Wie gehen wir ran an dieses neue Jahr? Schon wieder im Lockdown, die geliebten Yogastudios geschlossen und nicht mal der nächste Urlaub mit viel Sonnenschein lässt sich planen. Wir verraten euch, wie es uns damit geht und haben mit drei tollen Frauen gesprochen, wie sie das Ganze angehen. Herausgekommen ist ein kleiner Hilfe-Guide für den Jahresstart mit Tipps von Dr. Nina Roy, Dannie Qulitizsch und Dr. Janna Scharfenberg.
Wie planen wir das Unplanbare?
Als ich in unserem Redaktionsplan den Titel des Artikels mit „Wie planen wir das neue Jahr“ festlegte, schrieb meine weise Partnerin Sabine darunter „Wie planen wir das Unplanbare?“ Ich finde das trifft es sehr gut, denn wie planen wir etwas, dass sich nicht planen lässt. Und das wirft auch gleich die Frage auf: Sollen wir besser mal aufhören immer alles zu planen? Das rät uns nämlich Coach Julia Peters in ihrem Artikel. Sie sagt: Dieses Jahr einfach mal mehr zurücklehnen und sich bewusst keine Vorsätze machen. „Zurücklehnen“ ist das Stichwort, die Ungewissheit zu lassen. Und lernen loszulassen, so wie es uns im Dezember Katrin Gietemann schon mal erklärt hat.
Mir kommen dabei zwei Bilder in den Kopf: Zum einen eine Gruppe von Surfern, die sich von Ort zu Ort tragen lässt, mit den Wellen und der Natur geht. Die sich treiben lässt. Zum anderen eine Oma, die in ihrem Schaukelstuhl sitzt und sich kuschelig zurücklehnt. Die beiden Bilder stehen für meine Gegensätze im Kopf. Ich finde dieses Zurücklehnen super, denn ich glaube daran, dass das Leben schon weiß, wo es für uns hin gehen soll. Zum anderen ist dieses „zurücklehnen“ in meinem Kopf auch mit „das mache ich, wenn ich alt bin“ verknüpft. Verrückt, oder? Da wurde mir klar, ich muss Expertinnen befragen, wie die es machen.
Kontakthygiene, Quality Time einplanen & kein Fernsehen
Ich habe zu diesem Thema mit Dr. Nina Roy, TCM-Therapeutin und Ärztin für Allgemeinmedizin, gesprochen. Sie rät ihren Klientinnen, wenn von Außen zu viel Chaos einströmt und alles immer komplexer wird: Auszeiten einplanen. Gerne mit Tee, Yoga, lesen oder einfach Nichts- Tun. Ganz wichtig: Kein Fernsehen, bewusste Pausen von Social Media und das Handy ab 20 Uhr am Abend ausmachen. Ha, diese Regel hatte ich auch mal, ich fühle mich ertappt.
Nina sagt, es geht um die Zeitfenster, die wir uns schaffen und die wir als Quality Time verbringen. Zeitfenster nur für uns selbst und auch Zeit mit unseren Kindern, denn die leiden gerade besonders. Sie betont, wie wichtig es ist, dass wir nicht versuchen gegen das, was ist, anzukämpfen. Sie selbst nimmt sich einmal in der Woche für 2-3 Stunden frei – dieses Zeitfenster verplant sie nicht, aber reserviert es. Mega Idee, oder?
„Du kannst manches nicht ändern. Verändere den Fokus: Lerne jetzt endlich, wirklich im Moment zu leben.„
Ihr persönlich hilft die Arbeit, weil sie dem Tag Struktur gibt und den eigenen Selbstwert stärkt. Dazwischen, so sagt sie, braucht sie viele kleine und größere Pausen – am Tag, in der Woche und auch in der Monatsplanung. Gerade auf die Mittagspause legt sie viel Wert. Ihren Urlaub hat sie erstmal nur für den Sommer geplant.
Was ich sehr interessant finde: Seit diesem Jahr ist Nina auch sehr konsequent in der Kontakthygiene. Sie erzählt mir, dass sie sich nur mit Menschen verabredet, die sie angenehm findet. Wenn sie sich mehrfach nach Treffen nicht gut gefühlt hat, meldet sie sich nicht mehr. Warum? Um die eigene Energie zu schützen. Sie mag es nicht mehr akzeptieren, wenn Meinungen nicht toleriert werden.
„Ich bin ein positiver Mensch und sehe meistens das Gute in allem. Das bewahre ich mir gerade. Ich habe keine Angst über den Tod und unsere Vergänglichkeit zu sprechen – ich glaube, dass sich viele nicht damit beschäftigen und nun mit sehr vielen Themen konfrontiert werden. Persönlichkeitsentwicklung ist ja ein lebenslängliches Thema – das gehört bei mir einfach dazu.“
Am Ende erzählt sie noch, dass sie bei ihren Jogging- oder Spazierrunden immer freundlich grüßt und den Menschen ins Gesicht schaut. Nur selten kommt nichts zurück. Das sollten wir uns alle abgucken, finde ich. Sie sagt: „Ich bin voller Vertrauen, dass alles richtig gut wird und besser. Und ich möchte dieses Vertrauen in allen wieder wecken – es ist ein großes Geschenk und eine Chance, die wir gerade bekommen. Auch wenn scheinbar alles zusammenbricht.“
„Ob wir zusammenbrechen oder positiv bleiben – das ist unsere Entscheidung und die kann uns keiner nehmen. Go for it!„
Die Vision nicht aus den Augen verlieren und ein Gefühl definieren
Danach habe ich mit Psychologin und Coach Dannie Quilitzsch gesprochen. Sie hatte so schöne Tipps auf Lager in ihrem Zack,erleuchtet Artikel, das ich sie gleich noch mal fragen wollte. Ihr erster Gedanke war: Kann man das Unplanbare denn überhaupt planen? Und warum wollen wir das? Geht es nicht eher darum herauszufinden, was von dem, was wir uns wünschen in unserer Hand liegt und was wir dem Leben überlassen müssen? Wie schon John Lennon gesagt hat:
„Life is what happens while you are making other plans.“
Dannie rät uns ganz konkret, dass wir die eigene Vision und die eigenen Ziele nicht aus den Augen verlieren dürfen, auch wenn die Umstände aktuell nicht besonders planbar sind. Und gleichzeitig genau zu unterscheiden, was davon in unserer eigenen Verantwortung liegt, diese Vision umzusetzen und wo wir uns nur dem Leben überlassen können. Oder einfacher gesagt: „Wir haben letztendlich nur die Verantwortung über uns selbst – und das ist schon mehr als genug.“ Dabei hilft es auch, wenn ihr euch diese Fragen stellt: Wie schaffe ich es mit mir selbst in Frieden, in Freude, in Liebe zu sein? Wie kann ich mich selbst immer wieder in die Energie bringen, die ich mir auch im Außen wünsche?
Persönlich beginnt Dannie ihr Jahr immer damit, dass sie sich selbst fragt, in welchem Lebensbereich sie sich im nächsten Jahr wie fühlen will. Das finde ich mega, denn sie fragt nicht, was sie erreichen will im Außen, sondern, wie sie sich innerlich dabei fühlen will.
„In meinem Programm Love Yourself More orientieren wir uns an den fünf Lebensbereichen. (mehr dazu in ihrer Mini-Video Session “Friday I’m In Love” ). Für dieses Jahr habe ich mir zum Beispiel vorgenommen, mehr Leichtigkeit in mein Leben einzuladen – ohne spontane Trips ans Meer oder ausgelassene Abende mit Freunden in meinem Lieblingsrestaurant gestaltet sich das auch für mich anders – und genau darum muss ich mir diese Frage erneut stellen wann fühle ich denn diese Leichtigkeit? Was habe ich selbst in der Hand, um dieses Gefühl herzustellen? In der Natur, wenn ich Klavier spiele oder kreativ bin, wenn ich mit einer guten Freundin ein Gespräch über das Leben und die Liebe führe, wenn ich das Gefühl habe, etwas Sinnvolles zur Gemeinschaft beizutragen. Aber auch, wenn ich mich körperlich leicht und frei fühle.“
Konkret arbeitet sich die Psychologin und Beraterin dann durch die Lebensbereiche hindurch und fragt sich, was sie dafür tun kann. Im Bereich Wellbeing wäre das eine ausgewogene gesunde Ernährung und regelmässige Bewegung. Im Bereich Selbstverwirklichung zum Beispiel regelmässig kreativ sein.
Schnapp dir dein Notizbuch und notiere die folgenden Fragen von Dannie: Wie willst Du Dich im nächsten Jahr fühlen? Was kannst Du selbst dafür tun? Vielleicht können diese Fragen, wie ein Wegweise für das nächste Jahr sein.
„Fokussiere Dich auf das Planbare. Dann ist das Unplanbare auch einfacher anzunehmen.“
Nach innen schauen und Leitplanken definieren
Wisst ihr, wer auch immer richtig gute und vor allem ehrliche Tipps hat? Dr. Janna Scharfenberg, Ärztin, Ayurveda-Exertin, Podcasterin, Yogalehrerin, Gesundheits- und Ernährungscoach. Ich habe mich gefragt, wie Janna wohl bei den vielen Aufgaben mit ihrem Unternehmen und ihrer kleinen Familie das neue Jahr angeht. Ganz spannend finde ich, dass sie unter anderem eine ambulante Pancha-Karma-Kur gemacht hat.
„Das neue Jahr wurde wahrscheinlich noch nie so stark herbei gesehnt wie dieses Mal, denn wir alle tragen wohl auf unsere ganz individuelle Art den Wunsch nach einem Neuanfang in uns. In einer Zeit, in der soviel Unsicherheit herrscht und soviel im Aussen los ist, ist wohl das kraftvollste Tool nach Innen zu schauen.“
Janna lädt dich dazu ein, dich ganz bewusst zu fragen, was du jetzt gerade brauchst? Wie kannst du es dir leicht machen? Und wie den Alltag mit kleinen Dingen so schön wie möglich gestalten? Schreib dir auch diese Fragen auf und beantworte sie in einer ruhigen Minute.
„Egal, was dein Herz erfreut- lass es nun ganz bewusst in dein Leben!“
Janna erzählt auch wie es bei ihr persönlich ist: „Meine grösste Lektion aus 2020 ist, dass wir zwar fleissig Pläne schmieden können, das Leben aber meist seinen ganz eigenen Weg für uns einschlägt. Mir hilft es daher Pläne als eine Art Leitplanke oder auch Kompass zu sehen, die mir zwar eine gute Richtung vorgeben, mir aber dennoch mehr eine grobe Orientierung als konkrete Navigation sind. Das hilft offen zu bleiben, vielleicht ganz neue Wege einzuschlagen und auf Unplanbares etwas flexibler reagieren zu können. Ich weiss, dass ist leichter gesagt als getan, aber ich versuche mich immer wieder darin und es wird stetig ein bisschen besser.“
Hier ist unser kleiner To-Go-Guide für dein Jahr 2021:
- Plane Auszeiten und Quality-Time ein. 2-3 Stunden die Woche, aber lass dir offen, was du in dieser Zeit machst.
- Verliere deine Visionen und Wünsche nicht aus den Augen
(Schau dir dafür auch unseren Artikel zum Thema Vision Board an). - Nutze Pläne als eine Art Kompass, aber bleibe flexibel.
- Achte auf deine Kontakte, treffe dich nur mit Menschen, die dir gut tun.
- Frage dich, wie du es dir einfach machen kannst.
- Sei freundlich zu anderen Menschen.
- Frage dich, wie du dich in einem bestimmten Bereich deines Lebens fühlen möchtest.
- Ändere deinen Fokus und versuche im Moment zu sein.
- Achte auf gesunde und regelmäßige Ernährung und ausreichend Bewegung.
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Titelbild @ Fotografierende via Unsplash
Portrait Dannie @ Jamie Peralta
Portrait Janna @ https://www.alyaesch.com
Portrait Nina @ Lars Hammesfahr
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