Heute ist der Tag der mentalen Gesundheit. Wir wollen darauf aufmerksam machen, wie schwer es ist, mit psychischen Erkrankungen umzugehen, sie zu erkennen und zu begleiten. Wir erklären dir im Artikel, was du tun kannst, wenn deine beste Freundin psychisch krank ist und eine schwere Zeit durchmacht.
Es ist fast genau 9 Jahre her als ich die Diagnose Depression bekam. Sie war damals ein Hammer vor den Kopf. Sie klang nach Endstation. Das wird nix mehr mit dir und einem glücklichen oder gar gesunden Leben. Dem war nicht so – aber es war eine Diagnose, die nicht nur mich, sondern auch Freunde und Familie aufgerüttelt hat.
Der Umgang mit psychischen Erkrankungen
In den letzten neun Jahren hat sich in Deutschland viel am Umgang mit Depressionen und psychischen Erkrankungen verändert. Wir sind aufgeklärter, seit sich Prominente wie Kurt Krömer und Nora Tschirner geoutet haben. Wir hören Podcasts und lesen Artikel darüber. Wir sprechen nicht mehr von einer „nervlichen Erkrankung“, we name it. Und wir reden offen darüber, dass wir in Therapie gehen. Wir wissen mehr über die Krankheitsbilder und können zumindest nachlesen, wie sich Betroffene fühlen. Dennoch sind psychische Krankheiten weiterhin ein Stigma, nur die wenigsten sprechen im Freundes- oder Bekanntenkreis darüber und lieber verheimlicht man, was es da mal für eine Erkrankung gab.
Für Betroffene ist vor allem ein stabiles Umfeld wichtig. Das bedeutet eine Familie zu haben, die die Krankheit akzeptiert, keinen Druck aufbaut und einfach nur da ist. Die zeigt, wir lieben dich, auch wenn das jetzt gerade schwer ist und stehen das irgendwie durch. Fragen danach, wie lange denn so eine Therapie geht und warum man immer noch nicht wieder richtig arbeitet, sind keine große Hilfe. Alles sollte so erwartungs- und druckfrei wie möglich sein. Da die eigene Familie irgendwie auch immer involviert ist, tut vielen Betroffenen in dieser Zeit auch etwas Abstand gut. Auch darum sind Freunde in dieser Zeit so wichtig. Und es sind diese Momente im Leben, die uns zeigen, dass wir mit dieser Freundin eben nicht nur durch die Clubs ziehen können, sondern dass es auch die schwierigen Momente sind, die geteilt werden können.
Was Freunde tun können
Was, also tun, wenn die beste Freundin oder eine gute Freundin krank wird? Ich glaube, ganz essentiell ist es, da zu sein und Interesse zu zeigen. Da sein, im Sinne von, ich sehe dich, den Schmerz, ich verstehe das und gehe ein kleines Stück mit dir. Und ich bin deine Freundin, egal ob du gerade eine Badass-Mom, die toughe Business-Lady oder eben ein Häufchen Elend bist. Denn das ist doch das schönste Geschenk, das uns jemand nimmt, so wie wir sind. Gleichzeitig kann eine Freundin niemals die Last einer Erkrankung schmälern oder sie mit tragen, daher gilt auch hier ein gesunder Abstand. Umso wichtiger ist es zu wissen, dass die Freundin in professionellen Händen ist und Hilfe erfährt. Wenn die betroffene Freundin das nicht möchte, ist es gut immer wieder darauf hinzuweisen. Vielleicht hilft auch eine Telefonseelsorge, das Infotelefon der Deutschen Depressionshilfe oder ein Programm wie couch now bis ein Platz bei einem Therapeuten frei wird.
Wichtig ist zu verstehen, dass sich ein depressiver Mensch nicht anstellt oder sich einfach mal zusammenreißen muss. Sätze wie diese helfen nicht dabei die Krankheit los zu werden, sondern machen sie eher schlimmer. Es ist vielmehr das Verständnis, dass dabei hilft, wieder zu sich selbst zurück zu finden. Da wir alle tatkräftig und voller Elan durchs Leben schreiten, kann es schon mal schwer fallen, zu verstehen, warum bei der Freundin alles ganz langsam passiert oder sie weicher und verletzlicher ist. Manchmal kann es schon eine schöne Geste sein, jemandem ein Taschentuch zu reichen, denn Tränen fließen in dieser Zeit oft und viel. Und am wichtigsten ist es zu merken, da ist jemand, der mir zuhört. Die Gründe für mentale Probleme sind vielfältig. Von Stress über Hormonmangel bis hin zu einer geerbten Veranlagung gibt es viele Faktoren, die unsere Psyche negativ beeinflussen. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Verständniskette: Es hat nichts mit versagen zu tun.
Präsent sein und Unterstützung anbieten
Wer in der gleichen Stadt wohnt, der kann die Freundin mit einem netten Besuch, einer Tasse Tee oder einem Stück Kuchen besuchen. Etwas, das Wärme spendet. Die Freundin muss nichts tun und wenn sie gerade keinen Besuch will, lässt man das Stück Kuchen vor der Türe liegen. Wer in einer Depression steckt, der fühlt sich allein, teilweise auch verlassen und geht in seinen Gedanken nicht immer vom Besten aus, daher hilft es, positive kleine Zeichen bekommen. Wenn die Freundin nicht direkt um die Ecke wohnt, dann freut sie sich über einen Anruf, in dem man fragt, wie es ihr geht und auf sie eingeht. Alle Probleme, die einen selbst betreffen, sollte man hier außen vor lassen. Und noch besser als der Anruf, je nachdem, wie es der Person geht, in den Zug oder Flieger steigen und die Freundin besuchen. Vielleicht mit einer Übernachtung bei ihr oder im Hotel aber mit dem klaren Zeichen – ich bin für dich da und dieses Wochenende machen wir uns eine gute Zeit. Denn das baut auf und ein Wochenende mit einer Freundin schenkt Kraft.
Sport und regelmäßige Bewegung sind ein essentieller Bestandteil auf dem Weg in ein gesundes Leben. Vielen fällt es schwer sich zu motivieren oder den Anfang zu finden. Gemeinsame Spaziergänge oder Joggingrunden sind perfekt – man verbringt Zeit miteinander, ist an der frischen Luft und kann sich dabei noch unterhalten. Wenn du also selbst gerne Sport machst und dich bewegst, dann nimm deine Freundin mit, lauf bei ihr vorbei oder buche eine gemeinsame Yogaklasse oder geht zum Pilates, Schwimmen oder in ein Fitnessstudio. Vielleicht hast du auch gerade eine tolle Art zu atmen entdeckt, übst zu meditieren oder warst in einem Breathing-Workshop – dann lass deine Freundin daran teilhaben.
Es hilft, der eigenen Freundin immer wieder Hilfe anzubieten. Auch wenn diese ausgeschlagen wird, lohnt es sich hartnäckig dran zu bleiben. Denn die Krankheit verschleiert vieles, trübt den Blick und was man vielleicht am einen Tag ausgeschlagen hat, darüber würde man sich am nächsten Tag freuen. Die Stimmung und auch die Emotionen sind oft wechselhaft und oft weiß man selbst nicht, was gerade gut für einen ist. Wer es gemeinsam schafft durch diese Zeit zu kommen, den erwartet sicherlich eine lange Freundschaft. Wenn die Freundschaft aufgrund der Erkrankung, die eine schwierige Situation darstellt, auseinandergeht, dann sollte man auch damit seinen Frieden schließen.
Alles Liebe,
deine Simone
Wenn du psychische Probleme hast, empfehlen wir dir einen Psychotherapeuten zu Rate zu ziehen. Als Sofortmaßnahme ist es möglich, eine Notfall-Aufnahme in einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie aufzusuchen. Hier findest Du eine psychiatrische Klinik in Deiner Nähe.
Titelbild @ Womanizer
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