Guya Merkle zum Thema Neuanfang

Guya Merkle über Neuanfang, Vorbilder und nachhaltiges Engagement

Wir haben die Vieri-Gründerin, Gold-Aktivistin und Unternehmerin Guya Merkle zum Interview getroffen und mit ihr über Neuanfang und nachhaltiges Engagement gesprochen. 

Guya, was bedeutet für dich das Wort “Neuanfang”?

Loslassen, Vertrauen ins Leben und in sich selbst haben und mutig sein. Das dauert manchmal seine Zeit. Ein Neuanfang ist immer ein Prozess. So muss man das sehen. Es braucht Vorbereitung und ab einem Punkt muss man dann einfach springen. 

Wie oft musstest du bisher im Leben neu beginnen und was hast du daraus gelernt?

Als Wassermann-Frau fällt mir ein Neuanfang meistens nicht so schwer. Veränderung ist quasi meine DNA – meine persönliche Herausforderung ist es, eher mal dran zu bleiben und anzukommen. Aber um dieses Ankommen zu spüren, muss man natürlich sich selbst spüren. Bei jedem Neuanfang lerne ich mich deshalb besser kennen und hinterfrage auch vieles. Eine Auseinandersetzung mit sich selbst und eine ehrliche Reflektion mit sich sind daher unumgänglich und mein ständiges Learning. 

Titelbild @ Carolin Dunkel

Wer sind deine größten weiblichen Vorbilder?

Ganz persönlich ist das meine Großmutter. Sie hat mir  gezeigt, dass es nie zu spät ist, einen Neuanfang zu wagen und vor allem hat sie mir gezeigt, dass nichts vom Himmel fällt. Man muss hart arbeiten, wenn man seine Träume realisieren will. Das Wichtigste ist aber eben, dass es die Träume sind – dafür lohnt sich die harte Arbeit und erfüllt einen. 

Zudem ist einfach jede Frau für mich ein Vorbild, die sich aus ihren Zwängen befreit und für ihre Freiheit auf die Straße geht. Ich verneige mich vor all den Frauen, die um ihre und damit auch unsere Rechte und Existenz kämpfen. Denn wir sind nur frei, wenn wir alle frei sind. 

Was fasziniert dich bis heute am Rohstoff Gold?

Vor allem der Gedanke, dass dieser Rohstoff unzerstörbar ist. Er geht einfach nicht weg, man kann ihn nicht verbrennen, wegwerfen oder Ähnliches. Er ist immer da. Und wie faszinierend  ist bitte der Gedanke, dass in meinem Ring evtl. Gold von Kleopatras Ketten verarbeitet wurde? Gar nichts so abwegig, wenn man überlegt, dass dieser Rohstoff seit jeher immer wieder verwendet wird. 

Du stehst für großes nachhaltiges Engagement – was ist dein Antreiber?

Gerechtigkeit. Seit dem ich denken kann, ist das mein höchster Wert. Freiheit und Gerechtigkeit sind meine Antreiber. Ich denke, dass ist mir einfach angeboren. Ich kann einfach nicht akzeptieren, dass für des einen Wohl ein anderer Leiden muss. Das muss anders gehen. Davon bin ich überzeugt. Und um das zu zeigen, mache ich das was ich tue – jeden Tag mit sehr viel Hingabe. 

Wie hast du die Goldindustrie revolutioniert?

In erster Linie durch ständiges hinterfragen und dran bleiben. Mir ging es nicht darum, eine gute Marketingstrategie zu entwickeln, sondern wirklich Veränderung in ein sehr komplexes Feld zu bringen. Ich wollte nicht eine Studie hintereinander in Auftrag geben, mich nicht hinter Greenwashing verstecken, weil es einfacher war.

„Ich glaube, VERÄNDERUNG schafft man vor allem durch tun und nicht durch reden. Und es geht nicht um Perfektion, sondern darum, sich auf den Weg zu machen. Neue Wege auszuprobieren.“

Auch wenn man hier und da merkt, dass das vielleicht nicht funktioniert. Aber auch durch Rückschläge kommt man voran und so habe ich nach und nach Wege gefunden, die a) Dinge vor Ort wirklich verändern und b) auch wirklich aufklären. Auch wenn es nicht der bequemste Job ist, vieles immer wieder zu hinterfragen. But that’s the way!

Wie sieht die Arbeit der Earthbeat Foundation aus und was ist der World Gold Day, den du ins Leben gerufen hast?

Die Earthbeat Foundation arbeitet eng mit Goldminen-Communities an zukunftsträchtigen Lösungen. Wir haben die große Vision, Kleinbergbau durch alternative Einkommensquellen zu ersetzen. Alternativen, die die Communties selbstbestimmt und nachhaltig in die Zukunft bringen und damit auch die Natur regeneriert.

Unter anderem bauen wir Social Businesses im Bereich Imkerei und Permakultur auf und schließen Minen, um Land zu regenerieren und wieder nutzbar zu machen. 

Den World Gold Day habe ich ins Leben gerufen um Aufmerksamkeit für die Ressource zu schaffen und gleichzeitig einen anderen wichtigen Aspekt für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen zu stärken: Die Kreislaufwirtschaft.

Gold ist auch in Mobiltelefonen verbaut. Daher geht es darum diese fachgerecht zu entsorgen und nicht in den Hausmüll zu werfen oder in Schubladen zu horten. Alles was schon da ist, ist wichtig – vor allem um es immer wieder nutzbar zu machen und somit Ressourcen zu schonen. Gemeinsam mit Personen des öffentlichen Lebens rufen wir also genau dazu auf! 

Wie können wir als Konsumentinnen nachhaltig und fair agieren?

– Hinterfragen, wo etwas herkommt. 

– Den wahren Wert hinter Produkten verstehen und nicht auf „immer günstiger“ reinfallen.

– Schauen, was vielleicht schon vorhanden ist, um es umarbeiten zu lassen oder zurück in den Kreislauf zu geben. 

– Niemals aufhören, neugierig und offen zu sein.

– Konsum hinterfragen 

Was hat dir als Frau bei jedem Neuanfang geholfen?

Mein Bauchgefühl.

Was ist dein Lebensmotto?

Vertraue dem Prozess. Alles passiert, weil es passieren muss – solange wir uns ehrlich mit uns auseinandersetzen, sind wir auf dem richtigen Weg. Vertraue Dir!

Was tust du am Anfang eines neuen Jahres?

Ich bin da ganz klassisch – jedes neue Jahr ist für mich ein Neuanfang – ich setze mir Ziele und  versuche immer wieder neue Struktur reinzubringen. Das klappt genau eine Woche und dann holen mich das Leben und der Alltag ein. Deshalb versuche ich mich mehr und mehr in Gelassenheit.

Es ist alles ein Weg. Es geht nicht um Perfektion, um die beste Morgenroutine oder darum, sich selbst klein zu machen, wenn man mal wieder zu lange am Handy war und es nicht geschafft hat, zum Sport zu gehen.

Es geht um Selbstakzeptanz und Zufriedenheit und darum, sich selbst jedes Jahr ein wenig besser kennenzulernen.“

Das versuche ich. Und wenn ich merke, dass ich gerade nicht zufrieden bin mit mir, dann versuche ich es zu ändern. 

Ob am 1.1. oder am 14.5. Wir leisten so viel – jeden Tag – in einer immer verrückteren Welt. Darüber müssen wir uns bewusst werden und etwas sanfter mit uns umgehen lernen. 



Titelbild @ Carolin Dunkel

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