Machen statt reden. Aus dieser Motivation heraus hat Bettina Schuler, Bestsellerautorin & Yogalehrerin aus Berlin, im Jahr 2014 damit begonnen, in einem Flüchtlingsheim Yoga zu unterrichten. Doch irgendwann hat sie gemerkt, es reicht nicht. Daraufhin hat sie die Organisation Citizen2be gegründet.
Es war der Gedanke, dass gerade unsere Gesellschaft, die es nach dem Zweiten Weltkrieg verpasst hat, ihre traumatischen Erfahrungen aufzuarbeiten und die noch immer darunter zu leiden hat, wissen sollte, wie wichtig es ist, zeitnah an Traumata zu arbeiten, damit sie nicht an Kinder und Enkelkinder weitergegeben werden. Citizen2be hat es sich zum Ziel gesetzt hat, Geflüchteten durch eine Yoga-Trauma-Therapie dabei zu helfen, sich gesund in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Das bietet auch für uns die Chance, an uns selbst und den eigenen Traumata zu arbeiten, um gemeinsam in einer friedvollen und gesunden Gesellschaft leben können.
Bettina, was braucht unsere Welt gerade am meisten?
Menschen in politischen Positionen, die angesichts der multiplen Krisen, in denen wir uns befinden einen kühlen Kopf bewahren und mit Weitsicht und Herzenswärme ihre Entscheidungen treffen.
Welchen Beitrag kann Yoga leisten – für den Einzelnen und für die Gemeinschaft?
Yoga kann uns allen in dieser schwierigen Zeit dabei helfen, den Kontakt zu uns selbst und zu unserer Intuition nicht zu verlieren. Corona, der Ukraine-Krieg, die drohende Klimakatastrophe: das alles ist beängstigend und hat insbesondere viele junge Menschen in eine psychische Krise gestürzt. Gerade unter Umweltaktivist*innen, die sich täglich mit der ökologischen Katastrophe auseinandersetzen, ist die diese sogenannte Klima-Angst sehr weit verbreitet. Yoga kann einem dabei helfen, den inneren Kompass zu bewahren und sich nicht komplett in dieser Angst zu verlieren. Diese Kraft des Yoga ist auch ein Aspekt, den wir bei meiner gemeinnützigen Organisation Citizen2be zur Verarbeitung von Traumata einsetzen.
Diese Verbindung zu sich selbst, zu den eigenen Bedürfnissen, Wünschen, Zielen, ist auch etwas von das die Gesellschaft profitiert. Denn Menschen, die mit sich einigermaßen im Reinen sind, haben kein Bedürfnis danach andere zu verletzten oder sich auf Kosten anderer zu bereichern.
Was ist für dich der wichtigste Aspekt am Yoga?
Die Selbstwirksamkeit.
Was macht Citizen2be und wie ist die Idee entstanden?
Citizen2be ist eine gemeinnützige Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat mit Körperarbeit wie Yoga, Mediation und Achtsamkeitstraining Frauen, Kinder und Jugendlichen dabei zu helfen, ihre Traumata besser zu verarbeiten. Denn ein Trauma setzt sich nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper fest und kann dort durch Gerüche, Berührungen, Geräusche, sogenannte Triggerpunkte jederzeit wieder ausgelöst werden. An diesem Punkt setzt unsere Arbeit an.
Entstanden ist diese Idee 2014, als ich begonnen habe in einem Heim für Geflüchtete eine wöchentliche Yogastunde zu geben. Dabei habe ich gemerkt, wie sehr das Yoga den Menschen dabei helfen kann, mit ihren Traumata umzugehen.
Wie kann Yoga traumatisierten Frauen helfen?
Wir geben den Frauen ein Tool in die Hand, mit dem sie sich selbst dabei helfen können, besser mit ihren Traumata umzugehen. Das Großartige daran ist, dass sie dadurch wieder Selbstwirksamkeit und Selbstkontrolle erleben. Etwas, das sie in der traumatischen Situation, über die sie keine Kontrolle hatten, verloren haben.
Was ziehst du aus dieser Arbeit?
Die Befriedigung ein Stück weit etwas dazu beigetragen zu haben, dass diese Welt eine bessere wird. Und das Gefühl als eines sehr privilegierten Menschen, der allein schon qua seiner Geburt mehrmals im Lebenslotto gewonnen hat, der Gesellschaft etwas zurückgeben zu können.
Wie bist du zum Yoga gekommen und welche Verpflichtung verbindest du mit dem Unterrichten?
Ich bin während der Schwangerschaft vor 16 Jahren zum Yoga gekommen und nie wieder davon weggekommen. Yoga ist für mich mehr als eine bloße Asanapraxis. Es ist eine Lebenseinstellung, die uns, wenn wir es wirklich ernst damit meinen, dazu verpflichtet wertschätzend mit unserer Umwelt, den Menschen und uns selbst umzugehen.
Yoga ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Was wünschst du dir für die kommenden Jahre, wenn es um die Entwicklung von Yoga geht?
Das die Menschen, die bisher keine Berührungspunkte mit dem Yoga hatten, sehen, dass es nicht bloß ein hipper Berlin-Mitte-Trend, sondern eine großartige Form der Körperarbeit ist.
Wie können wir es schaffen, dass die Welt zu einem besseren Ort wird?
In dem wir Yoga praktizieren. Und mit wachen Augen durch die Straßen gehen und mit den anderen Menschen gerade in diesen schweren Zeiten besonders nachsichtig und weniger wertend sind.
Was lässt dich nachts nicht schlafen?
Der Gedanke an mein E-Mail-Postfach ;-)
Was brauchen wir mehr?
Gegenseitige Wertschätzung, wache Geister, ein freundliches Miteinander und eine ordentliche Portion Humor.
Wenn Du einen Wunsch frei hättest, wäre das…
Mehr Zeit. Und natürlich die Rettung der Welt.
Über Bettina Schuler:
Bettina Schuler ist Bestsellerautorin, social Entrepreneur, Aktivistin, Yogalehrerin und Gründerin von citizen2be. Sie lebt in Berlin und hat mehrer Bücher veröffentlicht, darunter „Das Weltretter-ABC“ und „Think the Yoga Way“. Yoga ist für sie kein weiteres Fitnesskonzept, sondern ein ganzheitlicher Lebensweg, der sich sowohl im Umgang mit sich selbst als auch mit den anderen und unserer Umwelt widerspiegelt.
Über Cititzen2be:
Citizen2be ist eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, traumatisierten Frauen mit der Kraft des Yoga dabei zu helfen, ihre Traumata besser zu verarbeiten. Wir sind ein Team aus erfahrenen Yogalehrerinnen, einer Traumatherapeutin, einer Marketingexpertin, einer Anwältin und einer Grafikerin. Gemeinsam wollen wir die Welt mit Yoga zu einem besseren Ort machen.
Titelbild @Mathias Bothor
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