Sabine Lopez Sanchez in ihrer Kolumne #embracethechaos zum Thema Neuanfang

#embracethechaos: Ein Trip nach Hamburg, das alte Leben und Learnings fürs neue Jahr

Anfang Dezember musste ich beruflich für einen Filmdreh nach Hamburg. In die Stadt, die ich 6 Jahre meine Heimat nannte und mit wehenden Fahnen, einem vollen Umzugsauto, Tränen in den Augen und vielen Eindrücken im Herzen verließ. Was ich fand: Erinnerungen und die Einsicht, dass ein Neuanfang eine gute Wahl ist.

Wie es um mein inneres Navigationsgerät bestellt ist? Eher schlecht. Ich verlaufe mich auf der Stelle. Ohne Smartphone bin ich verloren. Doch was passiert, wenn wir das Verlaufen zulassen? Uns treiben lassen und nicht dauernd kontrollieren wollen?

Als ich damals Hamburg wegen eines neuen Jobs verließ und über die Elbbrücken aus der Stadt herausfuhr, liefen mir dicke Tränen übers Gesicht. Ich musste anhalten, weil der Blick so getrübt war. Das Umzugsauto vor uns, mit meinen Sachen drin und dem Exmann meiner Schwester am Steuer, fuhr davon.

Meine Schwester saß neben mir und fragte mich: Bist du dir wirklich sicher? Ich war sicher, felsenfest davon überzeugt, dass ich einen Neuanfang brauchte. Ich kehrte der Stadt den Rücken, weil ich glaubte, dass sie es war, die an meiner inneren Misere schuld war. Ich startete das Auto und erlangte die Kontrolle zurück. 

Hamburg hieß mich willkommen

Als der Zug Hamburg reinfuhr, machte sich ein Gefühl in meiner Brust breit, das ich lange nicht mehr gespürt hatte. Wohlig und warm und während der letzten 15 Minuten Fahrt dachte ich an so viele Dinge, die mir in dieser Stadt passiert waren – an Freunde, die mittlerweile nicht mehr in der Hansestadt wohnen, an Parties, Jobs, durchtanzte Nächte, vergangene Lieben und Affären.

Ich spürte, dieser Trip ist nicht nur zum Arbeiten da. Du bist noch aus einem anderen Grund hier. Nachdem ich also zwei Tage gearbeitet hatte, machte ich am dritten Tag frei.

Ich lief über den Isemarkt, fuhr mit der U3 meine Lieblingsstrecke bis zum Eppendorfer Baum und schaute in die Häuser. Ich stoppte an Brücken, starrte auf die Alster und ließ mich treiben – von der Stadt, meinem Gefühl und den Erinnerungen. Ich ging im Ændrè essen, fand Eppendorf gar nicht mehr spießig, schlenderte durchs Very Yoga, verpasste eine Yogastunde und entschloss mich, zur Infrarot-Sauna nach Winterhude zu fahren.

Auf dem Weg dorthin verabschiedete sich der Akku meines Smartphones. Ich war lost. Statt nervös zu werden, wurde mir klar: Du findest den Weg auch so. Du läufst einfach einen Umweg. Aber nach allem, was dir schon passiert ist, kommst du an.

Die Memory Lane durch mein vergangenes Leben

Ich lief eine sehr lange Straße entlang und während ich gedankenverloren zum Stehen kam, stand ich auf einmal vor der Praxis einer Psychotherapeutin. Es war die Praxis, bei der ich damals meine zweite Therapie begonnen hatte. Schlagartig sah ich alles vor mir und erinnerte mich, wie ich mich damals gefühlt hatte, wie wenig ich die Therapie verstand, es mir immer wieder den Boden unter den Füßen wegriss und wie ich mich damals in das Haus hinein und wieder hinaus schlich.

Ein paar Meter weiter war ich wieder etwas lost und erinnerte mich daran, wie wichtig es ist, dass wir um Hilfe bitten. Eine fremde Frau zeigte mir auf ihrem Smartphone den Weg. Ein paar Meter weiter stand ich vor der Praxis meines alten Physiotherapeuten. Oft lag ich tränenüberströmt vor lauter Schmerzen auf seiner Liege. Ein behutsamer Mann mit langen Haaren, der mir damals versuchte, klar zu machen, dass ich einen Gang runter schalten müsste.

Heute ist mir sehr klar, warum ich damals so Muskel- und Körperschmerzen hatte, damals war ich taub. Diese Straße, auf der ich die Orientierung verlor, war wie eine Memory Lane durch mein altes Leben, die mich daran erinnerte, was damals alles los war. 

Ich lief wie besessen und ich verstand

An der Infrarot-Sauna angekommen, hatte diese geschlossen. Statt mich zu ärgern, schlenderte ich weiter durch mein altes Viertel. Ich stoppte an einer Brücke, starrte aufs Wasser und entdeckte eine kleine Pizzeria, in der ich damals ein Date hatte. Zwischen Pasta und Vino gab es viele Zeichen, dass ich ihn wollte, er aber nicht – ich war also nicht nur taub, ich hatte auch italienische Tomaten auf den Augen.

Ich atmete die Stadtluft tief ein und wieder aus. 

Danach zog es mich zurück in die City. In der “Erste Liebe Bar” an der Michaelisbrücke aß ich den besten Karottenkuchen seit langem, dachte an meine Liebe und sah einem Pärchen beim Streiten zu. Ich lief weiter bis zur Brücke der Rathausschleuse, einer wunderschönen Ecke, direkt an den Alster-Arkaden. Ich hielt an, setzte mich auf eine Bank und hörte Jon Kenzie beim Spielen zu.

Da saß ich und auf einmal liefen mir dicke Tränen das Gesicht herunter. Vielleicht, weil ich auf einmal verstand, wie wichtig es ist, immer an sich selbst zu glauben. Egal, was die anderen sagen. 

Wir haben es in der Hand – das Leben und den Neuanfang

Und ich verstand in diesem Moment: Kein Ort der Welt ist für unser Glück verantwortlich. Und kein Mensch der Welt ist für unser Glück verantwortlich. Wir allein haben es in der Hand. Es ist unser Job, glücklich zu sein und das Glück für einen Moment zu spüren und festzuhalten. Es in die Länge zu ziehen, einzuatmen und dann ganz langsam wieder loszulassen.

Ich verstand, dass all diese Erinnerungen einen Grund haben und dass sie mir ein Stück weit zeigen sollten, wie weit ich in meiner eigenen Geschichte bereits gekommen war. 

Wir selbst bestimmen, egal wie beschissen die Umstände sind, wie gut es uns geht. Und genau das können wir an jedem Jahresanfang besonders gut üben. Mit einer neuen Ausrichtung, mit vielen kleinen Ritualen und einem frischen Mindset, denn wir erneuern uns dauernd.

Wir sind heute nicht mehr die, die wir vor sieben Jahren waren. Das Leben ist jetzt, das neue Jahr will gelebt werden. Und ja, wir dürfen die Vergangenheit, jeden Streit, jede Krise, jeden Zweifel loslassen.

Meine 5 Learnings von diesem Trip:

  1. Kein Ort ist für unser Glück verantwortlich.
  2. Es ist wichtig, dass wir andere Menschen um Hilfe bitten.
  3. Egal was passiert, du kommst an. 
  4. Wir verstehen das Leben rückblickend.
  5. Glaube an dich selbst, wenn du neu anfängst. 


Und natürlich: Let’s embrace life and its chaos!

Deine Simone

2 Kommentare zu “#embracethechaos: Ein Trip nach Hamburg, das alte Leben und Learnings fürs neue Jahr

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