Portrait von Nadja Juric auf einem HG Bild mit Frau im Bett liegend

Persönlichkeit als Einfluss-Faktor auf unsere Gesundheit

Persönlichkeit und Gesundheit: Haben Persönlichkeitsmerkmale einen Einfluss auf biochemische Vorgänge und auf die Gesundheit? Spielt es eine Rolle, wie wir uns verhalten und was wir denken? Ja, sagt die Gesundheits-Coachin & Heilpraktikerin Nadja Juric in ihrem spannenden Artikel.

Dass unser Verhalten und unser Denken Einfluss auf unsere Gesundheit haben, ist in der westlichen Zivilisation inzwischen kein Geheimnis mehr; auch im Rahmen der modernen Forschung findet diese Annahme zunehmend Beweiskraft und Akzeptanz. Doch was steuert unser Verhalten, wie vielseitig ist es und wovon ist es abhängig? Worauf ist unser alltägliches Verhalten zurückzuführen? Das Rätsel liegt in unserer facettenreichen Persönlichkeit. Denn die Persönlichkeit ist das, was den Menschen in seinem Verhalten, in seiner Individualität und in seinem Charakter so einzigartig macht. 

Die Big Five-Persönlichkeitseigenschaften

Fast 18.000 Begriffe existieren in unserem Sprachgebrauch, die Persönlichkeitseigenschaften von Menschen zu beschreiben. In den 40er Jahren gelang es zwei US-Forschern, all diese Eigenschaften zu gruppieren und letztlich auf 5 Hauptmerkmale – die „Big Five“ – zu reduzieren:

  1. Offenheit (Neugierde, Interesse, Offenheit, Phantasie)
  2. Gewissenhaftigkeit (Zuverlässigkeit, Organisation, Strukturiertheit, Disziplin, Durchhaltevermögen)
  3. Extraversion (Kontaktfreudigkeit, Positivität, Spontanität, Durchsetzungskraft, Mut)
  4. Verträglichkeit (Freundlichkeit, Warmherzigkeit, Hilfsbereitschaft, Empathie, Harmonie)
  5. Neurotizismus (Emotionale Stabilität und Umgang mit negativen Erlebnissen/ Situationen)

Jedes dieser Merkmale ist bei jedem Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt; ihre jeweiligen Kombinationen prägen jeden von uns individuell in Charakter und Verhalten. Noch heute stellt das Big-Five-Schema die bewährteste Grundlage der modernen Persönlichkeitsforschung dar. Psychologen nutzen das Modell, das individuelle Persönlichkeitsprofil systematisch zu erfassen und dessen Einfluss auf unser Leben zu analysieren.

Das Stresshormon Kortisol

Die Korrelation mit biochemischen Vorgängen in unserem Körper ist hierbei – in Hinblick auf unsere Gesundheit – von besonderem Interesse: Das allbekannte „Stresshormon“ Kortisol reguliert, wie wir reagieren, wenn wir eine körperliche Belastung erfahren oder psychisch unter Druck geraten; ein Persönlichkeitsmerkmal, das im Modell dem Neurotizismus zugeschrieben wird. Je nach Stresssituation ist die Ausschüttung dieses Botenstoffs bei allen Beteiligten keinesfalls gleich, sondern ist maßgeblich beeinflusst von der Ausprägung des jeweiligen Persönlichkeitstypen. Das bedeutet auch, dass jede Erfahrung und Empfindung von „Stress“ sehr subjektiv und individuell ist.

Der Zusammenhang von Persönlichkeit und Gesundheit wird hier sehr deutlich: Menschen, die von Natur aus ein gehemmtes Temperament haben, ängstlich und besorgt sind, nehmen ihre Umwelt schneller als bedrohlich war und reagieren daher in Stresssituationen schneller ängstlich mit folglich höheren Mengen an freigesetzten Kortisol. Diverse Studien und Forschungsergebnisse zeigen, dass eine anhaltend hohe Menge an Kortisol in unserem Körper unser Immunsystem schwächt, unseren (Hormon-)Stoffwechsel überstrapaziert und die Regeneration stört, kurz gesagt: uns krank macht. 

Das Glückshormon Dopamin

Anders ist es mit dem so genannten „Glückshormon“ Dopamin, der eine zentrale Rolle im körpereigenen Belohnungssystem spielt und damit den Charakterzug Extraversion fördert. All die Dinge, die uns glücklich machen, wie z.B. Sport, Hobbys, Musik und soziale Kontakte beeinflussen die Ausschüttung des Hormons. Als Neurotransmitter unterstützt es im Gehirn nicht nur die die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, es fördert zudem die gesamte Durchblutung im Körper und beeinflusst insgesamt neben körperlichen auch geistige Prozesse. Dazu gehören die Konzentration sowie Empfindungen wie Mut, Antrieb und Lebensfreude. Kurz gesagt: Es macht uns glücklich und gesund.  

Eins lässt sich nicht leugnen: Noch bevor wir uns unserer eigenen Persönlichkeit überhaupt bewusst werden, wurde sie schon geprägt und geformt; vor allem durch unsere Erfahrungen im Mutterleib und in der Kindheit, teilweise wird sie uns sogar genetisch mitgegeben. Die gute Nachricht ist dennoch, dass sich unsere Persönlichkeit mit den Lebenserfahrungen, die wir täglich machen, stetig weiter entwickelt. Wir haben also die Chance, die weitere Ausprägung unserer Persönlichkeit aktiv und bewusst mitzugestalten. Die beiden oben genannten Beispiele zeigen: So wie Persönlichkeitsmerkmale die biochemischen Vorgänge, das Verhalten und die Gesundheit beeinflussen, so kann im Umkehrschluss die Gestaltung unseres Alltags und die damit einhergehende Wirkung auf körperlicher und mentaler Ebene unsere Persönlichkeit formen. 

90% unserer Handlungen sind unbewusst

Wie gelingt uns dies nun? Viele Menschen kennen durchaus ihre ausgeprägtesten Persönlichkeitsmerkmale. Sie wissen, was ihre Stärken und was ihre Schwächen sind, doch die wenigsten sind sich dessen bewusst, wie sehr sie unser alltägliches Verhalten und allem voran unsere Gesundheit steuern. Über 90% unserer alltäglichen Handlungen verlaufen unbewusst, geprägt von unserem Charakter. Tag für Tag durchlaufen wir die gleichen Gedanken und Verhaltensmuster, verfestigen diese – und das ohne, dass wir es merken. Es ist inzwischen bekannt, dass viele körperliche und seelische Beschwerden durch schlechte Gewohnheiten hervorgerufen werden. Denn Krankheit ist das Medium, durch das unser Körper mit uns spricht, wenn uns etwas nicht gut tut.

Mit Achtsamkeit raus aus Automatismen

Eine bewährte Methode, um herauszufinden, welche unserer Charaktereigenschaften uns nähren und welche uns schaden, ist die Praxis der Achtsamkeit: Im Augenblick der Achtsamkeit kann es uns gelingen, für einen kurzen Moment aus dem Teufelskreislauf des Automatismus auszubrechen – stattdessen die Beobachterperspektive einzunehmen und jegliche Form der subjektiven Empfindung beiseite zu legen. Sich ohne Schranken der Wertigkeit in Kontakt mit sich selbst zu treten. Denn mit sich selbstverbunden zu sein bedeutet, die Signale zu verstehen, die unser Körper uns sendet. Mit sich selbst verbunden zu sein bedeutet nicht nur zu erkennen, wer wir sind, sondern auch, wer wir sein möchten. Nur wenn wir achtsam im Umgang mit uns selbst sind, gelingt es uns, Abhängigkeiten zwischen unserer Persönlichkeit, unseres Verhaltens und damit einhergehend unserer Gesundheit zu durchleuchten.  

Eine klassische, aber dennoch sehr effektive Achtsamkeitsübung ist der Body Scan. Hierbei wird der gesamte Körper erfasst indem wir gedanklich – in einem Moment der Ruhe – den Körper von Kopf bis Fuß abtasten. Der Body Scan dient der Verbesserung der Körperwahrnehmung, in jeder Situation kann dieser angewendet werden um zu fühlen, wie es uns in diesem Moment geht. Mit seiner Hilfe kann eine bessere Beziehung zwischen Körper und Geist erlernt und gefestigt werden. Eine wunderbare Übung, die jeden Persönlichkeitstypen bereichert und jeden Charakter in Richtung Gesundheit lenken kann.  


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Titelbild @ Chase Yi via Unsplash
Portrait Nadja Juric @ Endrit Gega

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