wir die Verbindung zu etwas tief in uns. In diesem individuellen Prozess gibt es keine Verurteilung, keine Hast, kein Müssen, nur ein Dürfen. Es ist das Entdecken der absoluten Liebe, die wir in uns tragen und die uns trägt. In der Verbindung mit dieser wahren Liebe erinnern wir uns an unseren Wesenskern und werden zu der Person, wie wir gemeint sind.

Welche Yoga-Persönlichkeit hat dich auf deinem Weg beeinflusst?

Zunächst war das Beate Cuson, sie leitete das Kreuzberger Yogastudio in dem ich meinen Weg begann. Über Anusara Yoga entstand eine enge Freundschaft mit meinem Lehrer Todd Tesen, der mir den Philosphie Professor Dr. Douglas Brooks vorstellte. Neben Douglas Brooks sind vor allem Sally Kempton und Bill Mahony wichtige Lehrer auf meinem Weg. 

Hast du ein Lebensmotto?

You become the company you keep – so keep great company

Wenn du nur eine Übung/Asana machen könntest, welche wäre das und warum?

Ich liebe die Klarheit der Architektur in Trikonasana. Das Dreieck trägt die Qualitäten aller Elemente, die Stabilität der Erde in den Beinen, die Öffnung des Beckens das alle Körperteile fließend und spielerisch miteinander verbindet und das Feuer im Core um lang zu werden und sich aufzudrehen im Oberkörper. Daraus entsteht die Weite im Brustkorb und mit ihr die Möglichkeit tief zu atmen und sich im Körper und Bewusstsein auszudehnen.

Was möchtest du in deinen Stunden ausdrücken?

Jede/r ist willkommen beim Yoga. Es gibt kein richtig oder falsch, es gibt nur ein großes „Ja“ zum Leben. Und wir dürfen alle dankbar für unsere Einzigartigkeit sein und uns gegenseitig authentisch begegnen und unterstützen.


Über Annette Soehnlein:

Annette Soehnlein praktiziert seit Mitte der 90er Yoga, später kamen Meditation und Pranayama dazu. Seit 2005 unterrichtet sie in Studios, auf Festivals, in der Volkshochschule, in Seniorentreffs, Firmen und Basketballvereinen. Ihr Fokus liegt im Privatunterricht, wo sie individuell auf die/den Einzelne/n eingehen kann. Als zertifizierte Anusara Yogalehrerin unterstützt sie Lehrerausbildungen im deutschsprachigen Raum. Ihr Unterricht ist persönlich, zeitgemäß und traditionsverbunden.

Bilder @ Christian Hedel & Kristina Knast


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