Der Wunsch nach einem Kind ist groß, aber es ist gerade kein passender Partner da? Beim Social Freezing werden Eizellen eingefroren und so die Fruchtbarkeit bewahrt. Wir haben mit der Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Dr. Corinna Mann aus München gesprochen.
Frau Dr. Mann, was passiert beim Social Freezing?
Social Freezing bedeutet, Eizellen aus nicht medizinischen Gründen einzufrieren. Die Möglichkeiten, Eizellen einzufrieren, ist durch die neuere Technik der Vitrifikation immer besser geworden, so dass in den letzten Jahren die Nachfrage immer mehr steigt. Aus medizinischen Gründen wie beispielsweise aufgrund einer geplanten Chemo- oder Bestrahlungstherapie bei Krebs werden schon länger Ei- und Samenzellen eingefroren. Das Verfahren ist sehr sicher. Die Fehlgeburtsraten sowie das Trisomie-Risiko steigen durch die Gefrierlagerung nicht an. Wenn sich eine Frau also mit 25 Jahren für Social Freezing entscheidet, haben die Eizellen auch mit 40 Jahren noch eine genauso hohe Schwangerschaftschance wie zum Zeitpunkt des Einfrierens.
Wie viele Eizellen werden beim Social Freezing entnommen?
Das ist abhängig vom Alter der Frau und der vorhandenen Eizellreserve. Im Durchschnitt können ca. 10 bis 12 Eizellen entnommen werden, bei manchen nur 3 bis 4 und bei anderen über 20 Eizellen.
Was müssen Frauen vor der Behandlung beachten – gibt es eine Hormonbehandlung vorab?
Die Hormonstimulation erfolgt im selben Zyklus. Eine hormonelle Vorbehandlung ist nicht notwendig. Die Einnahme von Folsäure ist wichtig und die Beachtung einiger Lifestyle-Faktoren.
Die hormonelle Stimulation erfolgt mit Medikamenten, die sich die Frauen selber jeden Abend spritzen. Dadurch werden mehrere Eizellen zum Wachsen angeregt. In der Regel dauert die Stimulationsphase 9 bis 12 Tage. Das stetige Wachstum wird mit Ultraschallkontrollen und Blutabnahmen etwa ab dem 7. Stimulationstag alle 2-3 Tage überwacht. Meistens sind insgesamt 2-3 kurze Kontrolluntersuchungen am Morgen notwendig. Wenn die Eibläschen groß genug sind, werden der Tag und die Uhrzeit der Eizellentnahme festgelegt.
Was sind Vor – und Nachteile der Methode?
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Die Fruchtbarkeit der Frau kann bewahrt und zeitlich verschoben werden. Der Aufwand ist nicht gerade gering, man muss schon etwas Zeit mitbringen. Zudem sind eine kleine Narkose und eine OP erforderlich.
Warum nutzen Frauen am häufigsten die Social Freezing-Methode?
Die meisten Frauen sind Ende 30 und nutzen die Methode, weil es gerade keinen passenden Partner gibt, um den Kinderwunsch zu erfüllen. Es ist weniger die Karriere, die die Frauen dazu veranlasst.
Gibt es so etwas wie den perfekten Zeitpunkt?
Ja, das perfekte Alter liegt irgendwo zwischen Mitte 20 und 30 Jahren. Rein biologisch gesehen ist die optimale Zeit, schwanger zu werden, mit Anfang 20. Ab 35 Jahren sind die Chancen auf eine spontane Schwangerschaft auch bei völlig gesunden Paaren nur noch etwa halb so hoch wie mit Anfang 20. Mit Anfang 40 werden Frauen rein rechnerisch nur in etwa 5 % der Zyklen schwanger.
Wie hoch sind die Schwangerschaftschancen mit Social Freezing?
Das ist sehr abhängig vom Alter und wie viele Eizellen eingefroren werden. Bei unter 35-jährigen Frauen und ca. 20-30 Eizellen die eingefroren werden, gibt es eine 90% Chance. Das Ziel ist, genug Eizellen zu gewinnen, damit die Chance auf eine spätere Schwangerschaft hoch ist. Gleichzeitig gibt es leider keine Garantie, dass die Befruchtung nach dem Social Freezing erfolgreich sein wird.
Was passiert mit den Eizellen – wo und wie lange werden diese gelagert?
Die Eizellen werden punktiert und in flüssigem Stickstoff eingelagert. Dort können sie beliebig lange gelagert werden. Biologisch gesehen sollte die Rückgabe der Eizellen bis 49 Jahre erfolgt sein.
Wie viele Eizellen überleben beim Einfrieren?
Ca. 95% der aufgetauten Eizellen überleben. Danach wird befruchtet und es bleiben ca. 80% über. Das heißt, es werden in der Regel viele Eizellen benötigt, um die Chancen zu erhöhen, denn nur wenige befruchtete Eizellen entwickeln sich auch zu einem Embryo.
Wie hoch sind die Kosten für Social Freezing?
Das kommt auf die Reserve der Frau an und darauf wie viele Medikamente bei der Behandlung verabreicht werden. Man kann sagen ca. 2.000 bis 3.000 Euro pro Zyklus, von denen mehrere notwendig sind. Im Durchschnitt werden mindestens 2-3 Zyklen benötigt.
Gibt es Risiken?
Eine hormonelle Behandlung birgt immer auch ein Risiko und es kann ein operativer Eingriff (bei Blutungen etc.) notwendig sein.
Warum ist es ihrer Meinung nach wichtig die Methode umzusetzen?
Social Freezing ist meiner Meinung nach ein wichtiger Baustein für Frauen ohne Partner, die einen Kinderwunsch haben und verschieben wollen, weil es sonst ab 42-43 Jahren einfach sehr schwierig wird.
Über Corinna Mann:
Dr. med. Corinna Mann ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Schwerpunktbezeichnung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. In ihrer spezialisierten Privatpraxis betreut Sie und ihr Team Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch und Hormonstörungen.
Titelbild @ Alice Pasqual
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