#embracethechaos die Kolumne von Simone lopez sanchez

Kolumne #embracethechaos Mein Mantra: Du schaffst das!

Simone braucht ein Mantra, eines das sie trägt. Außerdem Mut, Kraft, einen langen Atem und weniger Perfektionismus. Eine Kolumne übers Stark- und Schwachsein, über die tollsten Freunde und ein Leben, dass macht, was es will.

Neulich schrieb mir eine Freundin, sie habe das Gefühl, der Januar sei nur so an ihr vorbeigerast. Ich habe zustimmend genickt. Auf Instagram habe ich folgenden Post in den Stories repostet: „January was a tough year, but we made it.“

Was für ein langer, grauer und intensiver Monat. Ich finde jetzt schon, der Januar reicht fürs ganze Jahr. 

Es ist viel los und das gefühlt auf allen Ebenen. Gesellschaftlich, politisch und in der Welt, aber auch im privaten. Wie immer, bedingt das eine das andere. Und wir haben im Januar entschieden, dass unser Abo-Modell nicht weiter geht. Auch das war komisch und hat sich kurz nach Versagen angefühlt.

Ich selbst bin wie ein Pendel – mal funktioniere ich, mal schwanke ich. Für mich wird im neuen Jahr nichts mehr so sein, wie es einmal war und ich muss erneut an viele Themen ran. Die innere Arbeit ist für essenziell wichtig, aber dieser Weg ist vor allem eins: anstrengend.

Ich habe viele Fragen: Was brauchen Kinder, um glücklich zu sein? Wie lange hält Schmerz an? Wie geht strategisch sein und weniger emotional? Woher kommt die Kraft? Was trägt mich? Was ist jetzt wirklich wichtig? Wie werden meine 40er?

Ich brauchte ein Mantra

An einem Morgen, an dem ich verheult in meiner Küche saß, wurde mir klar, ich brauche Hilfe und ein Mantra. Einen positiven Leitsatz, an den ich mich klammern kann. Zuerst dachte ich an den Satz: Alles wird gut. Den hätte ich auch für diesen Text schön gefunden, aber ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob alles gut wird. 

Viele tolle Menschen, um mich herum, wiederholten gebetsmühlenartig: Du bist stark, du schaffst das. Und ich dachte: Stark? Wer hat euch das erzählt? Es war und ist mir ein Rätsel, warum diese Menschen sich so sicher waren. Oder es noch sind. Aber ich begann darüber nachzudenken. 

Dann fragte mich jemand, der mir nahesteht: Wie willst du das schaffen? Ich sagte sehr ruhig und klar: „Es hilft mir nicht, wenn du mich fragst, wie ich es schaffen soll. Du musst mir sagen, dass ich es schaffe. Du musst an mich glauben, mich stark machen, es nicht in Frage stellen. Ich brauche Menschen an meiner Seite, die an mich glauben.“ Vielleicht war sie doch da die Stärke. 

Ich schaffe das. Komme, was wolle.

Seit dem 15.12. sage ich mir: „Simone, du schaffst das.“ Keine Ahnung wie, aber du schaffst das. Entweder sage ich es sehr müde in mich hinein oder aber ich bin voller Aufruhr und schreie das Fenster an, vor dem ich meditierend sitze. Oder ich stehe vor dem Spiegel sehe in meine Augen und sage dann: Du schaffst das. 

Auch wenn ich denke: Ja, wie denn? Ich schiebe den Gedanken, den Zweifel, wie eine verblichene Gardine zur Seite und schaue mit klarem Blick durchs Fenster. Denn unter dem Schmerz, der Überforderung und Verwirrung sitzt so ein Gefühl, es ist noch ganz in die Ecke gedrängt und es ist sehr klein und spricht leise, wie in dem Buch „Das kleine Wir“, dass ich meinem Sohn vorlese. Aber es ist da. 

Menschen, die helfen 

Was es aber braucht, dieses „Ich schaffe das-Mantra“ sind Menschen, die einem helfen. Was es dafür auch braucht, ist, die Fähigkeit diese Hilfe anzunehmen. Auch von Menschen, die man nicht kennt. Ich merke, dass es mir schwerfällt, oder es berührt mich so sehr, dass ich sofort los weine. 

So saß ich diesen Monat heulend bei dem süßesten Hausarzt, den die Welt kennt. Und stand ein zweites Mal heulend vor einem türkischen Werkstattbesitzer. Der Hausarzt bot mir nicht nur seine Hilfe an, er legte mir auch die Hand auf die Schulter und sagte: „Sie müssen jetzt ganz strategisch sein. Legen Sie sich zurecht, wie sie sich in ganz schwierigen Situationen verhalten wollen. Spielen Sie es mit einer Freundin durch. Bleiben Sie ruhig.“ Ich schluchzte: „Das ist ja mein Problem, ich bin ein emotionales Pulverfass.“

Aber als ich die Praxis verließ, war ich ein Stück erleichtert und wieder einen kleinen Step weiter. Ich begann die Meditationspraxis zu erhöhen, rannte wie eine Wilde durch den Wald und schrieb, was das Zeug hielt, in mein Journaling-Buch. Ich sprach mit Freundinnen und lernte mal wieder: Freunde sind alles, egal ob nah oder fern. Die eine weint mit dir, die andere ist für dich wütend, die nächste hört sich alles an und wieder eine andere schickt dir Hilfe. 

Nicht alles perfekt machen!

Neben einem abgelaufenen TÜV und vielen offenen Rechnungen hatte ich dann auch noch Autopannen, an einem Leasing-Auto bei dem der Vertrag auslief. Die Kommunikation mit der Werkstatt war zäh, ich dachte oft Barbara Schöneberger springt mit der versteckten Kamera aus der Hecke, aber wie alles andere auch, war es die Realität. 

Der Chef der Werkstatt wirkte unfreundlich am Telefon, ich bildete mir eine Meinung und ja, ich stritt ein bisschen mit ihm. Als ich ihn dann persönlich traf und heulend vor ihm stand, sagte er: „Sie wollen immer alles perfekt machen, aber das geht nicht. Ich will ihnen ja helfen.“ 

Ich liebe es ja, wenn Menschen, von denen man es nicht erwartet, auf einmal zu einer Art weiser Werkstatt-Buddha werden. Eine andere hätte vielleicht gedacht, hallo ich habe hier keine Psychoanalyse im Stehen gebucht. Ich dachte mir: Recht hast du. Aber deine Werkstatt ist trotzdem ein Chaos-Lädchen.

Mein Kind haute währenddessen mit einem Salatplastiklöffel (nachhaltig und recyclebar versteht sich), mit dem ich mangels Eiskratzer, die zugefrorene Scheibe des Mietwagens vom Eis befreit hatte, auf den Steinen rum. Ich bildete mir ein, dass er dachte: Mama ist eine Heuleboje. 

Oder aber er lernte in dem Moment: Mama ist mal stark, aber auch mal schwach. Und das ist ok so.

Kategorien Life

Simone ist Mama eines kleinen Jungen, leidenschaftliche Yoga- und Meditationslehrerin, Podcast-Gastgeberin, freie Autorin und PR-Beraterin und ihre große Liebe ist das Schreiben. Sie ist verantwortlich für alle Inhalte und Texte bei PersonalityMag.

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